Eines der beliebtesten Reiseländer Europas
Historischer Höchststand: Im abgelaufenen Jahr 2010 wurde erstmals die Marke von 60 Millionen Übernachtungen ausländischer Gäste durchbrochen. Die Bundesrepublik baut mit diesem Ergebnis ihre Position als eines der beliebtesten Reiseländer in Europa aus. Das geht aus auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin (ITB) präsentierten Zahlen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie hervor. Der Tourismus nimmt danach in seiner Bedeutung als Wirtschaftsfaktor zu. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist die ITB ein Pflichttermin für den Tourismusausschuss des DeutschenBundestages. Am Donnerstag, 10. März 2011, trafen sich Mitglieder aller fünf Fraktionen zu einem Rundgang auf der Messe.
80-Millionen-Marke knacken
Sehr optimistisch zeigte sich Petra Hedorfer, Vorsitzende des Vorstandes der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT), beim traditionellen parlamentarischen Frühstück mit den Abgeordneten: „Wir verspüren den nötigen Rückenwind, um spätestens in zehn Jahren die Marke von 80 Millionen Übernachtungen zu erreichen.“
Auch im Binnentourismus werde Deutschland zulegen: „Damit können insgesamt bis zu 390 Millionen Übernachtungen 2011 erzielt werden“, prognostizierte Hedorfer. Drei Viertel der Gäste kommen aus der EU. Für die Zukunft will die DZT Deutschland als Reiseland besonders in China, Indien, Russland und Brasilien bewerben: „Das sind die Wachstumsmärkte.“
Tourismusausschuss befürchtet Engpässe
Der Tourismusausschuss unterstützte die von der DZT avisierte Zielmarke von 80 Millionen Gästen. „Doch dafür reicht die jetzige Struktur nicht aus“, sagte der Ausschussvorsitzende Klaus Brähmig (CDU/CSU). Dazu werde ein Bündnis zwischen Bund und Ländern nötig sein. „Wir werden die Initiative ergreifen und die Länder mit ins Boot holen“, kündigte er an.
Brähmig kritisierte, dass die Länder ab 2012 aus der Finanzierung des von der DZT koordinierten länderübergreifenden Inlandsmarketings aussteigen. „Wir werden in den nächsten Monaten zusammen mit der DZT und dem Bund versuchen, die Länder zurückzugewinnen, um das international erworbene Know-how auch weiterhin für das Inland zu nutzen.“
„Der ländliche Raum muss aufholen“
Marlene Mortler (CDU/CSU) sieht in der durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderten DZT einen lohnende „Geldanlage“. Im Reisemarkt stecke viel Dynamik. „Doch die fehlt im ländlichen Raum“, stellte sie fest.
Ein Schritt ist ihrer Ansicht nach, die Versorgung mit Breitbandinternet durchzusetzen. „So wie wir Wasser und Strom haben, brauchen wir auch das.“ Darauf würden auch Touristen nicht verzichten wollen, war sie überzeugt. Im Wettbewerb der Reisemärkte würde die Internetversorgung zu einem immer wichtigeren Entscheidungskriterium.
Tourismuswirtschaft muss sich anpassen
Im Ausstieg der Länder aus der Finanzierung des Inlandsmarketings sieht auch Hans-Joachim Hacker (SPD) ein Problem. „Es gibt Regionen, die mehr Unterstützung brauchen als andere“, sagte er mit Blick auf die auseinanderklaffende Entwicklungslücke der Buchungszahlen zwischen Stadt- und Landregionen.
Darüber hinaus sieht Hacker vielversprechende Entwicklungschancen im Gesundheitstourismus, aber auch Anpassungsbedarf der Tourismuswirtschaft auf die gestiegenen Anforderungen durch den demografischen Wandel.
„Aufschwung durch Weltkulturerbe“
Für die Liberalen spielt das Bemühen um sogenannte „Hot Spots“ eine wichtige Rolle. „Mit dem Titel Weltkulturerbe konnte Regensburg einen enormen Aufschwung verbuchen“, sagte Horst Meierhofer (FDP).
Aus diesem Grund sei die Bewerbung um die Olympischen Winterspiele für Deutschland von besonderer Bedeutung. „Davon profitiert auch der ländliche Raum“, war Meierhofer überzeugt.
Arbeitsbedingungen verbessern
Auf der Agenda der Fraktion Die Linke steht der „Sozialtourismus“ an erster Stelle. Kornelia Möller (Die Linke) unterstrich, dass sowohl die Wirtschaft als auch der Staat unter dem Gesichtspunkt von Gesundheitsaspekten davon profitierten, wenn finanziell benachteiligte Familien unterstützt würden.
Sie machte auch darauf aufmerksam, dass die Arbeitsbedingungen und Löhne in der Tourismusbranche zu verbessern seien, „um mehr junge Menschen für den Tourismus zu begeistern“.
„Auf nachhaltigen Tourismus setzen“
Markus Tressel (Bündnis 90/Die Grünen) setzt auf nachhaltigen Tourismus. „Die Menschen sind sogar bereit, dafür mehr zu bezahlen“, sagte er auf der Messe, die er als erfolgreiche Ideenbörse lobte: „In diesem Sektor könnte Deutschland Vorreiter sein.“
Eine Verbesserung touristischer Probleme im ländlichen Raum hält Tressel hingegen nur durch eine Gesamtkonzeption auf Bundesebene für umsetzbar.
Kooperation mit dem Sejm
Nach dem DZT-Gespräch führte der Rundgang über die Tourismusbörse auch an den Stand des diesjährigen Partnerlandes der ITB - Polen. Die Parlamentarier trafen Abgeordnete des Tourismusausschusses des Sejm, des polnischen Parlaments.
Die Tourismuspolitiker beider Länder verständigten sich darauf, sich ab Frühjahr 2012 regelmäßig zu treffen und enger zu kooperieren. „Denn in Europa kann nur gemeinsam etwas bewerkstelligt werden“, sagte der ebenfalls anwesende Dr. Marek Prawda, Botschafter Polens in der Bundesrepublik. (eis)