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Parlament

Die Lehndorffs und das Attentat auf Hitler

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse und Antje Vollmer

(© DBT/Melde)

Es war das Porträt eines Unbekannten, der so unbekannt eigentlich nicht sein dürfte: Die ehemalige Bundestagsvize- präsidentin Dr. Antje Vollmer (Bündnis 90/Die Grünen) hat am Donnerstag, 27. Oktober 2011, in der Bibliothek des Bundestages ihre Biografie über Heinrich Graf von Lehndorff vorgestellt. In „Doppelleben: Heinrich und Gottliebe von Lehndorff im Widerstand gegen Hitler und von Ribbentrop“ schildert sie das Leben eines der Hitler-Attentäter vom 20. Juli 1944 – und das seiner Frau. Viele Deutsche stünden den damaligen Attentätern – der bekannteste von ihnen war Claus Schenk Graf von Stauffenberg – mit vielen Vorurteilen gegenüber, sagte Vollmer. Sie gingen davon aus, dass die Männer vor allem ihren eigenen Besitz und ihren eigenen Stand hätten retten wollen. Nur wenige Namen seien den Deutschen bekannt, obwohl fast 200 Leute nach dem Attentat von den Nazis ermordet wurden.

Gestapo quartierte sich im Schloss der Lehndorffs ein

In Lehndorffs Schloss in Ostpreußen hatte sich der deutsche Außenminister Joachim von Ribbentrop mit Gestapo-Beamten einquartiert. Gerade einmal 14 Kilometer weiter befand sich die Wolfsschanze, das Hauptquartier Adolf Hitlers, wo von Stauffenberg und seine Verbündeten versuchten, Hitler zu ermorden. Gleichzeitig wohnten die von Lehndorffs weiter in ihrem Schloss – nach Vollmers Worten eine spannungsgeladene Situation, gleichzeitig aber auch die perfekte Tarnung für die Attentäter.

Die Quellensuche, die sie im Auftrag der Kinder von Lehndorffs begann, sei schwierig gewesen. „Man ahnt, dass in einem solchen Schloss keine Quellen aufgewahrt werden“, sagte Vollmer. Auch Briefe der Eheleute, wie sie von dem Widerstandskämpfer Helmuth James Graf von Moltke und seiner Frau überliefert sind, gebe es in diesem Fall nicht. Sie habe beispielsweise in den Akten von von Lehndorffs ehemaliger Schule, der Klosterschule Roßleben in Thüringen, einige Unterlagen gefunden, dazu seien die Verhörprotokolle und weitere Unterlagen des Prozesses nach dem Attentatsversuch gekommen. Außerdem habe von Lehndorffs Frau ihre Erinnerungen an den 20. Juli 1944 aufgeschrieben.

Thierse: Vergegenwärtigung einer dramatischen Geschichte

Heinrich Graf von Lehndorff ist Vollmers Eindruck zufolge kein unbedingt politischer Mensch gewesen: „Man ahnt aus dem Zeugnis seines Lehrers, dass er unter anderen Umständen ein anderes Leben geführt hätte.“ Der Lehrer beschrieb seinen Schüler als lebensfroh und sorglos, ein Landkind, das Tiere und Sport liebe. Nur 15 Jahre später sei der damals 35-Jährige hingerichtet worden. Als Motive für seine Beteiligung am Attentat sieht Vollmer in erster Linie die Ablehnung von Lehndorffs gegen das Vorgehen der Nazis gegen unterworfene Völker, gegen Juden und die Korruptheit der obersten Nationalsozialisten.

Bundestagsvizepräsident Dr. Wolfgang Thierse (SPD), der die Veranstaltung moderierte, lobte Vollmers Buch als „die Vergegenwärtigung einer dramatischen Geschichte“. Nach dem 20. Juli 1944 bis zum Kriegsende 1945 seien unglaublich viele Menschen gefallen. Thierse fragte, was es bedeutet hätte, wenn das Attentat geglückt wäre. Es wäre wünschenswert, wenn es noch mehr Biografien über deutsche Widerständler gäbe: „Es ist nicht einzusehen, dass es immer mehr Biografien über Hitler, Himmler und andere gibt, aber wenige über den Widerstand.“

Vollmer wirbt für Restaurierung des Schlosses der Lehndorffs

Antje Vollmer warb zum Abschluss für die Restaurierung des Schlosses der Lehndorffs. Es sei in einem „katastrophalen Zustand“. Seit mehreren Jahren bestehe der Plan es herzurichten, auch, damit Touristen es besichtigen können.

„Millionen Menschen besichtigen jedes Jahr die Wolfsschanze, da könnten sie doch auch 14 Kilometer weiter zum Schloss fahren. Damit sie nicht nur die Orte des Schreckens, sondern die ganze Geschichte angucken“, sagte Vollmer. (ske)

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