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Parlament

Kämpferin für die Quote: Rita Pawelski (CDU/CSU)

Rita Pawelski, CDU/CSU

Rita Pawelski, CDU/CSU (DBT/photothek.net)

Nicht nur, wenn es um die Frauenquote ging oder wenn sie gegen das Betreuungsgeld argumentierte, wurde Rita Pawelski leidenschaftlich. Die charismatische Politikerin ist seit 2002 Mitglied der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag und Vorsitzende der Frauengruppe ihrer Fraktion. Mit viel persönlichem Engagement setzte sie sich in den vergangenen Jahren für die Abstimmungen ohne Fraktionszwänge ein, damit die Parlamentarier ihrem frauenpolitischen Gewissen folgen können. 

„Eine Vorzeigefrau tritt nicht mehr an“

Im Juni hielt die engagierte Christdemokratin ihre letzte Rede im Parlament. Rita Pawelski sagte tief bewegt: „Ich war sehr, sehr gerne Mitglied dieses Bundestages. Ich gehe freiwillig, ich gehe aber trotzdem schweren Herzens. Ich bitte alle um Entschuldigung, denen ich irgendwann zu nahe getreten bin. Und danke allen, die mir geholfen haben.“ Dann verließ Rita Pawelski das Rednerpult im Plenarsaal.

Ihre Entscheidung, nicht mehr für den Deutschen Bundestag zu kandidieren, gab Rita Pawelski bereits im Frühsommer letzten Jahres bekannt. Am 21. Juni 2012 titelte die Neue Presse: „Vorzeigefrau Pawelski tritt nicht mehr an.“ Ein Paukenschlag war diese Meldung für viele, denn Rita Pawelski hätte man noch mindestens zwei Wahlperioden zugetraut. Sie ist so voller Energie und strahlt so viel Leidenschaft aus, dass man sich nicht vorstellen kann, dass sie ihr Mandat aufgibt. Doch die Entscheidung ist endgültig. „Nach drei Wahlperioden nicht noch einmal zu kandidieren, fällt mir sehr schwer. Aber ich habe diesen Entschluss freiwillig getroffen“, sagt Rita Pawelski und fügt an: „Ich war verdammt gerne Politikerin.“

42 Jahre Parteiarbeit, 23 Jahre Berufspolitik

Rita Pawelski trat 1971 in die CDU ein, da war sie gerade 23 Jahre alt. Die junge Frau machte in ihrer Partei schnell Karriere, wurde Mitglied im Vorstand der CDU in Niedersachsen und in den CDU-Bundesvorstand gewählt. Sie war Vorsitzende der Frauen-Union im Bezirksverband Hannover und von 1990 bis 2002 Landtagsabgeordnete in Niedersachsen, bevor sie 2002 für den Deutschen Bundestag kandidierte und über die Landesliste einzog.

Rita Pawelskis politischer Lebenslauf umfasst 42 Jahre engagierte Parteiarbeit. 23 Jahre war sie Berufspolitikerin und bekannt für ihr unermüdliches Engagement für Frauenthemen. Dafür wurde Rita Pawelski von vielen Kollegen im Bundestag geschätzt – parteiübergreifend.

Wenn man der vitalen Politikerin gegenübersitzt, fragt man sich sofort, warum diese Frau, die so viel Kompetenz ausstrahlt, nicht noch einmal kandidiert. Sie spricht von Umbruch, Alter und vom Generationenwechsel. Sie sagt aber auch: „23 Jahre Berufspolitik – drei Legislaturperioden in der Landespolitik, drei in der Bundespolitik, das hieß für mich: 23 Jahre keine freie Zeitplanung, 23 Jahre keine Zeit für Freunde und Familie, 23 Jahre kein Freiraum für Hobbys. Ende dieses Jahres werde ich 65, und ich ziehe konsequent einen Schlussstrich. Zu oft habe ich geschätzte Kollegen erlebt, die nicht loslassen konnten. Irgendwann wurde ihnen der Stuhl symbolisch vor die Tür gestellt. So etwas ist bitter und sehr schmerzhaft. Eine Erfahrung, auf die ich gern verzichte.“

