+++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++

+++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++

Parlament

Finanzökonomin aus der Prignitz: Dagmar Ziegler

Dagmar Ziegler, SPD

Dagmar Ziegler, SPD (© DBT/photothek.net)

Die Leipzigerin Dagmar Ziegler ist Sozialdemokratin mit großer politischer Erfahrung und sitzt seit 2009 für die SPD im Deutschen Bundestag. Die Diplomfinanzökonomin aus der Stadt der friedlichen Revolution von 1989 gründete ein Jahr nach dem Mauerfall im brandenburgischen Lenzen an der Elbe (Prignitz) den ersten SPD-Ortsverein. Drei Jahre später wählten die Bürgerinnen und Bürger von Lenzen Dagmar Ziegler zur ehrenamtlichen Bürgermeisterin des Städtchens an der Elbe. Sie trauten der couragierten Politikerin zu, ihre Interessen kompetent zu vertreten. Mit der Entscheidung, sich parteipolitisch zu engagieren, begann Dagmar Ziegler eine beeindruckende Karriere in der SPD.

1994 wurde sie Abgeordnete im Landtag von Brandenburg und unter Ministerpräsident Manfred Stolpe 1997 stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion sowie deren finanzpolitische Sprecherin. Drei Jahre später berief Manfred Stolpe sie zur Finanzministerin in sein Kabinett. Unter Matthias Platzeck übernahm sie als Ministerin das Ressort für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie. Die Entscheidung, eine so erfolgreiche Karriere in der Landespolitik nicht fortzusetzen und in die Bundespolitik zu wechseln, begründet Dagmar Ziegler heute so: „Ich suchte nach fünfzehn Jahren erfolgreicher politischer Arbeit im Landesparlament und neun Jahren in der Landesregierung von Brandenburg eine neue Herausforderung, bei der ich noch einmal richtig durchstarten kann.“

Politisches Elternhaus

Dagmar Ziegler wuchs in einem politischen Elternhaus auf, in dem oft kritisch über die sozialistische DDR gesprochen wurde. Ihr Großvater war schon vor dem Krieg Sozialdemokrat und musste miterleben, wie die DDR 1949 seine SPD mit der KPD zur SED zwangsvereinigte. Er zog die Konsequenzen und trat aus dieser neuen Partei sofort aus.

Dagmar Ziegler sagt: „In meinem Elternhaus war Politik ein Dauerthema zwischen meinem Großvater und meinem Vater. Beide schätzten den sozialistischen Staat überhaupt nicht, deshalb kam ich als Kind bald in einen Zwiespalt. Denn ich engagierte mich in der Schule bei den Pionieren und später in der FDJ und war gern in diesen Funktionen unterwegs. Erst später begriff ich, dass ihre Kritik berechtigt war.“

Studium der Finanzwirtschaft

Nach der Schule absolvierte Dagmar Ziegler in Leipzig eine Berufsausbildung mit Abitur zur Finanzkauffrau. Im Anschluss studierte sie Finanzwirtschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und schloss das Studium 1984 mit dem Diplom ab. Ihre erste Arbeitsstelle fand sie als Finanzökonomin in der Leipziger Filiale der Staatsbank der DDR. Sie sagt über diese Zeit: „Ich erfuhr damals in der Staatsbank, wie es um die finanzielle Situation von Betrieben in der DDR bestellt war. Erschreckend! Als man mich drängte, in die Partei einzutreten, suchte ich nach einem Ausweg, denn Genossin wollte ich nicht werden.“

Dagmar Ziegler hatte zu dieser Zeit viele Kontakte zu Menschen, die aus der DDR ausreisen wollten. In dem Haus, in dem sie lebte, war die Wohnung einer ausreisewilligen Familie von der Stasi komplett verwanzt worden. Eine Situation, die sie nicht länger ertragen konnte. Sie kündigte den Arbeitsvertrag bei der Staatsbank, zog ins Städtchen Lenzen an der Elbe in der brandenburgischen Prignitz und wurde Ökonomin in der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft.

„Ich muss mich politisch engagieren“

In Lenzen erlebte Dagmar Ziegler die Wende, aber der Freude über den Fall der Mauer und das Ende der sozialistischen Planwirtschaft folgte die Ernüchterung. Denn Lenzen hatte einen hauptamtlichen Bürgermeister, der für die Stasi gearbeitet hatte. „Diese Tatsache an sich war schon erschreckend, aber dass es Bürgerinnen und Bürger gab, denen das nichts auszumachen schien, war für mich unerträglich“, erzählt die Politikerin.

Um die Zustände zu ändern und die Menschen aufzurütteln, zog Dagmar Ziegler mit Handzetteln durch die kleine Stadt, auf denen sie über Korruption und Ämtergeschacher aufklärte. „Ich sagte mir damals: Ich darf nicht mehr länger nur darüber reden, was alles falsch läuft. Ich muss mich politisch engagieren, damit sich etwas ändert. Schließlich waren doch alle froh, dass die Zeit der Stasi endlich vorbei war. Aber unter Demokratie hatten manche etwas ganz anderes verstanden“, sagt die Abgeordnete rückblickend. Es war der Beginn ihrer politischen Laufbahn.

