+++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++

+++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++

Parlament

Betriebswirtin aus Ostwestfalen: Inge Höger

Inge Höger (Die Linke)

Inge Höger (Die Linke) (© DBT/Urban)

Inge Höger war Gründungsmitglied der Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) Nordrhein-Westfalen. Sie kandidierte im Jahr 2005 erstmals auf der offenen Liste der Linkspartei.PDS erfolgreich für den Deutschen Bundestag. Die Spitzenkandidaten Dr. Gregor Gysi und Oskar Lafontaine waren damals die Leitfiguren eines Wahlbündnisses, das sich aus PDS und WASG gegründet hatte. Das Bündnis stand unter großem Zeitdruck, weil beide Parteien als vereinte Linke gemeinsam zu den vorgezogenen Bundestagswahlen 2005 antreten wollten. Nach der Niederlage der SPD bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen hatte Bundeskanzler Dr. Gerhard Schröder im Parlament die Vertrauensfrage gestellt und war damit gescheitert. Als Konsequenz schlug er dem Bundespräsidenten vor, den Bundestag aufzulösen. Bundespräsident Horst Köhler ordnete Neuwahlen für den 18. September 2005 an. Eine der Kandidatinnen des linken Wahlbündnisses war Inge Höger.

In der dritten Wahlperiode im Bundestag

Inzwischen ist die Politikerin aus Herford schon in der dritten Legislaturperiode Bundestagsabgeordnete der Fraktion Die Linke. Seit 2013 ist sie Mitglied im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe.

Sie ist überzeugt: „In einer Situation, in der Millionen Menschen wegen Krieg und Terror aus ihren Heimatländern fliehen müssen, ist die unbedingte Solidarität mit den Flüchtlingen eine Selbstverständlichkeit. Asylrechtsverschärfungen sind der falsche Weg. Das Recht auf Asyl ist nicht verhandelbar, und Zuwanderung muss legalisiert werden.“

Handelsschule und Ausbildung zur Speditionskauffrau

Inge Höger wuchs in dem kleinen Ort Sternwede im ostwestfälischen Kreis Minden-Lübbecke auf. Sie besuchte die Handelsschule in Rahden und absolvierte danach eine Ausbildung zur Speditionskauffrau. Inge Höger hatte schon als junge Frau eine ausgeprägte Sozialkompetenz und einen noch größeren Gerechtigkeitssinn. 1970 begann Inge Höger ein Studium der Betriebswirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft in Bremen.

„Als ich an die Hochschule kam, war ich fasziniert von der Atmosphäre. Der AStA veranstaltete die Einführungswoche für neue Studierende und erklärte uns, dass Studenten Rechte haben und mitbestimmen können. Wir führten lange Diskussionen über die mangelhafte Finanzierung der Hochschulen und wie dringend notwendig eine Studienreform sei. Die Erkenntnis, dass Studierende politische Entscheidungen beeinflussen können, fand ich sehr spannend“, erinnert sich die Politikerin.

Diplom-Betriebswirtin bei der AOK Westfalen-Lippe

Inge Höger verließ die Hochschule als Diplom-Betriebswirtin (FH) und arbeitete in verschiedenen Betrieben im Rechnungswesen. Sie hat sich seitdem in Betrieb und Gewerkschaft für Kolleginnen und Kollegen eingesetzt. Seit 1994 arbeitete sie als Angestellte bei der AOK Westfalen-Lippe. Dort wurde sie in den Personalrat gewählt und setzte sich für die Rechte der Angestellten und besonders für die Rechte der Frauen ein.

„Die gewerkschaftliche Arbeit und der Einsatz für die Rechte der Arbeitnehmerinnen war mir immer eine besondere Herzensangelegenheit. Mein Sinn für Gerechtigkeit lässt mir keine Wahl, als mich für die Schwachen in der Gesellschaft einzusetzen“, sagt die Politikerin.

Vorsitzende des Regionsfrauenausschusses des DGB

Viele Jahre engagierte Inge Höger sich leidenschaftlich in der Gewerkschaft. 1993 wurde sie zur Vorsitzenden des Regionsfrauenausschusses des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) gewählt. Bei der AOK Westfalen-Lippe engagierte sie sich im Gesamtpersonalrat, und bis 2005 gehörte sie der Bundestarifkommission für die AOK an.

Als Gewerkschafterin war sie für die Entscheidungen der rot-grünen Bundesregierung zur Agenda 2010 besonders sensibel. „Als im Jahr 2002 die Hartz-IV-Gesetze beschlossen wurden, beteiligten sich die Gewerkschaften an den Demonstrationen gegen die Agenda 2010 und Hartz IV. Besonders bitter war für uns die Tatsache, dass diese unsozialen Gesetze von einer Regierung von SPD und Bündnis 90/Die Grünen erlassen wurden. Unser leidenschaftlicher Einsatz gegen Hartz IV zeigte leider kaum Wirkung, und so wurde mir klar: Nur, wenn ich mich parteipolitisch engagiere, kann ich daran mitwirken, dass sich etwas ändert“, erinnert sich die Abgeordnete. Die Notwendigkeit der Gründung einer neuen linken Partei war offensichtlich.

Kandidatur für das Bürgermeisteramt ohne Parteibuch

In Vorbereitung von Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen organisierte Inge Höger mit den DGB-Frauen Podiumsdiskussionen zu unterschiedlichen Themen. Dabei fiel auf, dass es in der Kommunalpolitik kaum Politikerinnen gab, die bei den Diskussionsrunden ein Gegengewicht zur Übermacht der Männer bilden konnten, sowie dass Männer zwar versprachen, sich für die Gleichberechtigung von Frauen einzusetzen, später aber andere Prioritäten setzten.

