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Familie

„Wir müssen die Barrieren in den Köpfen abbauen“

Kind mit Down-Syndrom in Schulklasse

Inklusion und Engagementförderung beschäftigten den Unterausschuss. (dpa)

„Wir müssen die Barrieren in den Köpfen abbauen.“ Diese Forderung erhob Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes, am Mittwoch, 18. März 2015, in der von Willi Brase (SPD) geleiteten Sitzung des Unterausschusses Bürgerschaftliches Engagement zum Thema „Inklusion und Engagementförderung“. Es werde immer zuallererst gefragt, was nicht geht, bevor kreativ darüber nachgedacht werde, was gehen könnte, sagte Beucher. Dabei könne man immer wieder in Regelsportvereinen, „also nicht in Behindertensportvereinen“, erleben, dass Menschen – behindert oder auch nicht – „ganz normal miteinander Sport treiben“.

Beucher: Sport bewegt auch gesellschaftlich etwas

Mindestens ebenso wichtig wie Kampagnen zum Abbau besagter Barrieren seien auch vermehrte Anstrengungen für eine bauliche Barrierefreiheit. „In die meisten deutschen Schwimm- oder Sporthallen kommen Menschen im Rollstuhl überhaupt nicht rein“, beklagte der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes.

Positiv zu bewerten sei jedoch, was die Frage der Bewerbung für die Olympischen Spiele und die Paralympics in Hamburg und Berlin für die Barrierefreiheit gebracht hätten. Beide Städte hätten erklärt, bis 2018 (Hamburg) beziehungsweise bis 2020 (Berlin) im öffentlichen Personennahverkehr barrierefrei sein zu wollen. „Das zeigt, dass der Sport auch gesellschaftlich etwas bewegt“, sagte Beucher.

Zugleich forderte er mehr mediale Aufmerksamkeit für den Behindertensport. Auf der einen Seite sei zu konstatieren, dass hier eine Entwicklung stattgefunden habe. „Früher konnten die Leute Paralympics noch nicht einmal buchstabieren. Heute kennen sie sogar Spitzenleute aus dem Behindertensport mit Namen.“

„Es gibt eine mediale Nische nach den Paralympics“

Dennoch sei es bedauerlich, dass ARD und ZDF unlängst von den Alpinen Ski-Weltmeisterschaften der Menschen mit Behinderung nicht berichtet hätten, obwohl die fünf deutschen Teilnehmer dort sehr erfolgreich gewesen seien. „Es gibt eine mediale Nische nach den Paralympics“, sagte Beucher und forderte die Abgeordneten auf, über die Rundfunkräte und andere Wege für mehr Präsenz im Fernsehen zu sorgen.

Und noch eine Forderung erhob der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete in Richtung der Parlamentarier: „Nehmen Sie die Schirmherrschaften für inklusive Veranstaltungen an!“

Magiros: Erstaunlich wenige Barrieren vorgefunden

Angelika Magiros von der Bundesvereinigung Lebenshilfe stellte im Anschluss das Projekt „Lebenshilfe aktiv“ vor. Ziel dabei sei eine Umkehr der Rollen. Menschen mit Behinderungen unterstützten dabei andere und engagierten sich ehrenamtlich. „Das ist wirkliche Inklusion“, sagte Magiros. Ziel des Projektes sei auch die Kooperation mit anderen Organisationen. Dabei, so die Lebenshilfe-Vertreterin, habe man erstaunlich wenige Barrieren vorgefunden beim Versuch, solche Kooperationen zu beginnen. „Teilweise sind sogar die Organisationen auf uns zugekommen.“

Schwieriger sei es hingegen, die Kooperation am Laufen zu halten. „Dazu haben die Verbände zu wenig Personal“, sagte sie. Was den Einwand angeht, mit der ehrenamtlichen Tätigkeit - auch von Menschen mit Behinderungen - würden staatliche Aufgaben übernommen, betonte Magiros, es müssten immer wieder Grenzlinien gezogen werden. „Das muss man von Fall zu Fall entscheiden“, sagte sie. Mit Blick auf das geplante Bundesteilhabegesetz sprach sie sich dafür aus, darin aufzunehmen, dass „bürgerschaftliches Engagement ein Punkt der sozialen Teilhabe ist“. Darauf könnten sich dann Organisationen wie etwa die Lebenshilfe berufen.

Bentele: Engagement nicht nur auf Soziales beschränken

Bürgerschaftliches Engagement sei für Menschen mit Behinderungen genauso wichtig wie für alle anderen, machte Verena Bentele, Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, deutlich. „Menschen mit Behinderungen haben auch Fähigkeiten, die sie gerne anderen zur Verfügung stellen“, sagte Bentele. Zugleich warnte sie davor, das Engagement nur auf soziale Bereiche zu beschränken. „Umweltprojekte wie auch andere Projekte können auch davon profitieren“, sagte sie.

Wichtig, so Bentele, sei es auch, Menschen mit Behinderungen zu unterstützen, wenn sie sich politisch engagieren wollten. „Wir brauchen mehr Menschen mit Behinderungen in politischen Ämtern“, forderte sie. (hau/18.03.2015)

Liste der geladenen Sachverständigen
  • Verena Bentele, Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen
  • Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes
  • Dr. Angelika Magiros, Bundesvereinigung Lebenshilfe, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit

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