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Parlament

Auf politischer Mission im Weserbergland

Abgeordnete Lösekrug-Möller (links) im Gespräch

(© Büro Lösekrug-Möller)

„Mein Wahlkreis, meine Heimat, ist da, wo andere Urlaub machen“, sagt die Bundestagsabgeordnete Gabriele Lösekrug-Möller (SPD) nicht ganz ohne Stolz. Es ist der Wahlkreis 47, von dem die Abgeordnete spricht. Er umfasst die Region um Hameln und erstreckt sich an der Weser entlang bis in den äußersten Süden Niedersachsens nach Holzminden.

Das Weserbergland ist nicht nur „landschaftlich reizvoll“, wie Lösekrug-Möller sagt, sondern gar märchenhaft: Hameln ist weltweit bekannt für seine Sage über den „Rattenfänger von Hameln“; in den USA und in Japan ist sie sogar Stoff im Schulunterricht. Aufgeschrieben wurde sie in der berühmten Sammlung deutscher Märchen von den Gebrüdern Grimm. Hier, durch Südniedersachsen, verläuft deshalb auch ein Teil der deutschen Märchenstraße, die von Hanau, der Geburtsstadt der Gebrüder Grimm, auf ihrem Weg bis nach Bremen auch durch Bovenden führt, eine kleine Gemeinde vor den Toren Göttingens.

Dort wurde die SPD-Politikerin am 20. April 1951 geboren. 1972 trat sie in die SPD ein. Oft sei sie nicht mehr in ihrem Geburtsort, sagt Lösekrug-Möller: „Seit ich vor 40 Jahren meine Zelte abgebrochen habe, bin ich nur noch selten zurückgekehrt.“ Freunde und Familie seien mittlerweile „über ganz Europa verstreut“.

Ein Bürgerbüro in der „Stadt der Düfte und Aromen“

Am meisten sei sie in der Gegend direkt um Hameln, ihrem jetzigen Wohnort, unterwegs. Ihr Wahlkreis sei „lang und schmal“, beschreibt die Abgeordnete die Geografie. Neben Hameln unterhält sie auch in Holzminden ein Wahlkreisbüro. Die 20.000-Einwohner-Stadt verfügt über eine für die Region typische kleine Altstadt und Fußgängerzone.

Als „Stadt der Düfte und Aromen“ wird Holzminden beworben — das klingt weitaus märchenhafter, als die Realität ist. Zwar wurde hier vor mehr als 100 Jahren erstmals das Vanille-Aroma „Vanillin“ künstlich hergestellt, doch ist die Stadt geprägt von der Produktion synthetischer Duftstoffe. Lösekrug-Möller wird hier einige Tage später in der Fußgängerzone stehen und Spenden für die Tafel sammeln. „Ich versuche immer, Termine zu verbinden, aber das ist manchmal schwer.“ In diesen Tagen klappt das außerordentlich gut. Die Niedersächsin schafft es sogar, ihre Termine mit denen ihrer Familie zu verbinden, wie sie berichtet.

Unterwegs im Weserbergland

Es ist ein regnerischer Tag in Boffzen. Der kleine Ort gehört zu Holzminden. Von der Grillhütte aus ist jedoch nicht die Kreisstadt, sondern das nahegelegene Höxter in Nordrhein-Westfalen zu sehen. Nur wenige Kilometer liegen dazwischen, das Umland ist auch hier geprägt von den typischen Hügeln des Weserberglands. Der Fluss bildet hier die Grenze zwischen den beiden Bundesländern. Die Blasmusik ist weithin zu hören, ein Polizeimusikkorps ist extra aus Hannover angereist. Ein kleines Zelt wurde noch schnell organisiert, ein Zugeständnis an die Witterung.

In der kleinen, dunklen Grillhütte ist ein Buffet aufgebaut, das man hier nicht unbedingt erwartet hätte: Zarte Forellefilets, Merrettich und Gürkchen, verschiedene Brotsorten. Als Alternative zum Fisch: zünftige Wurst- und Käseplatten. Das Angebot wirkt nicht übertrieben, die Speisen sind einfach, aber von hoher Qualität und fein angerichtet. Wer die Menschen hier im Weserbergland kennt, weiß, dass diese Art Buffet hierher gehört.

Gabriele Lösekrug-Möller ist eine zierliche Frau mit grauem Haar. Ihr Auftreten ist verbindlich, ihre Art engagiert. Seit 2001 sitzt die gelernte Buchhändlerin und studierte Sozialpädagogin für die SPD im Bundestag. Zuerst zog sie über die Landesliste ins Bundesparlament ein, 2009 dann als Direktkandidatin.

„Ein bisschen wie auf dem Jahrmarkt“

Das „Forellenfrühstück“ der Holzmindener Polizei hat eine mehr als 20-jährige Tradition, doch Lösekrug-Möller ist zum allerersten Mal dabei. Alle Gäste sind geladene Ehrengäste, unter ihnen auch Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU). Schünemann lobt die Integrationspolitik des Landkreises. Eyüp Camisi von der islamischen Gemeinde Boffzen und ihr Sohn sitzen mit am Tisch; Lösekrug-Möller gibt ihr ihre Visitenkarte und betont, dass sie immer ein „offenes Ohr“ habe. Der neue muslimische Teil des Holzmindener Friedhofs ist Thema am Tisch.

