Lammert kondoliert der Familie von Jorge Semprún
Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert hat der Familie des verstorbenen spanischen Schriftstellers Jorge Semprún im Namen des Deutschen Bundestages kondoliert. In einem Brief würdigt Lammert nicht nur Semprúns literarisches Werk, sondern auch sein Engagement für Freiheit und Demokratie und seine Lebenshaltung. „Jorge Semprún ist es gelungen, trotz schrecklicher Erlebnisse positiv und optimistisch auf das Leben zu blicken“, schreibt Lammert.
„Als Kämpfer vor dem Bundestag gesprochen“
Mit besonderem Nachdruck erinnert Lammert an Semprúns Rede vor dem Deutschen Bundestag zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2003. Er war ein „Kämpfer, und als solcher hat er vor dem Bundestag gesprochen, wie er in seiner Rede damals betonte“, erinnerte der Bundestagspräsident.
Besonders berührt habe ihn damals das, was Semprún über die deutsche Sprache gesagt hatte, die für ihn selbst im Konzentrationslager Buchenwald „ein Hilfsmittel und eine Quelle der Energie und Hoffnung“ gewesen war.
Vom Franco-Regime verfolgt
Der spanische Autor galt als einer der bedeutendsten Literaten und Intellektuellen Spaniens. Seine Bücher schrieb er überwiegend in französischer Sprache, weil er während der Franco-Diktatur (1939-1975) seine Werke nicht in Spanien veröffentlichen durfte. Als Kommunist und wichtige Figur des Widerstands wurde er vom Regime verfolgt.
Seinen ersten Roman auf Spanisch verfasste er mit fast 80 Jahren. Das Werk trägt den Titel „20 Jahre und ein Tag“ und handelt von seiner Zeit im Untergrund.
Von der Gestapo verschleppt
Semprún wurde 1923 in Madrid geboren. 1941 schloss er sich der Résistance-Bewegung an. 1943 wurde er von der Gestapo verhaftet und nach Buchenwald transportiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte er im Widerstand gegen das Franco-Regime, hauptsächlich von Frankreich aus. 1963 erschien sein erster autobiografischer Roman „Le grand voyage“. 1988 kehrte Semprún aus dem Pariser Exil nach Madrid zurück.
Von 1988 bis 1991 war er in der Regierung von Felipe González Kulturminister seines Landes. 1994 wurde der Schriftsteller, der Deutsch als Junge von seinen Kindermädchen gelernt hatte, mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Jorge Semprun starb am 7. Juni 2011 in Paris. (ah)