Trainingsprogramm für Ägypter und Tunesier
Zehn Expertinnen und Experten für Hochschulbildung, Forschung und Wissenschaft aus Ägypten und Tunesien nehmen an einem wissenschaftspolitischen Trainingsprogramm im Deutschen Bundestag teil. „Als Ausschuss für Bildung und Wissenschaft reden wir nicht nur über Internationalisierung, sondern sind auch an internationalen Kontakten interessiert“, sagte Ulla Burchardt (SPD), Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung am Dienstag, 16. April 2013, bei der Pressekonferenz im Berliner Paul-Löbe-Haus. Burchardt hat das Pilotprojekt „Training for Arab Policy Makers in Higher Education and Sciences“ zusammen mit Dr. Dorothea Rüland, Generalsekretärin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), ins Leben gerufen.
Austausch und Kooperation
Die Stipendiaten lernen in den zwei Wochen bis zum 26. April, in denen sie den Deutschen Bundestag besuchen, Politikgestaltung in den Bereichen Bildung, Forschung und Wissenschaft kennen und begleiten je ein Mitglied des Bildungsausschusses bei dessen parlamentarischer Arbeit.
Universitäten und andere Hochschulinstitutionen hätten eine wichtige Funktion für den demokratischen Wandel in den Maghrebstaaten, zumal gerade junge Akademiker eine zentrale Rolle bei den Protesten in der arabischen Welt spielen, sagte die Generalsekretärin des DAAD. Der DAAD ermögliche mit verschiedenen Förderlinien Austausch und Kooperation zwischen deutschen, tunesischen und ägyptischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen.
Dreiteiliges Informations- und Trainingsprogramm
Die Idee für dieses Programm sei bei einer Konferenz im kenianischen Nairobi 2012 entstanden. 60 afrikanische Wissenschaftsminister hätten beschlossen, ihre Länder in den Bereichen Innovationstechnologie, Forschung und Wissenschaft voranzubringen und gefragt, was Deutschland dazu leisten könnte. Die Antwort sei prompt gekommen: Training und Diskussion in Fragen zur Demokratie.
Das dreiteilige Informations- und Trainingsprogramm soll den teilnehmenden Wissenschaftsmanagern helfen, den politischen Transformationsprozess in ihrer Heimat mitzugestalten. „Dieser Weg der Transformation, die Ägypten und Tunesien bestreiten, ist bewegend und beschwerlich zugleich“, sagte Rüland. Sie sei beeindruckt, wie die Teilnehmer des Programms alles wissen wollten, alles diskutierten und alles hinterfragten.
„Hochschulsystem in Ägypten neu ausrichten“
Seif-Eddeen Fateen, Berater des ägyptischen Ministers für Hochschulbildung und Professor an der Fakultät für Ingenieurwissenschaft an der Cairo University in Gizeh sagte, die höhere Erziehung müsste in Ägypten ausgebaut werden: „Wie wollen das Hochschulsystem in Ägypten neu ausrichten. Da kann ich in Deutschland viel lernen und schauen, was übertragbar ist.“
Der Ägypter betonte, dass die Reformen jedoch nicht auf den akademischen Bereich begrenzt werden dürften. Insgesamt müsste das Regierungssystem verändert werden. Ziel sei Frieden und mehr Mitbestimmung der Bürger.
„Reformen nicht auf den akademischen Bereich begrenzen“
Jelel Ezzine, Professor an der Fakultät für Elektrotechnik an der tunesischen École National d'Ingénieurs de Tunis (ENIT) und ehemaliger Generaldirektor im tunesischen Hochschulministerium für den Bereich „Internationale Kooperation“ betonte, dass Tunesien keine Bodenschätze hätte und die Tunesier umso mehr Teil der Wissensgesellschaft werden müssten.
Für ihn sei es ein großartiges Zeichen für die angehende Demokratisierung Tunesiens, dass die 13 Präsidenten der Universitäten im Land erstmalig gewählt und nicht einfach nur ernannt worden seien.
Deutschland wichtiger Handelspartner
Sara Hamouda, Ökonomin im ägyptischen Ministerium für Internationale Zusammenarbeit, pflichtete ihren Vorrednern bei und unterstrich, wie wichtig Deutschland auch als Handelspartner für die Region und insbesondere für Ägypten sei.
Jenseits der zwei Wochen im Bundestag, besuchten die Stipendiaten eine Woche lang in Bonn verschiedene Institutionen der wissenschaftlichen Zusammenarbeit wie den DAAD, die Alexander-von-Humboldt-Stiftung, die Deutsche Forschungsgemeinschaft und das Bundesministerium für Bildung und Forschung. In der letzten Woche ihres Aufenthaltes lernen sie die Freie Universität Berlin von innen kennen. (rol/16.04.2013)