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Parlament

Alexandra braucht keine Frauenquote

Junge Frau blickt in die Kamera mit Reichstagsgebäude im Hintergrund

Alexandra Sabolova (DBT/photothek)

Von einer Frauenquote hält Alexandra Sabolova eigentlich gar nichts. „Ich denke, Kompetenz setzt sich auch so durch“, sagt die Slowakin, die ab September dieses Jahres die Position der Assistentin des Produktionsleiters bei Volkswagen in der Slowakei innehaben wird. Sie sei die erste Frau in diesem Job, sagt die 29-Jährige. „Das habe ich meiner Kompetenz zu verdanken und nicht der Tatsache, dass ich eine Frau bin.“

Bisher war Alexandra Sabolova bei dem deutschen Autobauer in der Kommunikationsabteilung für interne Kommunikation zuständig. Nicht jedoch in den vergangenen Monaten. Da nämlich absolvierte die studierte Journalistin ein Praktikum im Rahmen des Internationalen Parlamentsstipendiums des Bundestages (IPS) im Abgeordnetenbüro von Alexander Ulrich (Die Linke). Nicht zuletzt auch mit Blick auf ihre persönliche Zukunft. „Ich möchte später gerne einmal Außen- und Regierungsbeziehungen bei Volkswagen machen – also Lobbyismus und Politikberatung“, sagt die Slowakin.

„Ich bin nicht für den Grexit“

Neben ihrem Job ist sie auch auf zivilgesellschaftlicher Ebene ziemlich aktiv. „Ich arbeite mit einem Informationsbüro der EU zusammen, wo wir verschiedene Kampagnen etwa gegen die Jugendarbeitslosigkeit initiieren“, erzählt Alexandra Sabolova, die politisch „linksliberal“ ist, wie sie sagt. Und dennoch mit dem derzeit wohl bekanntesten Liberalen ihres Landes, dem Europaabgeordneten Richard Sulik, der sich auch bei deutschen TV-Anstalten schon das ein oder andere Rededuell mit dem Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, geliefert hat, nicht übereinstimmt. „Anders als er bin ich nicht für den Grexit“, betont sie und fügt hinzu: „Auch wenn der Ausstieg Griechenlands aus dem Euro ökonomisch gesehen wohl die beste Lösung wäre.“

Nicht jedoch aus politischer Sicht. „Für den Gedanken von Europa ist es wichtig, dass einem europäischen Partner, der in Schwierigkeiten steckt, nicht der Rücken zugewandt wird“, macht Alexandra Sabolova deutlich. Damit stellt sie sich auch gegen die Ansicht des amtierenden Ministerpräsidenten der Slowakei, Robert Fico, dem sie Populismus vorwirft. Fico sage, es sei der slowakischen Bevölkerung nicht zu vermitteln, dass man die Schulden von Griechenland mittragen soll, wo doch die Renten in der Slowakei deutlich niedriger seien. „Das stimmt zwar“, räumt Alexandra Sabolova ein. Vergessen werde dabei aber, dass auch die Slowakei viele Gelder aus den Strukturfonds der EU erhalte.

„Anstrengungen haben sich gelohnt“

Was den immer wieder geforderten Schuldenschnitt für Griechenland angeht, so ist die Slowakin „zwiegespalten“. Einerseits könne das wohl helfen. „Es wäre aber ungerecht gegenüber anderen Staaten wie etwa Spanien, Irland oder auch der Slowakei“, findet sie. Vor allem Ende der 1990er-Jahre habe sich die Slowakei einem Spardiktat unterwerfen müssen, was vor allem im Osten des Landes mit sozialen Verwerfungen verbunden gewesen sei. Schlussendlich hätten sich die Anstrengungen aber gelohnt: die Maastricht-Kriterien seien erfüllt worden, der Beitritt zur EU, zum Euro und der Nato erfolgt. „Wir haben gezeigt, dass es machbar ist, wenn man sich bemüht“, sagt sie.

Die Europäische Idee – ein wichtiger Punkt für Alexandra Sabolova, die einräumt, dass vor allem die junge Generation die Errungenschaften zu gering schätzt. „Meine Eltern sind noch im Kommunismus groß geworden“, erzählt sie. „Da ging es nicht, einfach mal so von Bratislava nach Wien zu fahren.“ Heute würden die Slowaken nach der Arbeit im Neusiedler See baden gehen und zum Snowboarden nach Österreich statt in die heimischen Berge fahren, weil es schlichtweg näher ist.

„Gemeinsames Szenario erforderlich“

Wichtig, um ein wahrhaft europäisches Gefühl zu entwickeln, wäre es aus ihrer Sicht, „sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen und zu sagen: Was wollen wir eigentlich?“ Derzeit habe jedes Land eine unterschiedliche Vorstellung von der europäischen Integration. „Das führt zu Missverständnissen“, sagt die Slowakin und fordert ein „gemeinsames Szenario“.

Ihr persönliches Szenario sieht bis auf Weiteres eine Tätigkeit bei Volkswagen vor, dem mit 13.000 Mitarbeitern zweitgrößten Arbeitgeber der Slowakei. Für ihren neuen Job hat Alexandra Sabolova unter anderem Frauenförderung als ein Kernthema ausgemacht, auch wenn sie – wie erwähnt – keine Anhängerin der Frauenquote ist.

„Gespaltene Gesellschaft“

„Es ist schwierig, Frauen für den Automobilbereich zu begeistern“, sagt sie. Man müsse akzeptieren, „dass das eine Männerdomäne ist und Frauen andere Interessen haben“. Dennoch versuche Volkswagen, an den Hochschulen des Landes Frauen für einen Job im Unternehmen zu gewinnen. „So richtig gut klappt das aber noch nicht“, räumt sie ein.

Ein bisschen liebäugelt die 29-Jährige aber auch mit einer politischen Karriere. Gäbe es – wie in Deutschland – auch in der Slowakei ein Wahlrecht mit Zweitstimme „würde ich vielleicht die Möglichkeit ergreifen, engagierter Politik zu machen“, sagt sie. Derzeit habe sie jedoch das Gefühl, dass eine liberale Partei in der Slowakei nicht gewählt würde. Alexandra Sabolova spricht von einer „gespaltenen Gesellschaft“, wenn sie von ihrem Heimatland redet.

„Das Leben in Bratislava und Wien ist inzwischen ähnlich“

Da sei auf der einen Seite der reiche Westen der Slowakei. „Das Leben in Bratislava und Wien ist inzwischen ähnlich“, führt sie als Beleg an. Der Osten stehe hingegen deutlich schlechter da. Und so gehe bei den Wahlen ein Riss durch das Land: Der Osten unterstütze den amtierenden sozialdemokratischen Ministerpräsidenten, während der Westen christdemokratisch wähle.

Doch keine Sorge, beruhigt sie sogleich. Eine Gefahr der Eskalation angesichts der Unterschiede zwischen Ost und West wie etwa in der Ukraine sieht die Slowakin nicht. „Dafür sind wir ein zu ruhiges Volk“, sagt sie schmunzelnd. Außerdem seien die Probleme in der Ukraine nicht mit denen der Slowakei zu vergleichen, fügt sie hinzu. (hau/21.07.2015)

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