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Parlament

Erinnerung an „Baltischen Weg“ vor 25 Jahren

Alois Karl (CDU/CSU), Vorsitzender der Deutsch-Baltischen Parlamentariergruppe, und Bundestagspräsident Norbert Lammert in einer Podiumsdiskussion am 26. September 2014is

Alois Karl, Norbert Lammert während der Podiumsdiskussion (DBT/Melde)

Am 23. August 1989 bildeten eine Million Esten, Letten und Litauer eine 600 Kilometer lange Menschenkette, um für die Unabhängigkeit und Freiheit ihrer Staaten zu demonstrieren, die sie mit dem genau 50 Jahre zuvor verabredeten Hitler-Stalin-Pakt verloren hatten. An diesen „Baltischen Weg“ vor 25 Jahren wurde am Freitag, 26. September 2014, im Paul-Löbe Haus des Bundestages mit einer Podiumsdiskussion und einer Ausstellungseröffnung erinnert.

In einem Grußwort hob Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert die Bedeutung dieses baltischen Freiheitsstrebens für den Fall der Mauer in Berlin hervor. Der Transformationsprozess in Mittel- und Osteuropa sei durch die parallel stattfindenden Aktivitäten „wechselseitig ermutigt, befördert und befeuert“ worden.

„Scheinbar überwundene Dominanzattitüden“

Nach diesen revolutionären Ereignissen in Europa vor 25 Jahren habe man allerdings bis vor Kurzem geglaubt, „dass dies ein Schlusspunkt eines Teils der europäischen Geschichte und gleichzeitig der Beginn einer völlig neuen Phase sei und vermutlich nicht für möglich gehalten, dass es in der unmittelbaren Nachbarschaft der Europäischen Gemeinschaft wieder zu demonstrativen Verletzungen des Völkerrechts und zu einem Bruch des Prinzips der territorialen Integrität europäischer Staaten kommen würde“.

Wie stark diese gerade errungene Freiheit durch die „bedauerliche Wiederbelebung scheinbar ein für allemal überwundener Dominanzattitüden“ (so Lammert über die neue Rolle Russlands) gefährdet ist, das war die beherrschende Frage in der Diskussionsrunde.

„Es gab kein Zurück mehr“

Der Vorsitzende der deutsch-baltischen Parlamentariergruppe, Alois Karl (CDU/CSU), hatte dazu Vertreter der jeweiligen parlamentarischen Partnergruppen eingeladen sowie den Direktor des Nordinstituts an der Universität Hamburg, Dr. Joachim Tauber. Tauber erinnerte daran, dass die Menschenkette „ein sehr, sehr gewagter Akt“ gewesen sei und dass die Freiheitsbewegung bis Anfang der neunziger Jahre Menschenleben gekostet habe.

Der estnische Parlamentarier Jaak Aaviksoo, Vorsitzender der Estnisch-Deutschen Freundschaftsgruppe, berichtete von seinen persönlichen Erinnerungen an den Tag der baltischen Menschenkette. In diesem emotionalen Moment sei klar gewesen, „dass es zu diesem Zeitpunkt kein Zurück mehr gab“. Heute allerdings versuche der Kreml die gewachsenen europäischen und transatlantischen Beziehungen auf die Probe zu stellen und teste, wie weit er gehen könne.

„Neue Menschenkette von Berlin bis Kiew“

Die Freiheitsbewegung in seinem Land habe zwischen 1939 und 1989 trotz sowjetischer Unterdrückung immer weitergelebt, sagte der Vorsitzende der Litauisch-Deutschen Freundschaftsgruppe, Prof. Kęstutis Masiulis. Er schilderte in dramatischen Worten die neue Bedrohung durch Russland und den aus seiner Sicht zu schwachen Widerstand der westlichen Welt: „Wer sagt Nein, wer sagt Stopp?“ Gefährlich seien aus seiner Sicht die Psychologie und die Inszenierung, die den Totalitarismus ermöglichten. Sein Appell lautete: „Wir brauchen eine neue Menschenkette von Berlin bis Kiew!“

Edvards Smiltens aus dem lettischen Parlament berichtete, dass seine Eltern mit ihm als Sechsjährigen vor dem Hauptquartier des KGB in Riga demonstriert hätten und er als Kind die besondere Atmosphäre gespürt habe. „Jeder hat damals verstanden, dass es um die Zukunft geht.“ Smiltens zeigte sich überzeugt, dass sich die baltischen Staaten als Mitglieder in EU und Nato gegenwärtig in einer sichereren Position befänden als die Ukraine.

„Bei gemeinsamen Werten keine Kompromisse zulassen“

Die Abgeordnete Barbara Woltmann (CDU/CSU) fragte die Gäste, ob die  Oppositionsbewegung in Russland ein Gegengewicht zu Putin bilden könne. Jaak Aaviksoo zeichnete daraufhin ein desillusionierendes Bild. Die Opposition und ihre Demonstrationen würden durch den Kreml kontrolliert und gesteuert. Die Machtstrukturen Putins seien in den letzten zehn Jahren massiv gefestigt worden. Aaviksoo mahnte, die westliche Gemeinschaft dürfe hinsichtlich ihrer gemeinsamen Werte keine Kompromisse zulassen.

In den Beiträgen wurde klar, dass der Baltische Weg für die Menschen in Lettland, Estland und Litauen emotional eine vergleichbare Wirkung hat wie der Fall der Mauer in Deutschland. Die Ausstellung zum Baltischen Weg im westlichen Foyer des Paul-Löbe-Hauses vermittelt einen Eindruck von  diesen bewegenden Ereignissen in der Geschichte der baltischen Staaten. (tk/26.09.2014)

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