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Parlament

Fragestellerin aus Brandenburg: Cornelia Behm

Cornelia Behm (Bündnis 90/Die Grünen)

Cornelia Behm (Bündnis 90/Die Grünen) (DBT/photothek.net)

Die Bilder an der Wand zeigen ein Stück Brandenburg: Häuser, Bäume, Landschaften in herbstlichen Tönen. Cornelia Behm blickt auf die Gemälde, sie stammen von ihrem Mann. Er liebt die Malerei. „Es ist etwas Persönliches in meinem Büro. Ich mache Politik für den ländlichen Raum, da passt das ganz gut “, so die Grünen-Abgeordnete aus Kleinmachnow, die nach der Bundestagswahl 2013 das Parlament verlassen wird. Brandenburg ist ihre Region, ihr Zuhause. „Das ist Kiefern, Sand und Heimat.“

„Viel im Land unterwegs“

Als einzige grüne Parlamentarierin aus Brandenburg sitzt sie im Parlament, 2002 zog Behm über die Landesliste ein. „Wenn man kein Direktmandat hat, kann man sich nicht auf seinen Wahlkreis beschränken, sondern ist in sitzungsfreien Wochen viel im gesamten Land unterwegs“, erklärt die Abgeordnete.

Gute Kontakte seien wichtig für gute Politik: „Ich halte nichts davon, Politik vom grünen Tisch zu machen“, schmunzelt Behm. Man müsse vor Ort sein, den Menschen zuhören und immer den Dialog mit denjenigen suchen, auf die die Politik wirkt. Die Mutter von zwei Kindern und Oma von vier Enkeln klingt bescheiden, irgendwie pragmatisch und dennoch wie jemand, der für das Schicksal der anderen kämpft.

Der Sache ein Stück näherkommen

Die diplomierte Agraringenieurin war zunächst in der Wissenschaft tätig, bevor sie in der Kommunalpolitik aktiv wurde. Nach der Wahl 2002 zog Behm in den Bundestag ein – für insgesamt drei Legislaturperioden. Cornelia Behm kennt die Bundespolitik aus verschiedenen Blickwinkeln. Erst aus Regierungs-, am Ende aus Oppositionssicht.  

Auch in der Opposition könne man etwas bewegen, meint Cornelia Behm. „Man muss sich aber immer Mehrheiten suchen und Kooperationen finden, um der Sache ein Stück näherzukommen.“ Auch sie habe gelernt, dass man nicht immer alles umkrempeln, in kleinen Schritten aber vorankommen kann.

Ihr Thema ist die Waldpolitik, dort versucht sie etwas zu bewegen. Dafür benötigt sie eine Vision, ein Ziel. „Es ist wichtig, für eine nachhaltige Entwicklung zu sorgen“, sagt Behm. Zum Beispiel müsse der Rohstoff Holz effizienter verwendet werden. „Nicht in einem immer größeren Teil verbrannt werden“, so Behm, die in ihrem Gartenhaus mit Holz heizt: „Ansonsten aber mit Erdgas, mit einem Anteil Biogas.“

Tiefgründigkeit vermisst

Cornelia Behm ist Politikerin mit Leib und Seele, eine die nachfragt. Sie fühlt der Bundesregierung in den Fragestunden des Deutschen Bundestages immer wieder auf den Zahn – vor allem zu landwirtschaftlichen Themen.

Als Cornelia Behm in den Bundestag einzog, war für sie eines ganz besonders überraschend. „Ich bin aufgewacht und habe festgestellt: Du hast ähnlich wie als Kommunalpolitikerin ganz viele Themen, zu denen du Antworten geben musst. Eigentlich dachte ich, man kann sich auf zwei, drei Sachen spezialisieren.“ Aber die Fülle erweitere den Horizont und mache es spannend, so Behm.

Dennoch vermisst sie die Zeit, Themen tiefgründig zu erörtern. Die hat sie ab September. „Dann werde ich die ganzen Papierstapel beseitigen, das eine oder andere noch lesen“, sagt sie und schaut sich in ihrem Büro um. Es sieht nicht so aus, als würde Behm ihren Schreibtisch bald räumen, denn der ist voll – voller Aktenordner, Briefe, Bücher.

Noch einmal Bürgermeisterkandidatin?

Der Abschied aus dem Parlament macht sie wehmütig, fällt ihr schwer – das sagt sie ganz offen: „Ich werde oft auf das Aufhören angesprochen, doch ich halte die Entscheidung nach wie vor für richtig.“ Konkrete Pläne für die Zeit danach hat die 62-Jährige noch nicht. „Ich werde mir Zeit nehmen für meine Enkel und meinen Garten“, freut sich die Brandenburgerin. Doch ganz aufhören will sie nicht.

Künftig will sie in Vereinen und Verbänden ihre politischen Erfahrungen weitergeben. Wird sie auch zurück in die Kommunalpolitik gehen? Ein drittes Mal als Bürgermeisterin für Kleinmachnow kandidieren? Cornelia Behm lacht. „Nein. Da würde ich eine Verwaltung übernehmen, die so ist wie sie ist.“ In Berlin habe sie ein handverlesenes Team um sich herum gehabt, das ihr mit Rat und Tat zur Seite stand – von Anfang an.

Cornelia Behm kann sich noch gut an ihre ersten Tage im Parlament erinnern. Plötzlich saß sie mit der grünen Spitze an einem Tisch, stand direkt neben den bekannten Politikern: „Ich war im Fahrstuhl ganz dicht neben Thierse und dachte nur so: wow.“ Die Ehrfurcht sei damals groß gewesen. „Das war beeindruckend und ist heute völlig normal. Weder ein Minister noch Frau Merkel wirken jetzt einschüchternd auf mich“, lacht die Frau mit der markanten runden Hornbrille.

„Die frechen Fragen nicht abgewöhnt“

Dennoch traute sich Cornelia Behm auch schon damals mit kessen Fragen Antworten einzufordern – auch von der eigenen Fraktion. Als Rezzo Schlauch mit der Bonusmeilen-Affäre die Schlagzeilen bestimmte, hat die Neue aus dem brandenburgischen Land in einer Fraktionssitzung den Mund aufgemacht. „Ich habe ihn damals gefragt, wie er denn denkt, dass er das wieder in Ordnung bringen will. Danach herrschte eisiges Schweigen im Raum.“

Später habe ein Kollege sie auf ihren Mut angesprochen. „Ich war erschüttert, dass die Grünen, die ich bisher nur basisdemokratisch kannte – dass es dort offensichtlich auch hierarchische Strukturen gibt“, so Behm. „Ich habe mir die frechen Fragen aber nicht abgewöhnt“, lacht sie. Auch in Zukunft wird sie, in welcher Funktion auch immer, weiter nachhaken, nicht locker lassen – keine Frage. (ldi/26.08.2013)

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