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Parlament

Fragen zu Sportsendungen in ARD und ZDF

André Hahn im Plenum

André Hahn (Die Linke) (DBT/Schüring)

Der Abgeordnete der Linksfraktion, Dr. Andre Hahn, erkundigt sich während der Fragestunde des Bundestages am Mittwoch, 4. Februar 2015, danach, wie die Bundesregierung die Gewichtung des Breiten- und Behindertensports bei der Sportberichterstattung von ARD und ZDF bewertet. Dabei geht er von einem Anteil von höchstens fünf Prozent aus. „Das ist kein gutes Zeichen“, sagt er im Interview und verweist auf die mehr als 26 Millionen Mitglieder im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und über 600.000 Mitglieder im Deutschen Behindertensportverband (DBS). „Dennoch sehe ich die Gefahr, dass der Fußball alles dominiert, was die Übertragungen angeht“, so Hahn, der für eine Sensibilisierung bei den öffentlich-rechtlichen Sendern eintritt. Derzeit setzten ARD und ZDF im Sport „zu oft die falschen Prioritäten“. Zugleich spricht er sich für eine neue Zusammensetzung der Rundfunkräte aus, „denn Vertreter des Behindertensports sind dort bislang nicht vertreten“. Das Interview im Wortlaut:


Herr Dr. Hahn, Sie erkundigen sich in der Fragestunde am Mittwoch nach dem Anteil, den der Breiten- und Behindertensport in der Sportberichterstattung von ARD und ZDF eingenommen hat. Ohne der Antwort der Bundesregierung vorgreifen zu wollen: Mehr als vier oder fünf Prozent werden es wohl nicht gewesen sein…

Davon gehe ich leider auch aus, und das ist kein gutes Zeichen. Wir haben immerhin mehr als 26 Millionen Mitglieder im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und über 600.000 Mitglieder im Deutschen Behindertensportverband (DBS). Dennoch sehe ich die Gefahr, dass der Fußball alles dominiert, was die Übertragungen angeht. Und das sage ich als großer Fußball-Fan. Im Winter kommt vielleicht noch ein bisschen der Wintersport dazu, aber alles andere fällt weitgehend hinten runter. Selbst eine Handball-Weltmeisterschaft, von der erstmals im frei empfangbaren Fernsehen gar nichts übertragen wurde. Das ist eine Entwicklung, die mich bedenklich stimmt.

Warum halten Sie es für wichtig, dass im Fernsehen mehr über Breiten- und Behindertensport berichtet wird? Gerade Breitensportler üben doch ihren Sport zumeist eher für sich und ihre Fitness aus, als dafür, im Fernsehen gezeigt zu werden…

Es gibt einen umfassenden Informationsauftrag der öffentlich-rechtlichen Sender. Dazu gehören auch Berichte über Entwicklungen im Breitensport. Dazu gehören beispielsweise Porträts von Trainern, die sich im Nachwuchsbereich einbringen. Auch im Breitensport kann man engagierte Personen vorstellen, um andere zu motivieren, selbst aktiv zu werden, angefangen von Aktiven über Übungsleiter bis hin zu Schieds- und Kampfrichtern. Und zwar nicht nur im Fußball. Und zum umfassenden Informationsauftrag gehört auch, dass Behindertensportler vorgestellt werden, die sonst nicht so sehr im Fokus stehen. Wir haben in Deutschland in der Bevölkerung einen Anteil von mehr als zehn Prozent an Menschen mit Behinderung. Gerade sind deren Weltmeisterschaften im Biathlon und im Langlauf in den USA zu Ende gegangen, wo deutsche Athleten sogar drei Titel geholt haben. Davon wurde aber nicht berichtet, obwohl das nun wirklich absoluter Leistungssport ist. Es ist nicht akzeptabel, dass der Behindertensport nur alle vier Jahre nach Olympia im Fokus steht, wenn die Paralympics stattfinden. Und obwohl 40.000 Menschen mit geistigen Behinderungen regelmäßig Sport treiben, wird darüber nur höchst selten berichtet.

ARD und ZDF argumentieren immer häufiger mit der Quote. Beleg dafür war ja auch der Kauf der teuren Free-TV-Rechte an der Fußball Champions League durch das ZDF. Wie vertragen sich die dafür erforderlichen immensen Summen mit dem Umstand, dass die Sender das Gros ihres Budgets über den Rundfunkbeitrag der Bürger einnehmen?

Bei ARD und ZDF werden im Sport zu oft die falschen Prioritäten gesetzt. Bei den Summen, um die es etwa bei den Champions-League-Rechten geht, könnten ganz viele andere Sachen unterstützt und präsentiert werden. Die Champions League könnte problemlos auch bei den privaten Anbietern laufen. Genauso stellt sich für mich die Frage, ob teure Profi-Boxkämpfe in ARD und ZDF laufen müssen. Stattdessen müssten die Sender einen mehr basisorientierten Auftrag haben. Da kann es nicht immer nur um die Quote gehen. In vielen anderen Bereichen ist man ja auch bereit, Magazine oder Dokumentationen zu bringen, die nicht immer ein riesiges Publikumsinteresse finden, aber doch einen bestimmten Personenkreis ansprechen. Das ist richtig, denn auch solche Sachen gehören ins öffentlich-rechtliche Fernsehen.

Braucht es also eine verpflichtende Quote, was den Anteil der Übertragungen vom Breiten- und Behindertensport bei ARD und ZDF angeht?

Ich glaube, man muss einfach mehr für das Thema sensibilisieren. Zum Beispiel in den Rundfunkräten, die durchaus bei den Sendern eine breitere Berichterstattung im Sportbereich einfordern könnten. Hier sollte man dann auch neu über deren Zusammensetzung nachdenken, denn Vertreter des Behindertensports sind dort bislang nicht vertreten. Ob man letztlich nun eine Quote von zehn, zwölf oder acht Prozent erreicht, halte ich für nachrangig. Mein Ziel – auch bei dieser Anfrage an die Regierung  – ist die Sensibilisierung, damit nicht nur der Fußball, sondern auch andere Sportarten künftig bei der Übertragung besser berücksichtigt werden. 

(hau/03.02.2015)

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