Baumkönigin stellt die Winterlinde vor
Die Winterlinde ist der Baum des Jahres 2016. Die Deutsche Baumkönigin Lil Wendeler hat das „Multitalent“ mit der Fachbezeichnung Tilia cordata am Mittwoch, 27. April 2016, im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft vorgestellt. „Die Winterlinde verliert im Winter nicht alle Blätter und blüht und duftet im Sommer gut“, erläuterte die Forststudentin. Der Baum stelle geringe Ansprüche und sei tolerant gegenüber Trockenheit. Linden seien zudem kaum anfällig für Krankheiten oder Schäden.
Ausschussvorsitzender Alois Gerig (CDU/CSU) bedankte sich für die Übergabe kleiner Winterlinden-Setzlinge an die Abgeordneten und unterstrich, dass es wichtig sei, anlässlich des Tages des Baumes, der in diesem Jahr am Montag, dem 25. April, begangen wurde, miteinander ins Gespräch zu kommen. Bei der mittlerweile traditionellen Vorstellung des Baumes des Jahres im Ausschuss wurde auch über die Probleme gesprochen, die sich in der Forstwirtschaft abzeichnen.
Selders: Schädlinge gehen weltweit auf Reisen
Der Präsident des Bundes deutscher Baumschulen, Helmut Selders, wies darauf hin, dass durch die Globalisierung der Handelsströme immer mehr Schädlinge aus unterschiedlichen Ökosystemen eingeführt werden und sowohl die heimische Flora als auch die Pflanzenbestände in den heimischen Betrieben bedrohen. Es würde schon reichen, wenn Holzböcke in Transportpaletten oder Kisten aus Holz für die unterschiedlichsten Waren und Produkte von Kontinent zu Kontinent verschoben werden. „Das kann zur Folge haben, dass Baumschulen gesperrt werden müssen, weil in der Nachbarschaft ein Schädling entdeckt wird“, erklärte er.
Selders warb dafür, dass in Deutschland eine nationale Vorfinanzierung zur Entschädigung solcher für die Betriebe existenzbedrohenden Zwangslagen eingeführt wird, um den dafür auf EU-Ebene vorgesehenen Entschädigungsfonds auch im Namen der deutschen Baumschulen anzapfen zu können. Ob dies auf Bundes- oder auf Länderebene geschehen sollte, muss aus Selders Sicht unbedingt geklärt werden.
Wilke: Waldeigentümer sind verunsichert
Dass in Zukunft die Frage nach Trockenresistenz und Anfälligkeit von Bäumen von besonderer Bedeutung sein wird, daran hatte Carsten Wilke, Präsident des Deutschen Forstvereins, keinen Zweifel. „Die Ulmen werden aussterben“, sagte er. Schuld sei ein vor 60 Jahren eingeschleppter Pilz aus Nordamerika. Ähnliches gelte für die Eschen, die von einem ostasiatischen Pilz bedroht würden. „Es gibt Verunsicherung unter den rund zwei Millionen Waldeigentümern“, sagte Wilke, der auch im Namen der Dr.-Silvius-Wodarz-Stiftung sprach, die jährlich den Baum des Jahres kürt.
Es werde derzeit heftig und nicht immer sachlich darüber gestritten, welche Bäume unter welchen Bedingungen und Voraussetzungen überhaupt in den Wäldern stehen dürfen und wie diese in Zukunft bewirtschaftet werden sollen. Daher sei es an der Zeit darüber zu sprechen, wie die Wälder in Deutschland in Zukunft bewirtschaftet werden sollen, die rund 32 Prozent der Landoberfläche in der Bundesrepublik bedecken. Die Winterlinde kann nach Ansicht Wilkes einen Beitrag dazu leisten.
Alois Gerig versprach, die Anregungen im Ausschuss aufzunehmen. „Wir beschäftigen uns mit den Fragen von Im- und Export sowie der Quarantäne“, gab er einen Einblick in die aktuellen Themen. Der Ausschuss stehe für eine praxisbezogene Politik, und weil der Wald von besonderer Bedeutung sei, gelte es für die Zukunft auch politisch die richtigen Weichen zu stellen. (eis/27.04.2016)