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Parlament

Zayna aus dem Jemen hofft auf Frieden zu Hause

Junge Frau mit Kopftuch

Zayna Rabea aus dem Jemen (DBT/Photothek)

Als die 1989 geborene Zayna Rabea im Jemen aufwuchs, herrschte Frieden im Land. Die heute 27-Jährige Jemenitin machte Abitur und begann Deutsch zu lernen. „Mein Vater hatte beruflich viel mit deutschen Unternehmern zu tun, die er gelegentlich auch zu uns nach Hause eingeladen hat“, erzählt sie. Das Interesse für Deutschland und die deutsche Sprache lässt sie ein Germanistikstudium an der Universität in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa aufnehmen. Später macht sie an der Deutsch-Jordanischen Hochschule in Amman noch den Master im Bereich Deutsch als Fremdsprache.

„Man muss mit der Situation umgehen“

Derzeit profitiert Zayna Rabea von ihrer guten Deutschkenntnissen. Sie nimmt am noch bis Ende September laufenden Sonderprogramm des Internationalen Parlamentsstipendiums (IPS) des Bundestages für arabische Staaten teil. Danach wird sie zurückkehren nach Erbil, der Hauptstadt der Autonomen Kurdenregion im Irak, wo sie seit 2015 lebt. Im Jemen nämlich herrscht derzeit Krieg, wie sie berichtet.

Nach zwei Jahren, die sie im Ausland verbracht hat, war Zayna Rabea in diesem Sommer zwei Monate im heimatlichen Sanaa. „Die Situation dort unterscheidet sich nicht von der in Aleppo oder anderen umkämpften Regionen in Syrien oder früher im Irak“, sagt sie. Bombardements und Schießereien seien an der Tagesordnung, die staatliche Ordnung im Grunde nicht mehr existent. Dennoch lebt ihre Familie weiter im Jemen. Wie geht das – mitten im Krieg? „Es geht einfach“, sagt sie achselzuckend. „Es ist schwer, aber wenn man keine andere Wahl hat, muss man mit der Situation umgehen.“

„Die Boomzeit ist vorbei“

Zu Siebent seien sie zuhause, erzählt sie. Einfach so weggehen gehe nicht. „Man kommt ja gar nicht raus.“ Außerdem könne ihr Vater nicht einfach so seine Arbeit aufgeben und in einem anderen Land weitermachen.

Zayna Rabea ist 2013 ins Ausland gegangen – nach Jordanien, um ihren Master zu machen. Seit Oktober 2015 ist sie Dozentin an der Deutschabteilung an der Salahaddin-Universität Erbil. Damals galt die Stadt im Nordirak noch als Oase des Wohlstandes, trotz der chaotischen Zustände im Rest des Iraks. Doch das ist Vergangenheit. „Die Boomzeit ist vorbei“, sagt Zayna Rabea. Seit einem Jahr gebe es eine tiefe Wirtschaftskrise. Und dennoch: „Wir haben in Erbil keinen Krieg, insofern ist es da sicherer als im Jemen.“ Die Front sei gleichwohl nicht weit entfernt. „Wir hören manchmal Bomben explodieren“, sagt sie.

Drei sehr anstrengende Tage

Nicht zuletzt deshalb genießt Zayna Rabea die Zeit hier in Berlin – nach einer sehr komplizierten und nervenaufreibenden Anreise. „Zwei Wochen bevor ich von Sanaa aus fliegen wollte, wurde der Flughafen geschlossen“, erzählt sie. Mit dem Bus ging es dann nach Aden, im Süden Jemens. „Normalerweise dauert die Fahrt sechs Stunden. Durch die vielen Checkpoints haben wir zwölf Stunden gebraucht.“

In Aden hieß es am Flughafen warten, ob denn ein Flugzeug am gleichen Tag starten würde. Nach weiteren sieben Stunden war es dann soweit - Zayna Rabea bekam einen Flug nach Amman, flog am nächsten Tag nach Erbil weiter und von dort nach Deutschland. „Das waren drei sehr anstrengende Tage“, sagt sie.

Praktikum im Abgeordnetenbüro

Hier in Berlin, im Deutschen Bundestag, freut sie sich, viel lernen zu können. „Das ist alles ganz neu und sehr spannend für mich“, macht sie deutlich. In der vergangenen Woche absolvierte sie ein Kurz-Praktikum im Abgeordnetenbüro von Gabriele Schmidt (CDU/CSU). „Ich habe Ausschusssitzungen besucht und bin auch im Plenum des Bundestages gewesen“, freut sie sich. Besonders gut findet sie, dass die Unionsabgeordnete, Mitglied in der Parlamentariergruppe Arabischsprachige Staaten des Nahen Ostens, schon selbst im Jemen war. „Da muss ich nicht so viel erklären“, sagt sie.

Doch für jene, die sich nicht so gut auskennen, wagt sie einen Versuch, zu erläutern, wie es zur heutigen Situation gekommen ist. Vordergründig betrachtet laufe es auf einen Glaubenskonflikt hinaus – Sunniten gegen Schiiten. Aber: „Vor zwei, drei Jahren kannten wir so etwas noch nicht. Da war nie die Rede davon, ob einer Schiit oder Sunnit ist. Heute ist die erste Frage: Bis du Sunnitin oder Schiitin?“

Ein Stellvertreterkrieg

Zayna Rabea selbst ist Sunnitin. Die Unterschiede zwischen den zwei Strömungen des Islams seien gar nicht so groß. „Die an der Spaltung des Landes interessierten Kräfte haben sie erfunden“, sagt sie. Liest man etwas über den Jemen-Konflikt, ist oft von einem Stellvertreterkrieg die Rede. Die Jemenitin sieht das auch so. Da seien die schiitischen Huthi-Rebellen, die vom Iran unterstützt würden, und die Militärkoalition rund um Saudi-Arabien, die den faktisch entmachteten Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi, einen Sunniten, stütze.

Dazu kämen noch verschiedene militärische Gruppierungen, die ihre eigenen Interessen verfolgten. Hat sie dennoch Hoffnung auf Frieden? Ja, sagt sie und verweist auf die deutsche Geschichte. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei Deutschland am Boden gewesen und habe dennoch eine positive Entwicklung genommen. „Wenn es uns gelingt, unsere inneren Konflikte zu beenden, kann es auch bei uns eine friedliche Entwicklung mit wirtschaftlichem Wachstum geben“, hofft Zayna Rabea. (hau/23.09.2016)

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