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Geschichte

Gauck: Niemals beugen wir uns dem Terror

„Der Schmerz verbindet uns heute ganz besonders mit unseren französischen Freunden. Wir sind in Gedanken und Gefühlen bei den Opfern der Anschläge von Paris, bei den Angehörigen, den Polizisten und Helfern, bei der ganzen französischen Nation“, sagte Bundespräsident Joachim Gauck zu Beginn seiner Gedenkrede zum Volkstrauertag. Dieser Tag, der seit Jahrzehnten der Trauer gewidmet sei, sei in diesem Jahr auch ein Tag aktueller Trauer, so Gauck mit Blick auf die Anschlagserie vom 13. November in der französischen Hauptstadt. Der Anschlag habe Frankreich, aber auch der offenen Gesellschaft, der Lebensweise der Freien und Gleichen in Europa und der ganzen Welt gegolten. Den Tätern hielt der Bundespräsident entgegen: „Die Gemeinschaft der Demokraten ist stärker als die Internationale des Hasses. Wir beugen unser Haupt vor den Toten, niemals aber beugen wir uns dem Terror.“

„Krieg und Gewalt sind grauenhafte Gegenwart in Europa“

Die traditionelle Gedenkstunde fand am Sonntag, 15. November 2015, unter der Schirmherrschaft des Bundestagspräsidenten im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes statt, im Beisein von Bundesratspräsident Stanislaw Tillich, Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer, Bundesverteidigungsministerin Dr. Ursula von der Leyen und dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Dr. Andreas Voßkuhle. Der Präsident des gastgebenden Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Markus Meckel, hieß neben Vertretern der Botschaften und der Glaubensgemeinschaften, neben Bundestagsabgeordneten und Vertretern von Landesregierungen auch Angehörige von Bundeswehrsoldaten willkommen, die bei Auslandseinsätzen ihr Leben verloren.

Meckel erinnerte daran, dass der Bundestag in diesem Jahr eine symbolische Entschädigung für die mehr als drei Millionen sowjetischen Soldaten in deutscher Kriegsgefangenschaft beschlossen hat. „Unser Gedenken ist auch von der Erfahrung geprägt, dass Krieg und Gewalt nicht nur Vergangenheit sind, sondern grauenhafte Gegenwart in Europa.“ Der Volksbund habe in diesem Jahr vor allem in Osteuropa 30.000 Gefallene bergen und ihnen ein würdiges Grab geben können. Es sei wichtig, dass „die Hinterbliebenen bei uns nachfragen“, denn es sei oft schwierig, noch Angehörige ausfindig zu machen. Aufgabe des Volksbundes sei es, die Kriegsgräber den nachfolgenden Generationen nahezubringen. Unter den 20.000 Jugendlichen, die der Volksbund erreiche, seien auch solche, die als Migranten selbst Krieg und Leid erleiden mussten.

„Eintreten in eine Verantwortungsgemeinschaft“

Einige davon, der griechischstämmige Wasilis Ouabilis, die türkischstämmige Rümeysa Akgün, der polnischstämmige Philipp Podstawny, der irakischstämmige Dennis Al Haddad und Ülkü Demir mit Wurzeln in Aserbaidschan berichteten im Anschluss über ihre Erfahrungen beim Besuch von Soldatenfriedhöfen und bei Friedensprojekten des Volksbundes.

Dass selbst Nachgeborene berührt sind von den Dokumenten des individuellen Leids und der individuellen Schuld belegen nach den Worten des Bundespräsidenten Begegnungen mit Schülern aus deutschen, französischen, polnischen, türkischen oder algerischen Familien. Die jungen Menschen „treten in eine Verantwortungsgemeinschaft ein, die nicht aus einer Erfahrungsgemeinschaft herrührt“, sagte der Bundespräsident. „Wir hoffen, dass die Würde und Unversehrtheit des Individuums unser Denken und Handeln prägen möge und nicht der Kult des Terrors“, sagte Gauck.

Gedenken an die Opfer bei Auslandseinsätzen

Gauck sprach den vor einem Jahr eingeweihten „Wald der Erinnerung“ bei Potsdam an, der den 105 Soldaten gewidmet ist, die in Auslandseinsätzen ihr Leben verloren. Allein in Afghanistan seien 57 gefallen und mehr als 300 verletzt worden. In das Gedenken bezog Gauck auch die Zivilisten und Entwicklungshelfer ein, die im Zusammenhang mit Auslandseinsätzen zu Tode kamen.

Der Bundespräsident, der im Anschluss das Totengedenken sprach, erinnerte auch an die Gründung der Bundeswehr vor 60 Jahren am 12.November 1955. Er dankte Bundestagspräsident Norbert Lammert für dessen Rede beim Festakt zum 60. Jahrestag der Gründung der Bundeswehr am 12. November 2015 vor dem Reichstagsgebäude, der daran erinnert habe, dass die „Parlamentsarmee“ eng verbunden sei mit dem Hohen Haus, der Verfassung und der demokratischen Gesellschaft. Der Umgang mit der Vergangenheit sei der Bundeswehr lange schwergefallen, doch sei die Bundeswehr „fest in der demokratischen Tradition verankert“.

Dank an die Helfer des Volksbundes

Gauck würdigte auch die Verdienste des Volksbundes, der sich in jahrelanger, mühseliger Arbeit für eine letzte Ruhestätte jedes Gefallenen einsetze. Fast sei es ein Wunder, dass selbst in Russland, Weißrussland, der Ukraine und in Polen Sammelfriedhöfe entstehen konnten. Mit vielen Menschen in Deutschland sei er dankbar für diese Entwicklung, sagte Gauck und dankte den Helfern, die „an dieser wichtigen Arbeit beteiligt geblieben sind“.

Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkstunde vom Leipziger Universitätschor unter Leitung von Universitätsmusikdirektor David Timm, dem Bläseroktett des Musikkorps der Bundeswehr in Siegburg unter Leitung von Hauptfeldwebel Jana Heß und vom Solotrompeter des Musikkorps der Bundeswehr, Oberstabsfeldwebel Uwe Berning, der das Totensignal „Der gute Kamerad“ blies. Die Gedenkstunde endete mit der Nationalhymne. (vom/15.11.2015)

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