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Europäische Union

Lammert würdigt Havel als „Staatsmann von Weltrang“

Václav Havel

Václav Havel (© dpa)

Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert hat den am Sonntag, 18. Dezember 2011, verstorbenen früheren tschechischen Präsidenten  und Schriftsteller Václav Havel gewürdigt. „Wir Deutschen und alle Europäer verlieren mit Václav Havel nicht nur einen Schriftsteller und Künstler, sondern einen Staatsmann von Weltrang. Er ist eine der herausragenden Persönlichkeiten, deren Name auf immer mit dem weltpolitischen Umbruch der Jahre 1989/90 verbunden sein wird.“

„Visionär und Vorbild“

Sprache sei für ihn immer mehr als nur eine Möglichkeit der Kommunikation gewesen, sagte Lammert. „Sie war für ihn entscheidender Bestandteil einer jeden Kultur – ganz besonders auch der politischen.“

Durch das gesamte literarisches Werk Havels ziehe sich die Verachtung des Missbrauchs der Sprache, der vor der friedlichen Revolution auch in dessen Heimatland allgegenwärtig gewesen sei. „Václav Havel war ein Visionär und ein Vorbild – als Schriftsteller und Künstler mit seiner grandiosen Ausdrucksgabe wie auch als Politiker und Staatsmann mit seiner Klugheit und Strahlkraft. Als einer der herausragenden Persönlichkeiten unserer Epoche werden wir ihm und seinen bleibenden Verdiensten ein stetes Andenken bewahren.“

„Ein großer Europäer“

Noch zu Havels 75. Geburtstag am 5. Oktober hatte Lammert betont, der Gedanke „Wahrheit und Liebe müssen siegen über Lüge und Hass“ ziehe sich wie ein roter Faden durch Havels Leben. In einem Brief an den tschechischen Politiker schrieb der Bundestagspräsident: „Sie haben die demokratische Bewegung der Länder Ost- und Mitteleuropas maßgeblich angeführt. Und Sie haben (…) in Ihrer Person Grandioses verbunden: das Bekenntnis zu den europäischen Werten, die Gabe zum herausragenden künstlerischen Ausdruck, Mut und Weitblick zu großen politischen Entscheidungen und Taten.“

Dadurch sei Havel zu einer „der außerordentlichen Persönlichkeiten unserer Epoche“ und ein großer Europäer geworden, schrieb Lammert.

Verfolgt und eingesperrt

Geboren am 5. Oktober 1936 in Prag, wurde Václav Havel in den sechziger Jahren auf Umwegen Dramaturg am „Theater am Geländer“. In den folgenden beiden Jahrzehnten war er in der Oppositionsbewegung gegen die Regierungspolitik der kommunistischen Partei aktiv. Er wurde viermal inhaftiert und verbrachte fast fünf Jahre im Gefängnis.

Am 5. Juli 1990 wurde er zum Präsidenten der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik gewählt und trug maßgeblich zur Demokratisierung der Gesellschaft und Steigerung des Ansehens der Republik im Ausland bei. Am 20 Juli 1992 trat er vom Amt des Präsidenten der Föderativen Republik zurück.

Erster Präsident der Tschechischen Republik

Als Grund für seinen Rücktritt gab er an, dass er die aus dem Treuegelöbnis gegenüber der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik und der Verfassung folgenden Verpflichtungen nicht mehr auf die Art und Weise, die mit seiner Grundhaltung, Überzeugung und seinem Gewissen in Übereinstimmung stehen würde, erfüllen kann.

Im Jahr 1993 wurde er nach der Auflösung der Tschechoslowakei und der Bildung der Tschechischen Republik am 26. Januar zum deren erstem Präsidenten gewählt. Das Amt füllte er bis in das Jahr 2003 aus.

Redner vor dem Deutschen Bundestag

Auf Einladung von Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth hielt Václav Havel am 24. April 1997 vor den versammelten Mitgliedern des Deutschen Bundestages und des Bundesrates eine Ansprache.

Anlass war die „Deutsch-tschechische Erklärung über die gegenseitigen Beziehungen und deren künftige Entwicklung“, die  Bundeskanzler Helmut Kohl und der tschechische Ministerpräsident Václav Klaus am 21. Januar 1997 unterzeichnet hatten. (vom)

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