Rechtsanwalt aus Neuötting: Stephan Mayer
Mit 42 Jahren ist Stephan Mayer einer der jüngsten Abgeordneten der Landesgruppe der CSU im Deutschen Bundestag. Geringere politische Erfahrung als seine älteren Kollegen hat er allerdings nicht. Er war 28 Jahre jung, als er 2002 erstmals erfolgreich für den Bundestag kandidierte. Bei allen Bundestagswahlen danach erzielte Stephan Mayer Traumwahlergebnisse. 2013 gewann er seinen Wahlkreis Altötting zum vierten Mal als Direktkandidat. Er erhielt 65,8 Prozent der Erststimmen und ist damit einer der wenigen Abgeordneten, die mehr als 60 Prozent Zustimmung ihrer Wähler erhielten.
Innenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion
Als Mitglied im Innenausschuss des Bundestages und innenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist er ein gefragter Gesprächspartner der Medien, weil er als CSU-Innenexperte die Positionen der CSU in der Frage der Flüchtlings- und Asylpolitik und der Integration mit großer Überzeugung vertritt. Im Januar nahm er an einem Gespräch der CSU-Landesgruppe mit Bundeskanzlerin Angela Merkel teil.
Er sagte der Presse nach dem Gespräch: „Wir waren uns einig, dass wir eine europaweite Lösung für die Flüchtlingskrise brauchen und die Fluchtursachen bekämpfen müssen. Unterschiedlicher Meinung waren wir bei den Obergrenzen und bei der Zurückweisung von Flüchtlingen an den Grenzen“. Die Positionen der CSU haben sich seit Januar nicht verändert, aber Stephan Mayer ist überzeugt, dass Deutschland diese Krise meisten kann.
Mit 15 Jahren Eintritt in die Junge Union
Bereits mit 15 Jahren interessierte sich Stephan Mayer für Parteipolitik. „Mein Cousin war Vorsitzender der Jungen Union in meiner Heimatstadt und er sprach mich an, ob ich mich politisch engagieren möchte. Ich war damals in der zehnten Klasse und sportlich sehr aktiv im Tennis und im Basketball. Ich interessierte mich aber auch für Politik und fand die Junge Union spannend, weil dort sehr offen über politische Themen diskutiert wurde. An meinem Gymnasium gab es damals Lehrer, die ihre eher linken Ansichten in den Geschichtsunterricht einfließen ließen und ich nahm dann häufig die Kontraposition ein“, erinnert sich Stephan Mayer.
Nach dem Mauerfall Klassenfahrt nach Sachsen
An die zehnte Klasse erinnert sich Stephan Mayer aus einem weiteren Grund sehr deutlich. „1989 fiel die Mauer und 1990 reiste ich als Gymnasiast zum ersten Mal nach Sachsen. Meine Mitschüler und ich kamen dort mit anderen Jugendlichen ins Gespräch und ich war tief bewegt, als ich erfuhr, wie Menschen in einer Diktatur leben mussten. Ich empfand es damals als großes Glück, dass ich in Freiheit geboren wurde und mein politisches Engagement in der Jungen Union erschien mir nach diesem Besuch in Sachsen noch viel wichtiger“.
Nach dem Abitur am König-Karlmann-Gymnasium Altötting studierte Stephan Mayer ab 1993 Rechtswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München und wurde ein Jahr später Kreisvorsitzender der Jungen Union. Wie er das lernintensive Jurastudium und ein politisches Ehrenamt unter einen Hut brachte, erklärt Stephan Mayer so: „Ich würde nicht behaupten, dass immer alles problemlos lief. Ich hatte mir vorgenommen, mein Jurastudium zügig zu absolvieren und wollte nach dem achten Semester den sogenannten Freischuss wagen.“ Der Freischuss ist eine Besonderheit des juristischen Examens. Man kann im achten Semester die Meldung zum Examen abgeben und mit dem Freischuss zu einem schnelleren Abschluss gelangen.
Nach dem zweiten Staatsexamen mit 26 Jahren Rechtsanwalt
„Obwohl ich im fünften Semester bei den Kommunalwahlen für den Stadtrat Neuötting und den Kreisrat im Landkreis Altötting kandidierte und mit 22 Jahren bereits politische Verantwortung übernahm, versäumte ich kein Semester“, erinnert sich der CSU-Politiker. Stephan Mayer pendelte zwischen München und Neuötting und schaltete nach den Juravorlesungen im Hörsaal auf Politikmodus um, wenn er zur Stadtrats- oder Gremiensitzung fuhr. Sein Engagement blieb in der CSU nicht unbemerkt, und bald galt Stephan Mayer als Politiktalent, das man für Parteiämter aufbauen kann.
