„Lage von Christen schwierig bis bedrohlich“
Der Einsatz für Religionsfreiheit ist ein wichtiger Bestandteil wertegeleiteter Außenpolitik, zu der sich die Koalition aus Union und FDP verpflichtet haben, betont Volker Kauder, der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, in einem am Montag, 7. März 2011, erschienenen Interview mit der Wochenzeitung „Das Parlament“. Die Themenausgabe trägt den Titel „Afrika - Kontinent im Aufbruch“. Kauder weist darauf hin, dass die Lage für Christen in Ägypten, Nigeria und im Sudan „schwierig bis bedrohlich“ sei. Das Interview im Wortlaut:
Der Anschlag in Alexandria, Verfolgungen in Nigeria, massenhafte Emigration von sudanesischen Christen aus dem Norden in den Süden: Ist Christsein in Afrika besonders gefährlich?
In vielen Ländern werden Christen diskriminiert oder verfolgt. Das gilt für Teile Afrikas ebenso wie für den Nahen Osten oder für Teile Asiens. Auf dem afrikanischen Kontinent ist die Lage in Ägypten, Nigeria und im Sudan schwierig bis bedrohlich. Ähnlich sieht es in Eritrea oder Somalia aus. Die Menschenrechtsorganisation „Open Doors“ hat für diese Länder gravierende Einschränkungen der Religionsfreiheit ausgemacht. Der aktuelle Weltverfolgungsindex zeigt: 14 der 50 Länder mit der stärksten Christenverfolgung liegen in Afrika.
Wie hat sich die Situation entwickelt?
Die Diskriminierung von Christen ist kein neues Phänomen. Gewalt hat es in der Vergangenheit immer wieder gegeben. Allerdings erfahren wir dank moderner Kommunikation heute häufiger und schneller von diesen Vorfällen. Hinzu kommt, dass in Afrika das Christentum sehr dynamisch ist und die Gemeinden großen Zulauf haben. Davon fühlen sich einige Regierungen, aber auch andere Religionsgruppen herausgefordert und reagieren mit Gewalt.
Passen unsere europäischen Vorstellungen vom Christentum zu den Formen afrikanischer Religiosität?
Das Faszinierende am Christentum ist, dass es eine wahrhaft universelle und keine europäische Religion ist. In jedem Land der Erde leben Christen. Da kann es unterschiedliche Ausprägungen geben, aber alle eint der Glaube an Jesus Christus.
In Afrika wirken einige christliche Pfingst- und Erweckungsgemeinschaften, die kämpferisch auftreten. Sind sie Teil des Problems?
Wenn christliche Gemeinden kämpferisch auftreten, ist das ein großes Problem. Es passt auch nicht zur Botschaft des Evangeliums. Einzelfälle mag es geben, aber ich bin überzeugt, dass dies für die große Mehrzahl der Pfingstgemeinden nicht gilt. Richtig aber ist: Probleme mit einzelnen Gemeinden müssen angesprochen werden.
Welche Möglichkeiten gibt es, die Situation in Afrika zu verbessern?
Es ist wichtig, die Öffentlichkeit auf die Probleme aufmerksam zu machen. Dies signalisiert den Regierungen, dass Missstände im Land nicht unbeobachtet bleiben. Den Betroffenen hilft es auch, wenn man sich vor Ort ein Bild ihrer Lage macht. Mit meinem Besuch in Ägypten habe ich eine klare Botschaft an die damalige Regierung verbunden. Viele Kopten haben gesagt, dass ihnen das Mut machte. Der Einsatz für Religionsfreiheit ist ein wichtiger Bestandteil wertegeleiteter Außenpolitik. Im Koalitionsvertrag haben wir uns dazu verpflichtet und im Bundestag einen entsprechenden Beschluss gefasst.
(kie)