Agarexpertin mit Titel: Christiane Ratjen-Damerau
Freiheitsliebend war die promovierte Agraringenieurin Dr. Christiane Ratjen-Damerau schon immer. Deshalb war für sie die FDP erste Wahl, als sie 1989 den Entschluss fasste, sich parteipolitisch zu engagieren. Zwanzig Jahre nach dem Eintritt in die liberale Partei und dem Fall der Mauer, kandidierte die Politikerin 2009 zum ersten Mal für den Deutschen Bundestag. Obwohl sie einen überaus engagierten Wahlkampf führte und viel Zuspruch bei den Wählern in Oldenburg erhielt, verfehlte sie den Einzug in den Bundestag knapp.
Im Mai 2010 wurde sie aber doch noch Bundestagsabgeordnete. Christiane Ratjen-Damerau rückte über die Landesliste Niedersachsen in den Deutschen Bundestag nach, weil der Osnabrücker Abgeordnete Carl-Ludwig Thiele in den Vorstand der Bundesbank wechselte und sein Bundestagsmandat aufgab. Seitdem ist Christine Ratjen-Damerau eine von 93 Abgeordneten der FDP-Fraktion. Sie setzt sich für freiheitliche Grundrechte der Bürger, eine effizientere Entwicklungspolitik und eine liberale Frauenquote ein.
Wunsch nach Selbstständigkeit und Unabhängigkeit
Christiane Ratjen-Damerau hatte schon als Gymnasiastin ihren eigenen Kopf: „Ich wollte selbstbestimmt und unabhängig sein und vieles so umsetzen, wie ich mir das vorstellte. Deshalb gab es in der Schule und im Elternhaus viele Diskussionen, aber ich kämpfte schon damals engagiert für meine Positionen“, erzählt die Politikerin.
1973 machte Christiane Ratjen-Damerau in Münster das Abitur, absolvierte danach eine landwirtschaftliche Ausbildung und studierte ab 1974 Agrarwissenschaften in Kiel. Nach dem Examen zur Diplom-Agraringenieurin promovierte die ehrgeizige junge Frau an der Technischen Universität Berlin zum Doktor der Agrarwissenschaften. An eine Atempause dachte die energiegeladene Niedersächsin offenbar nicht, denn bereits 1988 legte sie die zweite Staatsprüfung für den höheren Landwirtschaftlichen Dienst beim Niedersächsischen Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ab. 1989 wurde sie in der Landwirtschaftskammer Weser-Ems angestellt.
„Politik braucht Vorbilder“
Obwohl sie politisch immer sehr interessiert war, lag der Fokus von Christiane Ratjen-Damerau zunächst auf einer soliden beruflichen Ausbildung. Als die Menschen in der DDR 1989 aufbegehrten und in Montagsdemonstrationen mehr Demokratie und vor allem Freiheit forderten, begann Christiane Ratjen-Damerau darüber nachzudenken, sich politisch zu engagieren. Sie sagt heute über diese Zeit: „Die damaligen Ereignisse verfolgte ich mit großem Interesse und ich war von Politikern wie Hans-Dietrich Genscher fasziniert, der vom Balkon der Deutschen Botschaft in Prag den Menschen aus der DDR die Ausreise in die Freiheit verkündete. Ein Ereignis von historischer Dimension, bei dem ich eine Gänsehaut bekam. Auch Hildegard Hamm-Brücher, die Grande Dame der Liberalen, begeisterte mich mit ihrer Geradlinigkeit.
Politik braucht Vorbilder und diese beiden Politiker bestärkten mich in meinem Entschluss, mich bei den Liberalen zu engagieren. Als mich ein Freund ansprach, der FDP-Mitglied war und der mir sagte, Christiane, die FDP ist für Dich die richtige Partei, füllte ich den Mitgliedsantrag aus und trat in die FDP ein.“ Für Christiane Ratjen-Damerau war dieser Schritt ein Bekenntnis zu liberalen und freiheitlichen Grundsätzen, die sie immer vertreten hatte.
Trennung von Beruflichem und Parteilichem
Eine klassische Parteikarriere durchlief Christiane Ratjen-Damerau nicht. Sie war zwar nun FDP-Mitglied und nahm auch an Mitgliederversammlungen ihres Ortsverbandes teil, aber sie konzentrierte sich weiterhin auf ihren Beruf. Zunächst war sie Dezernentin für Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft der Bezirksregierung Weser-Ems, später Leiterin des Niedersächsischen Futtermittelkontrolldienstes des Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.