Ralf Schwager, ein älterer Herr jenseits der 70, der in der Region durch seine Kaufhäuser bekannt ist, kommt hinzu. Er ist begeistert, wie „pflegeleicht“ die Abgeordnete doch sei. Obwohl sie zum ersten Mal dabei ist, kenne sie trotzdem aus ihrer Wahlkreisarbeit die Mehrzahl der Leute. „Es ist ein bisschen wie auf dem Jahrmarkt hier“, sagt Lösekrug-Möller.

Mit der SPD-Stadträtin Marlies Grebe, die mit am Tisch sitzt, plant Lösekrug-Möller ein paar Termine, klönt mit ihr über Holzmindener Boutiquen und über Handtaschen und wird sie auch am nächsten Tag bei der Veranstaltung der „AG 60 plus“ in Buchhagen wiedersehen.

Lösekrug-Möller = Lömö

Sie schaut auf die Uhr. „Mein Mann holt mich gegen 13 Uhr ab“, verrät sie und ergänzt: „Er ist Landrat, hat einen Termin ganz in der Nähe und er sammelt mich dann ein.“ Genau genommen seien sie nicht verheiratet, korrigiert sie sich gleich darauf, der „Mann“ sei ihr Lebensgefährte. Im Anschluss an das Forellenfrühstück hat sie gleich den nächsten Termin, aber einen privaten: „Mittagessen mit meinem erwachsenen Sohn. Deshalb esse ich hier auch nicht so viel“. Zu diesem Termin habe sie es dann „gerade noch geschafft“, wird sie später berichten.

Gabriele Lösekrug-Möller ist Mutter zweier Söhne. Sie selbst wurde als Gabriele Meyer 1951 geboren. Ihr erster Nachname war sicher kürzer und leichter auszusprechen; vielleicht ein Grund, warum sie sich „Lömö“ nennt. Lösekrug-Möllers Internetpräsenz ist unter „lömö.de“ zu finden, sie unterschreibt bisweilen mit diesen vier Buchstaben, und wer innerhalb des Bundestages ihre Durchwahl wählt, bekommt auf dem Display „Lömö“ angezeigt. Der Platz würde für den vollen Namen nicht reichen.

Arbeit in der Ortsgruppe

Bereits am nächsten Tag, einem Montag, um elf Uhr ist Lösekrug-Möller schon wieder mittendrin in der Wahlkreisarbeit. In Buchhagen findet der Aktionstag der „AG 60 plus“ der regionalen SPD statt. „Teilhabe ermöglichen — Altersarmut verhindern“, lautet das Thema der Veranstaltung in Buchhagen. Im Saal sind alle Gäste älter als 60, bis auf die Bedienung, die dem ein oder anderen Zuhörer gegen 12 Uhr mittags bereits das erste Weizenbier serviert. 

Bodenwerder, das war auch die Heimat des Karl Friedrich Hieronymus von Münchhausens, der als märchenhafter „Lügenbaron“ in die Geschichte eingegangen ist. Auch seine Geschichte wurde von den Gebrüdern Grimm aufgeschrieben. In Bodenwerder erinnert noch heute eine Skulptur an den Baron: Auf einem halben Pferd ist er dort zu sehen, in Anlehnung an die Legende, der zufolge ein Zaun sein Pferd geteilt hatte, weshalb er auf der vorderen Hälfte weiterritt.

Von Buchhagen nach Berlin

„Lömö“ schätzt die „AG 60 plus“ sehr, sagt sie, „aufgrund meines Lebensalters bin ich ja Mitglied bei 60 plus“. Aber, fährt sie fort, „politisch unterstütze ich auch alle anderen Arbeitsgemeinschaften, wie zum Beispiel die Jusos“. An diesem Tag werde sie aber „anderen den Vortritt lassen“, hatte sie sie für den Aktionstag bereits im Boffzen angekündigt, „wegen der Kommunalwahlen zu Beginn nächsten Jahres“.

Das passt ihr ohnehin ganz gut, denn an diesem Tag muss sie noch nach Berlin, weil sie dort um 17 Uhr einen Termin hat. Und so ist alles organisiert, der Wagen mit ihrer Mitarbeiterin am Steuer wartet, sie wird „Lömö“ zur S-Bahn bringen. Von dort aus will die Bundestagsabgeordnete nach Hannover und dann weiter in die Bundeshauptstadt fahren. Zuvor allerdings tritt sie als erste Rednerin ans Mikro und begrüßt den ein oder anderen, den sie im Saal entdeckt, mit Vornamen. Sie lobt den Veranstaltungsort und die Gastronomie; „Lömö“ ist hier regelmäßig zu Gast. 

„Das Betreuungsgeld führt zur Altersarmut“

„Mit dem Betreuungsgeld, diese Spitze kann ich mir nicht verkneifen“, sagt die Sozialpolitikerin am Rednerpult, „fängt Altersarmut an“. Das ist nur eines ihrer Themen als Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales im Deutschen Bundestag.

Einen kurzen Moment lang setzt sie sich wieder an ihren Tisch, an dem auch die Landrätin vom Vortag sitzt. Dann will „Lömö“ unauffällig sein, nicht vom nächsten Redner, der in der Tat bereits mit seinen Worten Wahlkampf betreibt, ablenken. Ihre Unruhe ist zu spüren. Wortlos steht sie auf, eilt durch den Saal Richtung Ausgang. In der Mitte des Tisches hat sie einen Zettel hinterlegt: „Ich bin dann mal weg“, steht darauf, „Ihre Lömö“. (ver)

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