„Kommunikation als Schlüssel für ein Miteinander“
Altern ist alternativlos: Der demografische Wandel stellt die Gesellschaft vor neue Herausforderungen. Im Deutschen Bundestag kam es vom 25. bis 28. September 2012 zum Treffen der Generationen. Die Teilnehmer des 59. Europäischen Schülerwettbewerbs diskutierten am Freitag, 28. September, mit Abgeordneten über Solidarität zwischen Jung und Alt, über Rentensysteme und die Zukunft der Generation von heute. Es war lebhaft, die Thematik sorgte für Zündstoff. Manch einer der Schüler verstand die Welt nicht mehr – denn auf dem Podium konnte man die Spannungen zwischen den Fraktionen förmlich knistern hören. „Ich finde es sehr schade, dass hier so große Rivalität herrscht, denn eigentlich soll es hier darum gehen, unsere Fragen zu beantworten“, machte Johanna mutig deutlich. Und den Schülern, die sich zuvor monatelang im Rahmen des Wettbewerbes mit dem Thema des aktiven Alterns befasst haben, brannten Dutzende Fragen unter den Nägeln.
Schüler fordern Antworten
„Unsere Gesellschaft wird pro Jahr drei Monate älter. Sie sprechen von früherem Renteneintritt und mehr Geld. Wie wollen Sie das finanzieren?“, fragte Lucas zum Beispiel die Abgeordnete Heidrun Dittrich (Die Linke). Sie sprach von einer Umverteilung von oben nach unten, von mehr Abgaben der Reichen, von mehr Gerechtigkeit, für die Die Linke stehe. Doch die Schüler, viele von ihnen werden bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr erstmals wählen dürfen, wollten nicht parteipolitische Forderungen hören. Sie wollten Antworten auf ihre Fragen.
Mehr als 75.000 Arbeiten der Heranwachsenden gingen bei der Jury in diesem Jahr insgesamt ein, 25 Preisträger des ältesten deutschen Schülerwettbewerbs durften vier spannende Tage in Berlin verbringen. Am 27. September wurden sie von Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert im Reichstagsgebäude empfangen, bevor sie anschließend in das politische und gesellschaftliche Geschehen der Hauptstadt eintauchten.
Sie erlebten hitzige Debatten in einer Plenarsitzung, diskutierten über den Widerstand des Kreisauer Kreises gegen das NS-Regime und besuchten ein Mehrgenerationenhaus in Berlin. Immer wieder stand dabei die Generationenfrage im Mittelpunkt. „Nur wenn man Alt und Jung miteinander verbinden kann, wird man auch Europa verbinden können“, sagte Schülerin Melina. Sie hat für den Wettbewerb eine Zeitschrift angefertigt. Mit dieser solle der Spagat zwischen den Generationen überwunden werden.
Mehrgenerationenhäuser als Leuchttürme
Die Abgeordnete Tabea Rößner (Bündnis 90/Die Grünen) unterstrich in dem Gespräch mit den Schülern vor allem, dass es ein Problem der Haltung gegenüber älteren Generationen gebe. Ältere Menschen würden oft als bedürftig gesehen, dabei könnten sie noch sehr viel in die Gesellschaft einbringen. Hier müsse ein Umdenken geschehen, so Rößner. Christian kann dies nur bestätigen. Denn sein Beitragsthema trägt den Titel „Comeback der Alten“. „Ältere Menschen haben oft mehr Erfahrung – von der auch wir Jüngeren profitieren können“, machte der Schüler deutlich. Ein entscheidender Punkt sei dabei jedoch, dass sich Jung und Alt auch im Alltag begegnen.
Dafür seien Mehrgenerationenhäuser „Leuchttürme“, sagte Markus Grübel (CDU/CSU). Denn dass verschiedene Generationen unterschiedliche und abgetrennte Lebensräume haben, sei nicht natürlich. „Das sind wir nicht gewohnt. Das Zusammenleben tut uns gut“, so der Abgeordnete und fügte hinzu: „In Kommunikation liegt oft der Schlüssel für ein Miteinander.“
Dies galt irgendwie auch für das Schülergespräch mit den Abgeordneten. Schließlich trafen auch hier die Generationen aufeinander. (ldi/28.09.2012)