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Parlament

Dejan zieht es in den diplomatischen Dienst

Dejan Chupovski aus Mazedonien steht vor dem Reichstagsgebäude

Dejan Chupovski aus Mazedonien (© DBT/Gottschalk)

Er hat Deutsch studiert, Deutschland schon immer gemocht und deutschen Teams im Sport seit jeher kräftig die Daumen gedrückt. Und dennoch ist Dejan Chupovski in diesem Jahr das erste Mal in Deutschland. „Ist schon paradox“, findet auch der 29-jährige Mazedonier, der noch bis Ende Juli ein Praktikum im Rahmen des Internationalen Parlamentsstipendiums (IPS) im Büro des SPD-Bundestagsabgeordneten Steffen-Claudio Lemme absolviert.

Unterwegs im nordthüringischen Wahlkreis

Inzwischen kann er sich nicht nur „ein gutes Bild von Deutschland machen“. Dejan Chupovski hat auch viel über die Arbeitsweise des Bundestages gelernt, hat „hochkarätige Politiker“ erlebt und weiß, dass Abgeordnete einer ständigen Terminhatz unterworfen sind. Auch und gerade wenn sie im Wahlkreis unterwegs sind.

So auch „sein“ Abgeordneter, mit dem der Mazedonier erst unlängst eine Woche lang im Norden Thüringens auf Wahlkreisreise war. „Das war schon deshalb super, weil wir uns da richtig kennenlernen konnten“, sagt Dejan Chupovski. Während der Sitzungswochen in Berlin sei dafür kaum Zeit. Dabei „kennen“ sich Lemme und der Mazedonier schon länger.

Diplom-Dolmetscher für Deutsch und Englisch

„Herr Lemme hat das Gespräch geführt, als wir IPS-Kandidaten uns letztes Jahr in der deutschen Botschaft in Mazedonien vorgestellt haben“, erzählt er. Offenbar hat Dejan Chupovski bei der Gelegenheit Eindruck auf den SPD-Abgeordneten gemacht. Möglicherweise durch sein hervorragendes Deutsch, das weder einen schweizerischen noch einen österreichischen Zungenschlag hat.

Und das, obwohl der 29-Jährige im Anschluss an sein Studium zum Diplom-Dolmetscher für Deutsch und Englisch in der mazedonischen Hauptstadt Skopje Masterstudiengänge in der Schweiz und Österreich nachgeschoben hat. „Ich wollte nicht allein auf den Übersetzer reduziert werden“, erläutert er seine Beweggründe.

Immer noch nur „Kandidat“

Jetzt hat er noch einen Masterabschluss in Europäischer Integration von der Universität in Basel in der Tasche und alsbald auch einen in Politischer Philosophie von der Universität Graz. „Dazu muss ich nur noch meine Masterarbeit fertig schreiben“, sagt er.

Ausgestattet mit derartig vielen Kompetenzen, wozu er ausdrücklich auch das IPS zählt, strebt er eine Tätigkeit im diplomatischen Dienst seines Heimatlandes an. Ein Land, das noch immer lediglich als „Kandidat“ für den EU-Beitritt geführt wird – seit 2005 schon. „Leider“, sagt Dejan Chupovski. Dabei habe die EU-Kommission „jahrelang positive Empfehlungen für die Aufnahme von Verhandlungen zwischen der EU und Mazedonien ausgesprochen“.

„Dieses Veto stoppt so vieles“

Hilft aber wohl alles nicht. Ebenso wie beim eigentlich für 2008 geplanten Nato-Beitritt blockiere Griechenland, sagt er. „Wegen des Namensstreites“, fügt er hinzu. Griechenland nämlich beansprucht den Namen Mazedonien ausschließlich für seine nördliche Provinz und lehnt einen Staat mit gleichem Namen ab. Aus Angst vor eventuellen Gebietsansprüchen, wie es heißt.

Dejan Chupovski schüttelt den Kopf. „Dieses Veto stoppt so vieles“, beklagt er. Mit der Eingliederung in EU und Nato verbindet er große Hoffnungen. Auch auf einen wirtschaftlichen Aufschwung, der das Problem der Arbeitslosigkeit beseitigen könnte. Ausländische Investoren, so seine Rechnung, bräuchten Sicherheit für ihr Kapital. Eine Mitgliedschaft in EU und Nato könne dies gewährleisten.

„Mehrheit für EU- und Nato-Beitritt“

Die übergroße Mehrheit seiner Landsleute sieht das seiner Aussage nach ähnlich. „Würden Sie jetzt eine Umfrage machen, gäbe es eine sehr breite Mehrheit für den Beitritt zu EU und Nato“, ist er sich sicher. Ebenso in der Einschätzung, dass die EU von den neuen Mitgliedstaaten profitiert habe – ebenso wie diese von der EU.

„Das ist eine Win-win-Situation“, findet der Mazedonier und wirft einem Blick über den großen Teich. „Wir sollten uns die amerikanischen Bundesländer anschauen, und fragen, ob die auch so stark wären, wenn sie allein agieren würden.“ Sind also die Vereinigten Staaten von Europa sein Ziel? „Langfristig gesehen, ja“, sagt er. „Sonst kann Europa nicht stark genug auf der Weltbühne auftreten.

Zehn Spanier und ein deutscher Torwart

In einer anderen Frage meldet er – nicht ganz ernsthaft gemeint – Zweifel an, ob die Vereinigten Staaten von Europa eine so gute Idee sind. Berechtigte Zweifel, möchte man als Fußballfreund hinzufügen. Zweifel, die nach einer Ausnahmeregelung schreien. Soll es im Falle des Falles tatsächlich nur noch ein einziges Fußballteam geben, das Team Europa?

„Dann gäbe es keine Europameisterschaften mehr“, gibt er lachend zu bedenken. Und bei der Weltmeisterschaft, so spinnt er das Szenario weiter, würde vermutlich eine Mannschaft „mit zehn Spaniern und einem deutschen Torwart“ für Europa auflaufen. Keine tolle Vorstellung… Es gibt – so scheint es – noch jede Menge Fragen zu klären, auf dem Weg zu den Vereinigten Staaten von Europa. (hau/10.06.2014)

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