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Kultur und Geschichte

Ein Basketballer aus Bethlehem in Berlin

Kamal Mukarker

(© DBT/photothek.net)

Ein Zwei-Meter-Riese ist Kamal Mukarker nicht gerade. Und dennoch hat er es zum Basketball-Nationalspieler seines Landes gebracht. Das vorerst letzte Mal wurde er vor zwei Jahres für das Team Palästinas nominiert. „Wie es weitergeht, muss der Trainer entscheiden“, sagt der 32-Jährige und fügt hinzu: „Ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste.“ Aktuell stünde Kamal Mukarker ohnehin nicht zur Verfügung. Noch bis 5. Oktober absolviert der palästinensische Christ aus Bethlehem ein Praktikum im Rahmen des speziell für Teilnehmer aus dem arabischen Raum aufgelegten Internationalen Parlaments-Stipendiums (IPS) im Deutschen Bundestag. Seine „Patenabgeordnete“ dabei ist Kerstin Griese (SPD). In deren nordrhein-westfälischem Wahlkreis Mettmann II, so erzählt Kamal Mukarker, wird er einen Vortrag halten über das Leben der Palästinenser im Westjordanland. Und damit auch ein bisschen in die Fußstapfen seiner Mutter treten.

Viel Deutsch gesprochen wurde nicht

Die heute 56-jährige Faten Mukarker ist in Deutschland aufgewachsen. Die griechisch-orthodoxe Christin hat ein Buch über ihr „Leben zwischen Grenzen“ geschrieben und ist oft als Vortragsreisende in Deutschland unterwegs. Von ihr hat Kamal seiner ersten Kenntnisse über Kultur und Sprache der Deutschen erhalten, sagt er.

Allerdings: Viel Deutsch gesprochen wurde nicht. „Meine Mutter kam als 20-Jährige nach Hause zurück, lernte meinen Vater kennen und heiratete ihn zwei Wochen später“, erzählt Kamal Mukarker.

Sprachkenntnisse von der Straße

Da es üblich sei, dass die arabische Großfamilie die Kinder großzieht, hätte man es als unhöflich empfunden, wenn Deutsch gesprochen worden wäre. Seine Sprachkenntnisse hat er „von der Straße“, wie er sagt. „Ich habe zwar drei Jahre in Ingolstadt studiert, aber das war ein MBA-Studium auf Englisch.“

Nach einem weiteren Studienaufenthalt kehrte er schließlich 2009 nach Beit-Jala in der Nähe von Bethlehem zurück. Nach kurzer Tätigkeit an der Uni begann er seine Arbeit als Touristenführer. „Anfangs habe ich das nur als Job gesehen, der mir ein paar Einnahmen bringt“, sagt er. Später habe er gemerkt, welche guten Möglichkeiten er damit hat. „Ich kann auf diesem Weg etwas von der Geschichte der Palästinenser erzählen, einem Volk, das bis heute seine Rechte nicht bekommen hat“, sagt er.

„Eine Minderheit in der Minderheit“

Auf diesem Weg will er seinem Land und seinem Volk helfen. „Besonders wenn ich die Sicht der christlichen Palästinenser auf den Konflikt zeige. Wir sind schließlich eine Minderheit in einer Minderheit.“ Gibt es denn Probleme mit muslimischen Palästinensern? „Unser größtes Problem heute ist die israelische Besatzung“, antwortet er und spricht von der acht Meter großen Mauer, die mitten durch den Familiengarten führt.

Dazu kommt noch der Siedlungsbau Israels im Westjordanland, den auch Deutschland kritisieren würde. So könne der Friedensprozess nicht vorankommen, obwohl die Palästinenser im Westjordanland „bereit für den Frieden sind“, wie Kamal Mukarker deutlich macht. Noch immer sei das Westjordanland in drei Zonen aufgeteilt, zwischen denen israelische Grenzposten wachten.

Den Ländern in Nordafrika um einiges voraus

Für das tägliche Leben, aber auch für den Basketballspieler Kamal Mukarker ein großes Problem. „Wenn ich in meiner Liga den Titel gewinne, kann ich noch nicht mal sagen, dass ich palästinensischer Meister bin, weil ich nicht nach Gaza darf, um gegen die dortigen Teams zu spielen.“ Unlängst sei das Nationalteam zu einem Turnier in Jordanien angetreten, wo es lange unklar war, ob die Mitspieler aus Gaza teilnehmen könnten. Die Integration von Flüchtlingen in die Mannschaft scheitere daran, dass diese oftmals keine palästinensischen Pässe haben.

Optimistisch blickt der 32-Jährige hingegen auf die demokratische Entwicklung seines Landes, das zwar international noch nicht anerkannt ist (auf seinem Bundestagsausweis steht nicht Palästina sondern: Palästinensische Gebiete), aber schon 2006 freie Wahlen durchgeführt habe. Damit sei man den Ländern in Nordafrika sogar um einiges voraus, findet Kamal Mukarker.

„Ein Kreis, durch den man gehen muss“

Bei den angesprochenen Wahlen 2006 hätten sich die Extremen durchgesetzt, ebenso wie bei den Wahlen in Ägypten. „Die Palästinenser haben aber gemerkt, dass die Extremen nicht gut für uns sind“, sagt er. Würde nun erneut gewählt werden, hätten die Liberalen eine gute Chance an die Macht zu kommen. Das gleiche vermutet er auch in Ägypten. „Das ist wie ein Kreis, durch den man gehen muss“, sagt er.

Hier in Deutschland schaut er sich an, wie die Demokratie funktioniert. „Es ist gut für mich, hier zu sein“, lautet seine Einschätzung. Es sei wichtig, nach Deutschland oder auch in die USA zu schauen, um zu sehen, was dort gut funktioniert, „und dann das Beste für uns mitzunehmen“. (hau/01.10.2012)

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