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Familie

Ökonomisierung in der Zivilgesellschaft nimmt zu

Markus Grübel (CDU/CSU), Vorsitzender des Unterausschusses

Markus Grübel (CDU/CSU), Vorsitzender des Unterausschusses (© DBT/Melde)

Für zivilgesellschaftliche Organisationen wird es immer schwieriger, freiwillig Engagierte zu finden. Zu dieser Einschätzung gelangt Dr. Eckhard Priller vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung in seinem Projekt „Veränderungen in Dritte-Sektor-Organisationen und ihre Auswirkungen auf die Arbeits- und Beschäftigungsverhältnisse“. Während der von Markus Grübel (CDU/CSU) geleiteten Sitzung des Unterausschusses „Bürgerschaftliches Engagement des Familienausschusses am Mittwoch, 15. Mai 2013, machte er deutlich, dass diese Feststellung sowohl für Vereine, gemeinnützige Gesellschaften, Genossenschaften als auch für Stiftungen gelte.

„Druck der Arbeitsbedingungen erhöht sich“

Ein Grund für diese Entwicklung, so Priller, sei die Zunahme von Ökonomisierung und Wettbewerb in der Zivilgesellschaft („dritter Sektor“). Dies führe auch dazu, dass sich „atypische Beschäftigungsbedingungen“ im dritten Sektor verbreiten.

„Der Druck auf die Arbeitsbedingungen erhöht sich“, sagte der Experte. Es gebe sehr viele befristete und auf Teilzeit beschränkte Arbeitsverträge. „Der dritte Sektor spielt möglicherweise eine negative Vorreiterrolle in Deutschland“, so die Einschätzung des Sozialforschers.

Ebenfalls als problematisch bezeichnete es Priller, dass in der Frage der Anerkennung für ehrenamtliches Engagement finanzielle Aspekte wie Aufwandsentschädigungen oder Auslagenerstattungen eine immer größere Rolle spielten. „Die Monetarisierungsdebatte ist in den Organisationen in vollem Gange“, sagte er.

„Finanzielle Unabhängigkeit stärken“

Daher, so seine Anregung, sollten die Organisationen der zunehmenden Marktorientierung „aufmerksam und vorsichtig“ gegenüberstehen. „Die Kritik von außen und die Gefahren wachsen“, sagte Priller. Da auch der Staat zunehmend mit Marktmechanismen arbeite, drohten den Organisationen auch hier Schwierigkeiten.

Um die Selbstständigkeit zu wahren, müsse daher durch eine intensivere Mitgliederorientierung die finanzielle Unabhängigkeit gestärkt werden. Zudem müssten die Organisationen zu noch grundlegenderen Veränderungen ihrer inneren Struktur gelangen, forderte der Soziologe mit Verweis auf schlecht besuchte Mitgliederversammlungen und das Nichtfunktionieren bestimmter Gremien.

„Erste Anzeichen einer Infrastrukturlücke“

Zu ähnlichen Ergebnissen wie Eckhard Priller kommt auch Dr. Holger Krimmer vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, der Ergebnisse der zweiten Phase des Projektes „Zivilgesellschaft in Zahlen“ vorstellte. Danach seien „erste Anzeichen einer Infrastrukturlücke zu erkennen“. Die gelte insbesondere für kleine und mittelgroße Vereine, sagte Krimmer vor dem Unterausschuss.

Zugleich hätten die Auswertungen der Befragungen ergeben, dass gerade kleine Organisationen mit nur wenig Engagierten die größten Probleme bei der Gewinnung freiwillig Engagierter haben. Auf der anderen Seite seien gerade diese Organisation prozentual am geringsten in einem Dachverband organisiert.

„Nutzung und Zugang zu Beratungsstrukturen ist bei den Organisationen am prekärsten, die den höchsten Bedarf haben“, fasste Krimmer den Widerspruch zusammen. Es sei daher sinnvoll, Gestaltungsoptionen als eine Art „Starterkit“ schon bei der Anmeldung zum Vereinsregister anzubieten, befand er. (hau/15.05.2013)

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