Nachfolger: männlich, 70 Jahre alt

Um ihre Nachfolge im Wahlkreis bemühte sich Rita Pawelski frühzeitig. Sie hatte eine junge Politikerin im Blick, die sie als Bundestagskandidatin aufbauen wollte. Sie sollte in ihre Fußstapfen treten und sich weiter so engagiert für Frauen einsetzen, wie Rita Pawelski es all die Jahre mit Herzblut getan hat. „Es ist mir nicht geglückt“, sagt Pawelski und fügt an: „Den Generationswechsel habe ich geschafft – in die entgegengesetzte Richtung. Mein Nachfolger ist ein Mann, und er ist 70 Jahre alt.“

Obwohl sie das bedauert, ist Rita Pawelski eine Politikerin, die demokratische Entscheidungen respektiert. Da sich die CDU Niedersachsen für diesen Bundestagskandidaten entschieden hat, wird sie ihn im Wahlkampf selbstverständlich unterstützen.

Tränen zum Abschied

In ihrem Bundestagsbüro hat sie schon Wochen vor der letzten Plenarsitzung Taschentücher gesammelt, denn der Abschied von ihrem Büroteam wird ihr ebenso schwerfallen wie der Abschied von den Kollegen aus der Fraktion. Aber noch ist es nicht so weit.

Auch nach der Bundestagswahl am 22. September wird Rita Pawelski noch ihr Mandat erfüllen. Denn erst nach der konstituierenden Sitzung des 18. Bundestages ist sie nicht mehr Mitglied des Parlaments, und erst dann wird sich die Tür hinter ihr schließen.

Der Hauptstadt treu bleiben

Der Hauptstadt bleibt Rita Pawelski auf jeden Fall treu. Sie hatte ihren Wohnsitz von Hannover nach Berlin verlegt, um endlich mit ihrem Mann zusammenzuleben, der seit Jahren in Berlin arbeitet. Endlich Zeit füreinander zu haben, endlich weniger Stress. Dieser Wunsch wird sich nicht erfüllen. Kurz vor dem Ende ihrer politischen Laufbahn muss sie nicht nur die Trennung vom Amt, sondern auch von ihrem Mann verkraften. Es ist hart, aber Rita Pawelski ist eine Kämpferin. Was sie zuerst als tiefen Schock empfunden hat, sieht sie jetzt als Chance, noch einmal neu durchzustarten.

Sie sagt: „Ich werde mir in der Berliner CDU eine Nische suchen. Ämter strebe ich aber nicht mehr an, ich bin also keine Konkurrentin“, sagt sie lachend und fügt an: „Ich möchte mit anderen Frauen ein Netzwerk gründen und mich weiter in der Frauenförderung engagieren. Es gibt immer noch zu wenige weibliche Aufsichtsräte und Vorstände, obwohl es ausreichend kompetente und exzellent ausgebildete Frauen gibt, über die sich große Unternehmen eigentlich freuen müssten. Und eins steht fest: Egal wie zukünftige Wahlen ausgehen – Frauen werden auch in den kommenden Legislaturen eine große Rolle spielen.“

„Auch ein steiniger Weg kann zum Ziel führen“

Für den „Ruhestand“ hat sich Rita Pawelski noch etwas vorgenommen, was ihr schon immer sehr am Herzen liegt. Sie möchte sich für Kinder aus benachteiligten Familien engagieren. „Ich habe sieben Schwestern und komme aus einer kinderreichen Familie. Ich weiß, wie schwer es sein kann, sich mit einem solchen familiären Hintergrund durchzusetzen. Ich möchte zeigen, dass man vieles schaffen kann, wenn man ein Ziel vor Augen hat und es konsequent verfolgt.“

Einen eigenen Weg zu finden, ist nach ihrer Ansicht für junge Menschen besonders wichtig: „Das habe ich den vielen Schülergruppen immer wieder gesagt, die ich im Laufe der Jahre durch den Bundestag begleitet habe. Wenn ich jungen Menschen meine Geschichte erzählt habe, bekam ich sofort eine ganz andere Gesprächsebene. Sie hörten plötzlich aufmerksam zu und sind vielleicht mit der Erkenntnis nach Hause gefahren, dass auch ein steiniger Weg zum Ziel führen kann“, sagt Rita Pawelski abschließend. (bsl/29.07.2013)

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