Sie sagt: „Ich habe Berufliches und Parteiliches immer sehr bewusst getrennt, weil ich eine solche Verquickung unglücklich finde. Mitglied einer Partei zu sein, ist etwas ganz Privates, es sollte in der beruflichen Tätigkeit keine Rolle spielen. Außerdem war ich in öffentlichen Ämtern tätig, die eine solche Vermischung gar nicht zuließen. Mir war Neutralität in meinem Beruf sehr wichtig. Erst als ich im Jahr 2005 als Landwirtschaftsdirektorin in den vorzeitigen Ruhestand ging, begann ich mich parteipolitisch zu engagieren.“
Kampfkandidatur um den Kreisvorsitz in Oldenburg
Christiane Ratjen-Damerau, die offen und konstruktiv mit Problemen umgeht, die lösungsorientiert denkt und Menschen begeistern kann, überzeugte auch in ihrem Kreisverband die Mitglieder. Die wählten sie bereits 2006 zur Kreisvorsitzenden des FDP-Kreisverbandes Oldenburg-Stadt. Dieser Wahl ging eine kuriose Episode voraus.
Christiane Ratjen-Damerau erzählt: „Kurz vor der Kreisverbandswahl rief mich ein junger Mann an, der für den Vorsitz kandidieren wollte. Er fragte mich, ob ich seine Stellvertreterin werden möchte. Nachdem er mir sein Vorhaben ausführlich erklärt hatte, sagte ich ihm: Wir machen es andersherum. Ich kandidiere als Vorsitzende und Sie werden mein Stellvertreter. Als er irritiert nachfragte warum, erklärte ich ihm meine Position. Ich sagte, ich sei die bessere Kandidatin, weil ich rhetorisch versierter bin, lange Berufserfahrung vorweisen kann und weil ich besser repräsentiere. Wenn ich mich zur Wahl stelle, haben wir beide eine echte Chance gewählt zu werden. Er lehnte das ab und es kam zur Kampfkandidatur, die ich für mich entscheiden konnte – ich wurde Kreisvorsitzende“.
Parteistrukturen als Herausforderung
Von da an ging es mit der Parteikarriere von Christiane Ratjen-Damerau steil bergauf. Schon 2008 wurde sie Mitglied im Landesvorstand der Niedersächsischen FDP. „Allerdings war es eine große Herausforderung, in den Parteistrukturen zu bestehen. Ich war ja praktisch ein Neuling, ein unbeschriebenes Blatt und aus heutiger Sicht war genau das meine Chance. Ich hielt meine Bewerbungsrede für den Landesvorstand mutig und völlig unbedarft, denn ich wusste ja nicht, welche Netzwerke schon bestanden - und ich überzeugte“, erzählt die Abgeordnete.
Im Jahr der Bundestagswahl erzählten ihr Parteifreunde, sie sei auf der Landesliste der Kandidaten auf Platz 14 nominiert. „Ich fand das unglaublich, aber ich dachte in keinem Moment daran, dass ich tatsächlich Kandidatin für den Bundestag werden könnte“, resümiert die Politikerin. Auf dem Landesparteitag am 14. Februar 2009 hieß es dann plötzlich, auf Listenplatz zehn wird Christiane Ratjen-Damerau nominiert. Sie trat vor die Delegierten, hielt eine engagierte und ambitionierte Bewerbungsrede und wurde mit 53 Prozent der Delegiertenstimmen als Bundestagskandidatin im Wahlkreis 28 auf Listenplatz zehn gewählt.
Mai 2010: Einzug in den Bundestag
Obwohl Christiane Ratjen-Damerau einen engagierten Wahlkampf machte und die FDP im Wahlkreis Oldenburg - Ammerland sensationelle 14,6 Prozent erhielt, reichte der Stimmenanteil nur bis Listenplatz neun. „Natürlich war ich enttäuscht, dass es am Ende nicht gereicht hatte, andererseits war ich froh, dass die Wahlplakate mit meinem Porträt nicht mehr überall hingen. In dieser Hinsicht war der Wahlkampf für mich sehr anstrengend. Ich wurde überall erkannt, ständig angesprochen und deshalb hatte ich kaum noch Privatleben“, erzählt Christiane Ratjen-Damerau.
Ruhig wurde es nach der Bundestagswahl allerdings nicht um die Politikerin aus Oldenburg. Bereits auf dem Landesparteitag in Lüneburg, im März 2010, wählten sie die Parteifreunde mit 85,8 Prozent zur Generalsekretärin der Niedersächsischen FDP. Am 1. Mai 2010 rückte Christiane Ratjen-Damerau dann über die Landesliste Niedersachsen in den Deutscher Bundestag nach.
Im Bundestag ist Christiane Ratjen-Damerau ordentliches Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und Sprecherin ihrer Partei in diesem Ausschuss. Außerdem ist sie stellvertretendes Mitglied im Auswärtigen Ausschuss. (bsl)