„Ich wollte das ändern und ein Zeichen setzen. Deshalb kandidierte ich zur Bürgermeisterwahl 2004 als parteilose Kandidatin in meiner Heimatstadt Herford mit dem Slogan ‚Herford braucht eine Bürgermeisterin, weil starke Frauen hier Tradition haben‘. Mir war klar, dass ich als Kandidatin ohne Parteibuch kaum eine Chance gegen die männlichen Konkurrenten hatte. Trotzdem fand ich es wichtig, dass auch Frauen in der Politik Gesicht zeigen“, sagt die Abgeordnete.

Gründungsmitglied der WASG 

2005 war Inge Höger Gründungsmitglied der WASG in Nordrhein-Westfalen. Im gleichen Jahr kandidierte sie als WASG-Mitglied für den nordrhein-westfälischen Landtag. Die SPD verlor bei dieser Landtagswahl dramatisch an Zustimmung, und im September kam es zu Neuwahlen für den Deutschen Bundestag.

Inge Höger sagt: „Die vorgezogene Bundestagswahl war für die neu gegründete WASG einerseits eine Chance, andererseits eine wirkliche Herausforderung. Wir wollten natürlich antreten, aber die Parteistrukturen waren noch im Aufbau, und es blieb kaum Zeit, geeignete Kandidaten zu finden. Ich wurde zur Bundestagskandidatin gewählt, weil ich Gründungsmitglied der WASG und in Gewerkschaften aktiv war. Ich hatte außerdem Wahlkampferfahrung, und die Frauenquote der WASG spielte natürlich auch eine Rolle.“

Wahlkampf für die Bundestagswahl 2005

WASG und PDS bildeten im Sommer 2005 zum Bundestagswahlkampf das Wahlbündnis Linkspartei.PDS. „Wir hatten geringe finanzielle Mittel. Mit Flyern, auf die wir unsere Wahlziele gedruckt hatten, waren wir auf Straßen und Marktplätzen unterwegs, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Wir beteiligten uns an den Montagsdemonstrationen gegen die Hartz-IV-Gesetze und gegen die Kürzung von Renten und Gesundheitsleistungen und bekamen von den Menschen viele positive Reaktionen. Bis zum letzten Tag waren wir unermüdlich im Einsatz und immer optimistisch, dass der Einzug in den Bundestag zu schaffen ist.“

Die Sensation war perfekt, als am Wahlabend die erste Hochrechnung ergab. Die Linkspartei.PDS hatte nicht nur die Fünf-Prozent-Hürde geschafft. Mit 8,7 Prozent der Stimmen wurde sie viertstärkste Partei im Bundestag und stellte 54 Abgeordnete. Eine von ihren war Inge Höger. „Es war ein unbeschreibliches Gefühl, als wir erfuhren, dass uns so viele Menschen mit ihrer Stimme das Vertrauen ausgesprochen hatten. Uns war aber auch klar, welche Verantwortung wir hatten, dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen“, sagt die Politikerin.

Fusion von PDS und WASG

Als zwei Jahre später auf einem Gründungsparteitag die Fusion von WASG und Linkspartei.PDS zur Partei Die Linke vollzogen wurde, stand Inge Höger dieser Vereinigung sehr positiv und optimistisch gegenüber. Sie sagt: „In der WASG gab es einige Genossen, die die Eigenständigkeit nicht aufgeben wollten. Ich fand die Argumentation von Oskar Lafontaine, dass Deutschland eine vereinte Linke als soziales Gegengewicht braucht, folgerichtig, nachvollziehbar und wichtig.“

In der letzten und vorletzten Legislaturperiode gehörte Inge Höger dem Verteidigungsausschuss an. „In diesem Ausschuss habe ich sehr gern mitgearbeitet, weil ich das konsequente Nein meiner Partei zu Kriegseinsätzen zentral finde“, sagt die Politikerin. Seit 2013 ist Inge Höger Mitglied im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe.  

„Wenig Übereinstimmung in der Flüchtlingspolitik“

„Das Thema Menschenrechte liegt mir ebenso am Herzen. Wir müssen uns ja häufig mit den Folgen von Kriegen beschäftigen. Leider sehe ich im Menschenrechtsausschuss zwischen den Parteien in der Flüchtlingspolitik oder auch bei der Sicherstellung der sozialen Menschenrechte in Deutschland und Europa wenig Übereinstimmung. Es gibt aber immer mal kleine Lichtblicke, zum Beispiel als im letzten Jahr endlich eine gesetzliche Grundlage für das Institut für Menschenrechte geschaffen wurde. Für das Institut für Menschenrechte und seine wichtige Arbeit besteht nun endlich Rechtssicherheit“, erklärt die Abgeordnete.

Beim Asylrecht oder der Frage von Obergrenzen für Flüchtlinge sieht Inge Höger weder im Ausschuss noch im Bundestag einen gemeinsamen Nenner. „Die Regierungsparteien haben allen Asylrechtsverschärfungen zugestimmt. Mir ist wichtig, dass der Familiennachzug für Flüchtlinge sichergestellt wird und dass es keine Abschiebungen in angeblich sichere Herkunftsländer gibt. Außerdem muss die Situation der Flüchtlinge in den Lagern der Nachbarländer von Syrien dringend verbessert werden. Diese Flüchtlinge brauchen menschenwürdige Lebensbedingungen und eine ordentliche Gesundheitsversorgung, die Kinder Schulen und alle eine Perspektive außerhalb von Lagern. Das Grundrecht auf Asyl muss erhalten bleiben. Aber wir brauchen auch mehr bezahlbare Wohnungen, gute Bildungseinrichtungen, Gesundheitsversorgung und Arbeit für alle“, ergänzt Inge Höger. (bsl/02.05.2016)