Debatte über den Wandel in der Arbeitswelt
Durch die Digitalisierung und die Auswirkungen des demografischen Wandels verändert sich die Arbeitswelt rasant. Diese Veränderungen und ihre Möglichkeiten sind Thema der Debatte „Humanisierung der Arbeitswelt“, die am Donnerstag, 17. März 2016, um 15.30 Uhr beginnen soll und auf 45 Minuten angesetzt ist. Der Debatte liegen Anträge von CDU/CSU und SPD (18/7363, 18/7871) sowie der Linken (18/6362, 18/6951) zugrunde.
Die Debatte wird ab 13.45 Uhr live im Parlamentsfernsehen, im Internet auf www.bundestag.de und auf mobilen Endgeräten übertragen.
Eine Milliarde Euro bis 2020
Die Koalition unterstützt in ihrem Antrag das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im September 2014 angekündigte Rahmenprogramm „Innovationen für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen“. Das Programm ist mit rund einer Milliarde Euro bis zum Jahr 2020 ausgestattet. Die Koalition ist der Auffassung, dass eine zeitgemäße Arbeitsforschung den Menschen in den Mittelpunkt rücken muss und sich nicht allein auf technische Aspekte beschränken darf.
Mit der Digitalisierung würden hoch automatisierte Produktionssysteme die menschliche Arbeit ergänzen. Diese Produktionssysteme verlangten neue integrierte Konzepte von Technikentwicklung und Gestaltung der Arbeit. Diese vernetzten Arbeitsstrukturen, wie sie unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ diskutiert werden, würden neue Möglichkeiten bei der Gestaltung der Arbeit schaffen. Neben den Chancen für neue Wertschöpfungen entstünden aber auch Risiken für die Beschäftigungsentwicklung.
„Breite gesellschaftliche Akzeptanz“
Um passende Antworten und Lösungen auf die Fragen für die Arbeitswelt von morgen zu finden, sei eine gut aufgestellte, fundierte und umfänglich finanzierte Arbeitsforschung unverzichtbar. Zudem wirbt die Koalition dafür, die Grundlagen für eine breite gesellschaftliche Akzeptanz zu schaffen. Andernfalls könnten die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Potenziale der Digitalisierung nicht ausreichend entwickelt werden. Die Koalition schlägt deshalb vor, Beschäftigte bei diesem Prozess der Umstrukturierung zu beteiligen und den Datenschutz und die Datensicherheit angemessen zu berücksichtigen.
Die Linke sieht in dem Antrag der Regierungskoalition zwar viele gute Ansätze und unterstützt den Grundgedanken, Arbeitsforschung zu betreiben, kritisierte jedoch bereits im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, dass der Antrag sich nicht auch auf die öffentliche Verwaltung beziehe. In ihrem eigenen Antrag (18/6362) setzt sich die Fraktion vor allem dafür ein, junge Beschäftigte vor prekärer Arbeit schützen.
Junge Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen
Auch wenn Deutschland die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in Europa habe, würden viele junge Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen feststecken. Befristete Arbeitsverträge, Niedriglohn, Leiharbeit oder Werkverträge seien weit verbreitet. Nahezu jeder vierte junge Beschäftigte unter 25 Jahren habe einen befristeten Arbeitsvertrag. Bei den 25- bis 34-Jährigen seien es immer noch 13,8 Prozent. Auch in der Leiharbeit sei der Anteil der jungen Leute mit 3,8 Prozent höher als im Durchschnitt (2,6 Prozent) der Arbeitnehmer. Ähnliches gelte auch für Werksverträge und Minijobs.
Deshalb fordert die Linke unter anderem, unbefristete Arbeitsverhältnisse wieder zur Regel zu machen, Leiharbeit strikt zu begrenzen oder sogar zu verbieten, Werkverträge umfassend zu regulieren, Betriebs- und Personalräte ein zwingendes Mitbestimmungsrecht bei Werkverträgen und Leiharbeit einzuräumen und die Geltung des gesetzlichen Mindestlohns auf sämtliche Arbeitsverhältnisse auszuweiten. (rol/10.03.2016)