„Bildung für nachhaltige Entwicklung zentrales Thema“
„In der UN-Dekade für nachhaltige Entwicklung wurde viel angestoßen, die Bundesregierung hat das Thema aktiv aufgegriffen und Bund und Länder haben zusammen eine Menge erreicht“, lautete das Fazit von Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka (CDU), die den zuvor im Kabinett verabschiedeten vierten Bericht „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ in der Regierungsbefragung am Mittwoch, 26. Juni 2013, im Plenum des Bundestages vorstellte.
„Zahlreiche Aktivitäten“
„Bildung für nachhaltige Entwicklung ist ein zentrales Thema, es betrifft die ganze Gesellschaft, Bund und Länder gleichermaßen“, betonte Wanka. Wie sehr es auch ein Querschnittsthema sei, zeige der Bericht.
Dieser vermittle einen Überblick über das, was sich in Deutschland im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung getan habe. So hätten im Rahmen der UN-Dekade von 2005 bis 2014 zahlreiche Aktivitäten von Bund, Ländern, Kommunen, Akteuren der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft stattgefunden.
Förderung lokaler Bildungs- und Kompetenznetzwerke
Die Ministerin hob hier insbesondere verschiedene ausgezeichnete Projekte für nachhaltige Bildung hervor, darunter etwa die „Klimawerkstatt für Auszubildende“ oder das Bonner Projekt „Plastiktüte? – Nein danke!“.
Gerade solche Bildungsprojekte vor Ort förderten das Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Rat für nachhaltige Entwicklung mit ihrer Initiative für lokale Bildungs- und Kompetenznetzwerke für Nachhaltigkeit, so Wanka. Dazu sei 2012 ein Wettbewerb ausgelobt worden, um die 30 besten Projekte zu prämieren und mit 35 000 Euro zu fördern.
„Wir haben viel erreicht“
Trotz vieler guter Projekte und Initiativen sei jedoch gerade der Forschungsbedarf im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung noch groß, räumte die Ministerin ein. Deshalb fördere das Bildungsministerium auch gezielt die Forschung für nachhaltige Entwicklung. Solche Bemühungen zahlten sich aus: „International wird das, was wir in Deutschland tun, als sehr erfolgreich eingeschätzt“, sagte Wanka.
Das zeige auch der Bericht: „Wir haben viel erreicht, viele Curricula enthalten inzwischen Richtlinien und Empfehlungen zur Umsetzung von Bildung zur nachhaltigen Entwicklung.“ Dennoch bleibe noch „eine Menge zu tun“, mahnte die CDU-Politikerin. Es bestehe sonst die Gefahr, dass die Erfolge nur „temporär“ blieben.
Um Bildung für nachhaltige Entwicklung zu verstetigen, plane die Bundesregierung eine Abschlusskonferenz. Ziel sei es auch, alle Maßnahmen zu evaluieren, um zu entscheiden, „was wir weiterführen wollen und was nicht“, erklärte Wanka.
„Schule für alle fördern“
Dr. Rosemarie Hein, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, wollte daraufhin von der Ministerin wissen, was die Bundesregierung tue, um Rahmenbedingungen für eine „Schule für alle“ zu fördern. Dies sei aus ihrer Sicht notwendig, um Bildung erfolgreich und nachhaltig zu gestalten.
Wanka stimmte der Abgeordneten zu: „Inklusion ist ein zentrales Thema, aber nicht nur im Bildungsbereich.“ Zudem verwies sie auf eine Konferenz, die ihr Haus erst vor einer Woche zu diesem Thema gemeinsam von Kultusministerkonferenz und Arbeitsministerium organisiert habe: „Hier haben wir unter anderem über die Anforderungen diskutiert: den Umbau der Schulen, die nötige technische Ausstattung.“ Inklusion sei eine gemeinsame Aufgabe, die aber nicht einfach zu lösen sei, so die Ministerin.
Pläne für Unesco-Weltaktionsprogramm
Kai Gehring, Sprecher für Bildungs- und Hochschulpolitik von Bündnis 90/Die Grünen, wollte hingegen von der Ministerin wissen, welche Vorüberlegungen und Planungen es in der Bundesregierung für ein Weltaktionsprogramm gebe, das die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) ausrufen wolle, um die bisherige Bildungsarbeit in der UN-Dekade fortzusetzen.
„Welche Perspektiven für eine Verstetigung gibt es?“, wollte der Abgeordnete wissen. Wanka betonte, die Bundesregierung begrüße ein solches Weltaktionsprogramm und verwies erneut auf die geplante Abschlusskonferenz. Ziel sei es, dort konkrete Handlungsanweisungen zu erarbeiten. „Sie können sicher sein: Wir werden Geld und Ideen beisteuern“, sagte Wanka. „Wir sind Vorreiter in diesem Bereich, wir werden das verstetigen.“
„Bildung für nachhaltige Entwicklung strukturell verankern“
Ulla Burchardt (SPD), Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, gab zu bedenken, dass der Staatssekretärsausschuss für nachhaltige Entwicklung, kritisiert habe, dass Bildung für nachhaltige Entwicklung noch nicht in allen Bildungsbereichen genug verankert sei. Von Wanka wollte die Sozialdemokratin daher erfahren, was die Bundesregierung plane, um Bildung für nachhaltige Entwicklung „strukturell“ zu verankern.
Die Ministerin räumte daraufhin ein, dass die Umsetzung noch nicht auf allen Ebenen funktioniere. „Strukturell verankert ist Bildung für nachhaltige Entwicklung aber in den betreffenden Institutionen flächendeckend“, betonte sie.
„Regionale Verantwortung stärken“
Dr. Philipp Murmann (CDU), Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, wollte von der Bildungsministerin erfahren, wie sich die regionale Verantwortung für nachhaltige Entwicklung, gerade im Hinblick auf die Verankerung des Themas in Curricula und Lehrplänen an Schulen und Hochschulen, steigern ließe.
Wanka bekräftigte daraufhin, dass die „Sympathie“ für das Thema überall groß sei. Dementsprechend finde sich das Thema fast überall in den Lehrplänen wieder. „Die flächendeckende Umsetzung allerdings lässt zu wünschen übrig“, sagte Wanka.
„In Ausbildungsordnungen verankern“
Willi Brase (SPD) und Uwe Schummer (CDU/CSU) erkundigten sich schließlich danach, ob die Ministerin Chancen sehe, Bildung für nachhaltige Entwicklung auch in die berufliche Bildung einfließen zu lassen und konkret in Ausbildungsordnungen zu verankern.
Wankas Antwort auf diese Fragen fiel kurz und knapp aus: „Ja“, sagte sie und erinnerte an ein gefördertes Forschungsprogramm, dessen Ziel die Umsetzung der Bildung für nachhaltige Entwicklung in der kaufmännischen Ausbildung sei. (sas/26.06.2013)