SPD-Ortsvereins in Lenzen gegründet

Ein Jahr nach der Wende gründete Dagmar Ziegler den Ortsverein der SPD in Lenzen. „Bevor ich das Antragsformular bei der SPD ausgefüllt hatte, informierte ich mich aber noch bei den Grünen über deren politische Ziele. Ich merkte allerdings sehr schnell, dass mir die Ziele zwar sympathisch, die Mitglieder der Partei aber zu unorganisiert schienen. Ich besann mich deshalb auf meinen Großvater und wurde Sozialdemokratin“, sagt Dagmar Ziegler.

Dass sie Durchsetzungsvermögen hat und Fachkenntnisse, erkannten nicht nur die Genossinnen und Genossen in der SPD, sondern auch die Bürger von Lenzen. Die wählten sie nämlich 1993 für fünf Jahre zur ehrenamtlichen Bürgermeisterin. Dagmar Ziegler sagt: „Ich konnte die Menschen offenbar überzeugen, dass ich ihre Interessen kompetent vertreten und eine glaubwürdige Politik machen würde. Mir machte Politik von Anfang an Freude, und in der Kommunalpolitik ist man auch ganz nah an den Bürgern. Man erfährt an der Basis ganz direkt, wo Menschen der Schuh drückt. Manche Probleme konnte ich ganz unbürokratisch lösen.“

1994 Wahl in den Brandenburger Landtag

Lange gab sich Dagmar Ziegler nicht damit zufrieden, „nur“ in Lenzen Politik zu machen. Sie wollte mehr und sie konnte mehr. Bereits 1994, vier Jahre nachdem sie in die SPD eingetreten war, kandidierte sie für den Landtag in Brandenburg und blieb fünfzehn Jahre direkt gewählte Abgeordnete ihres Wahlkreises in der Prignitz. Als Finanzexpertin hatte sich die Leipzigerin aus Lenzen inzwischen auch in der Landespolitik einen Namen gemacht. Im Jahr 2000 wurde die engagierte Politikerin zur stellvertretenden Vorsitzenden der SPD in Brandenburg gewählt.

Im gleichen Jahr suchte der damalige Ministerpräsident Manfred Stolpe eine Nachfolgerin für Wilma Simon für das Amt der Finanzministerin in Brandenburg. Die Wahl fiel auf Dagmar Ziegler. Sie war nicht nur Sozialdemokratin, sondern auch eine diplomierte Finanzexpertin und für den Ministerposten exzellent qualifiziert. Sie blieb auch nach der Regierungsübernahme durch Matthias Platzeck in diesem Amt — bis zum Jahr 2004. Erst nach der Landtagswahl im gleichen Jahr wurde sie Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie in der umstrukturierten Landesregierung.

Professionelles Wahlkampfteam

Im Jahr 2009 hatte sich Dagmar Ziegler entschieden, für den Bundestag zu kandidieren und ein Direktmandat anzustreben. Zeitgleich mit der Bundestagswahl lief die Landtagswahl in Brandenburg. Dagmar Ziegler war aber auch Ministerin. Diese Dreifachbelastung konnte sie nur deshalb bewältigen, weil sie in der Wahlkampfzeit ein professionelles Wahlkampfteam hatte. „Wir haben den Terminplan aller Wahlkampfveranstaltungen regelmäßig abgestimmt, um im Zeitplan zu bleiben“, sagt Dagmar Ziegler und fügt an: „Mein großer Vorteil war, dass ich als Ministerin in Brandenburg sehr vielen Menschen bekannt war und mich den Wählerinnen und Wählern nicht als neue Kandidatin vorstellen musste.

Trotzdem war der Wahlkampf für den Bundestag, der parallel zum Landtagswahlkampf lief, enorm anstrengend und ernüchternd. Die Menschen waren von der SPD enttäuscht, das spürte man im Wahlkampf auf der Straße, in den Betrieben und auf Podiumsdiskussionen.“

Direktmandat mit 32,1 Prozent der Erststimmen

Themen wie die Rente mit 67, Hartz IV und der Ärztemangel beschäftigten die Wählerinnen und Wähler, und sie machten kein Geheimnis daraus, dass sie von der Politik der Regierung Schröder immer noch schwer enttäuscht waren. Doch Dagmar Ziegler kämpfte um jede Stimme und gewann das Direktmandat mit 32,1 Prozent der Erststimmen.

Ein Wahlerfolg, der weit über dem Gesamtergebnis der SPD lag. „Der Wahlabend war ein Wechselbad der Gefühle. Einerseits mein eigener Erfolg, über den ich mich natürlich freute. Andererseits das schwache Gesamtergebnis der SPD. Mir war schlagartig klar, dass ich zum ersten Mal in meiner politischen Arbeit als Abgeordnete auf der Oppositionsbank sitzen würde“, erzählt Dagmar Ziegler.

Gerechte Löhne und mehr Kinderbetreuungsplätze

Ihrer Natur entsprechend hielt sich die erfahrene Politikerin nicht damit auf, lange zu reden. Eines ihrer erklärten Ziele war schon in der Landespolitik, gerechte Löhne für gute Arbeit durchzusetzen. Deshalb setzt sie sich auch im Bundestag für einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn ein. Die Schaffung von zusätzlichen Kinderbetreuungsplätzen ist ihr ebenso wichtig wie die Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des demografischen Wandels in der Gesellschaft. Deshalb ist Dagmar Ziegler stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion und Mitglied der Arbeitsgruppe Demografischer Wandel.

Im Deutschen Bundestag ist Dagmar Ziegler stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie im Innenausschuss. Ferner ist sie ordentliches Mitglied im Gemeinsamen Ausschuss und stellvertretendes Mitglied im Vermittlungsausschuss. (bsl)

Marginalspalte