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Parlament

Sara Halimi aus Marokko sucht die Herausforderung

Sara Halimi aus Marokko

Sara Halimi aus Marokko (DBT/photothek.net)

Sara Halimi sucht die Herausforderung. „Ich liebe das Schwierige, das Besondere und das Einzigartige“, sagt die junge Marokkanerin. So kam sie auch auf die Idee, Deutsch zu lernen. „Die deutsche Sprache gilt als sehr schwierig. Ich wollte schauen, ob ich das schaffe.“ Es ist ihr gelungen - Sara Halimi hat ihr Germanistikstudium an der Universität in Mehraz Fes abgeschlossen. Ihr Deutsch ist schon sehr gut und wird sicherlich in den kommenden Wochen durch den täglichen Gebrauch noch besser. Die Marokkanerin nimmt nämlich an dem noch bis Ende September laufenden Sonderprogramm des Internationalen Parlamentsstipendiums (IPS) für arabische Staaten teil. „Ich freue mich sehr, hier in Berlin sein zu dürfen“, sagt Sara Halimi, die neben Deutsch noch weitere fünf Sprachen spricht.

Israelische Landeskunde und Hebräisch

Eine davon ist Hebräisch – wieder so eine Herausforderung. Seit zwei Jahren studiert Sara Halimi israelische Landeskunde und Hebräisch – als muslimische Marokkanerin. Wie kam es zu der Wahl dieses Studiengangs? Sie sei es leid gewesen, dass es über Juden immer nur geheißen hätte, das seien schlechte Menschen. „Solche Vorurteile lehne ich ab. Ich wollte daher die Sprache lernen, mit jüdischen Menschen sprechen, etwas über ihre Kultur und Geschichte erfahren“, erzählt sie. Heute weiß sie: „Das sind Menschen wie wir – es gibt gute und schlechte – wie überall.“

Direkten Anfeindungen sei sie zuhause wegen ihres Israel-Interesses nicht ausgesetzt, sagt sie. Marokko sei „ein offenes Land“. König Mohammed VI. interessiere sich sehr für die jüdische Minderheit im Land, die umfangreiche Minderheitsrechte genießen würde, sagt Sara Halimi.

„Es gibt mehr Meinungsfreiheit“

Als Motivator und Mentor für ihr völkerverbindendes Engagement benennt sie im Übrigen Inon Dan Kehati – einen Israeli, der sich für ein friedliches Zusammenleben von Juden, Christen und Arabern einsetze. „Ich schätze sehr, was er tut“, sagt die 22-Jährige.

Was die Entwicklung der Demokratie in ihrem Heimatland angeht, so sieht Sara Halimi positive Veränderungen in den Jahren seit dem arabischen Frühling 2011. „Es gibt mehr Meinungsfreiheit und Demonstrationsrechte“, sagt sie. Dennoch wollen viele Marokkaner das Land verlassen – nicht wenige auch in Richtung Deutschland. Armut und Arbeitslosigkeit seien dafür die Gründe, glaubt sie. Es fehle an Perspektiven – auch für gut ausgebildete junge Leute.

„Die Flüchtlinge leiden und verdienen Unterstützung“

„Die Menschen verlassen das Land, um der Armut zu entkommen – nicht weil es zu wenig Demokratie oder Meinungsfreiheit gibt“, sagt Sara Halimi. Insofern hält sie es für völlig richtig, dass die deutsche Bundesregierung Marokko als sicheren Drittstaat einstufen will. „Wir haben keinen Krieg – andere Flüchtlinge schon und daher brauchen sie auch die Asylmöglichkeit – nicht wir“, lautet ihre Einschätzung.

Stichwort Flüchtlinge: Die junge Marokkanerin hat Verständnis für die Ängste in Teilen der deutschen Bevölkerung. Und dennoch: „Die Flüchtlinge leiden und verdienen Unterstützung. Es wäre schön, wenn sie in Deutschland leben könnten.“ Ein gewisses Maß an Anpassung, an Kompromissbereitschaft verlangt sie dabei aber auch den Zuzüglern ab.

„Für Frieden und Koexistenz kämpfen“

Mit Blick auf das diskutierte Burka-Verbot sagt Sara Halimi, die selber ein Kopftuch trägt: „Es gibt im Islam keine Pflicht, die Burka zu tragen – ein Kopftuch reicht auch.“ Sie selbst lehnt die Burka ab – „und zwar nicht nur in Deutschland, sondern auch in Marokko“. Damit würden die Menschen verängstigt, also sollte auf sie verzichtet werden, findet sie.

Was die Zeit hier in Berlin, im Deutschen Bundestag für die Zukunft Sara Halimis bringt, wird sich zeigen. Der Kampf für Frieden und Koexistenz sei ihr wichtig. „Ich würde gern irgendwann als Menschenrechts- oder Friedensaktivistin arbeiten“, sagt sie. Als eines der Highlights im IPS-Programm – neben dem Kurz-Praktikum im Abgeordnetenbüro von Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert – sieht sie als Interessierte an der Geschichte des Judentums den geplanten Besuch des Denkmals für die ermordeten Juden Europas an. (hau/09.09.2016)

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