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Parlament

Mareks Blick auf das politische Berlin

Marek Benda aus Tschechien

Marek Benda, IPS-Stipendiat des Bundestages aus Tschechien (© DBT/photothek.net)

Marek Benda ist gern in Berlin. Als Katholik fühlt er sich hier wie in seiner tschechischen Heimat. „Wir sind eines der atheistischsten Länder in der EU“, sagt der 25-Jährige. Eine ähnliche Situation wie offenbar in der deutschen Hauptstadt. „Es gibt hier nicht viele Katholiken. Aber die, die es gibt, sind auch engagiert.“ Marek Benda kann sich durchaus ein Urteil über die Situation in Berlin erlauben: Von 2009 bis 2012 hat er an der Freien Universität Berlin Politikwissenschaften studiert. Jetzt ist er wieder hier. Noch bis Ende Juli absolviert der Tscheche ein Praktikum im Rahmen des Internationalen Parlamentsstipendiums (IPS) im Büro des CDU-Abgeordneten Norbert Brackmann.

Praktikum im Büro von Norbert Brackmann

Dank Brackmanns Mitgliedschaft im Haushaltsausschuss darf sich Marek Benda in jeder Sitzungswoche intensiv mit der „schwarzen Null“ beschäftigen. „Das ist schon sehr spannend, wenn man in Ausschüssen oder Arbeitsgruppen miterleben kann, wie die Abgeordneten öffentlich kontrovers diskutierte Themen behandeln“, sagt er.

Und auch der Stipendiat leistet seine Arbeit. Pressespiegel erstellen, Recherchen durchführen, in Sitzungen und Konferenzen Protokoll führen – das sind einige seiner Aufgaben im Büro Brackmann. „Das ist so ähnlich wie damals an der Botschaft“ sagt er. Damals an der Botschaft – das meint sein Praktikum an der tschechischen Vertretung in Berlin. Ende 2011 hat er dort drei Monate verbracht.

Erfahrungen in der tschechischen Botschaft

Eine tolle Zeit, in der er gut zu tun hatte. „Da einige Mitarbeiterstellen in der Botschaft damals nicht besetzt waren, fand ich als Praktikant viel Beschäftigung“, erinnert sich Marek Benda.

Zu seinen Tätigkeiten zählte seinerzeit das Verfassen der Botschafterreden oder die Erstellung von Berichten über Treffen und Konferenzen, die im Auswärtigen Amt, Bundeskanzleramt, Bundestag und verschiedenen Think-Tanks geführt wurden. „Da habe ich einen wirklich spannenden Blick in den Alltag des politischen Berlins erhalten“, sagt er.

Im Grenzgebiet zu Deutschland aufgewachsen

Sowohl sein Praktikum an der Botschaft als auch seinen derzeitigen Aufenthalt im Bundestag verdankt der 25-Jährige aus der Gegend von Budweis unter anderem seinen hervorragenden Deutschkenntnissen. „Ich bin im Grenzgebiet zu Deutschland aufgewachsen“, erzählt er. Das bayerische Passau sei nur 80 Kilometer von seinen Heimatort entfernt.

Damals, so sagt Marek Benda, sei Deutsch die erste Fremdsprache gewesen, die an seiner Grundschule gelehrt wurde. Heute sei das anders. „Der Deutschunterricht lässt nach. Stattdessen sind Englisch und Spanisch im Aufwind“, berichtet er.

„Versuch's mal in Deutschland“

Marek Benda, dem die deutsch-tschechische Zusammenarbeit offensichtlich sehr am Herzen liegt, wirbt dafür, Deutsch zu lernen. „Ich habe in Prag mit dem Projekt ,Versuch's mal in Deutschland‘ zusammengearbeitet“, sagt er.

In Gymnasien und Mittelschulen sei er unterwegs gewesen, um den Leuten näherzubringen, dass ein Engagement in Deutschland möglich ist – ob im Studium, in freiwilligen Projekten oder auch im Berufsleben. „Wir wollten zeigen, dass es beim Nachbarn tolle Möglichkeiten gibt und man nicht unbedingt nach England oder in die USA fahren muss.“

Traumjob in einer deutsch-tschechischen Stiftung

Ein solches Engagement kann sich der Politikwissenschaftler auf für seine berufliche Zukunft vorstellen. „Am liebsten würde ich in einer deutsch-tschechischen Stiftung arbeiten“, sagt er. Hilft denn das IPS für die spätere Karriere? „Ja, sicher“, gibt er sich zuversichtlich.

Augenzwinkernd fügt er hinzu: „Ich hoffe nicht, dass eventuelle Arbeitgeber in Tschechien den Bundestag mit unserem Abgeordnetenhaus gleichsetzen.“ Dann nämlich, so seine Bedenken, könne das Ganze nach hinten losgehen. „Das tschechische Parlament hat nämlich keinen so guten Ruf“, erläutert er.

„Der Euro würde sich für Tschechien lohnen“

Ohnehin ist er mit der Politik, die in den vergangenen Jahren in seinem Heimatland gemacht wurde, nicht immer einverstanden gewesen. Stichwort: Beitritt zur Euro-Zone. Das Nachbarland Slowakei habe seit 2009 die Gemeinschaftswährung. „Bei uns könnte es frühestens 2019 soweit sein“, beklagt er.

Dabei hatte Tschechien bereits 2007 die Maastricht-Kriterien erfüllt. „Es war eine politische Entscheidung der damaligen konservativen Regierung, der Euro-Zone nicht beizutreten“, erinnert er. Dabei ist er sich sicher, „dass sich der Euro für Tschechien langfristig lohnen würde“. Schließlich sei man ohnehin von der EU abhängig. „Rund zwei Drittel der Exporte gehen dorthin.“ Doch nicht nur für die Wirtschaft, sondern „auch für mich selbst hätte der Euro praktische Vorteile“.

„Tschechische Regierung ist Europa zugewandt“

Der jetzigen Mitte-Links-Regierung kann Marek Benda daher auch zumindest etwas Gutes abgewinnen: „Sie ist Europa zugewandt.“ Die Zeit, als Tschechien als ewiger Nörgler und Unruhestifter galt, sei vorbei, freut er sich und hofft auf einen Aufbruch, wie es ihn seinerzeit beim EU-Beitritt gegeben hatte. „Damals kamen ganz viele Investoren, und es entstanden Kontakte in andere EU-Länder, von denen auch mein damaliges Gymnasium profitiert hat“, erinnert er sich.

Ob mit dem EU-Eintritt verbunden oder nicht: In den vergangenen Jahren ist die tschechische Hauptstadt immer internationaler geworden, findet Marek Benda, der nach der IPS-Zeit wieder nach Prag zurückkehren wird, um dort sein Masterstudium der Politischen Theorie und Zeitgeschichte fortzuführen.

„Prag kommt mir viel hektischer vor“

Insbesondere junge Leute aus aller Welt würden die Stadt bevölkern, sagt er: „Ähnlich wie in Berlin.“ Gibt es auch Unterschiede zwischen den beiden Metropolen? „Prag kommt mir viel hektischer vor, obwohl Berlin viel größer ist“, beschreibt der 25-Jährige seinen Eindruck.

Während die Bewohner der tschechischen Hauptstadt mehr oder weniger gezwungen seien, „mindestens einmal pro Tag durch das Zentrum zu fahren“, habe Berlin viele Bezirke, „die alle wie eine kleine Stadt für sich wirken“, lautet sein Erklärungsversuch. (hau/17.06.2014)

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