Da scheint es kein Zufall, dass er 1997, mit gerade einmal 24 Jahren, in den CSU-Bezirksvorstand in Oberbayern gewählt wurde. Im gleichen Jahr legte er sein erstes juristisches Staatsexamen ab. Getreu seinem Lebensmotto: Carpe diem! Nutze den Tag, folgte bereits 2000 das zweite Staatsexamen. „Mit 26 Jahren hatte ich mein Ziel erreicht. Ich durfte als Rechtsanwalt arbeiten“, erinnert sich Stephan Mayer.
2002 erste Kandidatur für den Deutschen Bundestag
Doch der frisch gekürte Anwalt stand auch als Politiker erst am Anfang seiner Karriere. 2002 wurde Stephan Mayer Bundestagskandidat der CSU im Wahlkreis Altötting. Dass die CSU dem jungen Politiker zutraute, den Wahlkreis zu gewinnen, überraschte Stephan Mayer. Er sah die Aufgabe als große Herausforderung. „In meinem Leben spielte die Politik zwar immer eine große Rolle, aber Berufspolitiker zu werden, war nicht mein Plan. Bundestagsabgeordneter zu werden, hatte ich überhaupt nicht einmal in Erwägung gezogen. Als aber der Abgeordnete Josef Hollerith bekanntgab, dass er nicht mehr für den Bundestag kandidieren würde und die CSU einen geeigneten Kandidaten für den Wahlkreis Altötting suchte, entschied sich mein Kreisverband für mich“ sagt der CSU-Politiker.
Doch bevor Stephan Mayer endgültig zum Bundestagskandidaten nominiert wurde, musste er sich erst noch gegen zwei Mitbewerber aus zwei weiteren Landkreisen behaupten, die ihren Hut ebenfalls in den Ring geworfen hatten. Die erforderliche Stimmenmehrheit der CSU-Mitglieder erhielt Stephan Mayer bereits im ersten Wahlgang. „Danach änderte sich mein Lebens um 180 Grad. Ich war zwar nur zehn Wochen auf Wahlkampftour, aber ich hatte den Eindruck, dass mein Leben im Zeitraffer eines Films abläuft. Ich musste erst einmal realisieren, dass ich mich jetzt auf einem völlig neuen Lebensweg befand und welch tolle Chance sich mir damit eröffnete. Und natürlich hatte ich den Ehrgeiz, ein respektables Wahlergebnis zu erzielen, deshalb engagierte ich mich mit Herzblut“, sagt Stephan Mayer.
Dreimal wiedergewählt
Die CSU hatte auf den richtigen Kandidaten gesetzt, denn das Ergebnis von Stephan Mayer war mit 65,7 Prozent der Erststimmen in der Tat respektabel. „Ohne ein engagiertes und professionelles Wahlkampfteam hätte ich das nicht geschafft. Besonders dankbar war ich natürlich auch den Bürgern im Wahlkreis, die einem Politiker mit 28 Jahren zugetraut haben, sie verantwortungsvoll zu vertreten. Ihnen ist es zu verdanken, dass ich mich in den drei darauffolgenden Bundestagswahlen 2005, 2009 und 2013 noch um mehrere Prozentpunkte steigern“, sagt der Abgeordnete.
Stephan Mayer ist nun bereits in der vierten Legislaturperiode Bundestagsabgeordneter und inzwischen ein Politikprofi. Der Jurist ist Mitglied des Parteivorstandes der CSU und Vorsitzender der Arbeitsgruppe Innen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
„Deutschland wird auch diese Herausforderung meistern“
Seit 2002 vertritt Stephan Mayer die CSU-Landesgruppe im Innenausschuss, den er für einen der spannendsten Ausschüsse überhaupt hält. „Der Innenausschuss umfasst eine große Bandbreite von Themen, die große gesellschaftspolitische Relevanz haben. Es geht um die Flüchtlingsproblematik, um Migration, innere Sicherheit, Datenschutz, und die meisten Themen haben einen großen aktuellen Stellenwert. Im Innenausschuss treffen häufig sehr kontroverse Positionen aufeinander, und ein Konsens ist nur schwer zu finden“, beschreibt Mayer die Ausschussarbeit.
Er findet aber, dass Deutschland schon vor vielen Herausforderungen stand und schwere Krisen meistern musste: „Als ich 2002 in den Bundestag kam, galt Deutschland in wirtschaftlicher Hinsicht als der ,kranke Mann Europas'. 2008 mussten wir die schwerste Wirtschaftskrise der Bundesrepublik meistern, in der das Bruttosozialprodukt um fünf Prozent zurückging. Heute sind wir die stärkste Wirtschaft in Europa und dessen Lokomotive. Ich will die jetzige Situation nicht relativieren, denn ich finde, es ist die größte Herausforderung seit der Wiedervereinigung. Ich bin mir aber sicher, dass wir im Innenausschuss vernünftige Lösungsansätze finden“, sagt Stephan Mayer. (bsl/29.02.20916)