Christo-Sammlung zum verhüllten Reichstag mit neuen Exponaten
„Wir sind möglicherweise einer der wenigen Orte auf der Welt, wo eine Ausstellung von Christo stattgefunden hat und eine Dokumentation darüber zu sehen ist“, sagte Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert am Dienstag, 22.November 2016, beim Empfang zur Erweiterung der Dauerausstellung über das Projekt „Wrapped Reichstag“ („Verhüllter Reichstag“) des Künstlerehepaares Christo und Jeanne-Claude. Neben zahlreichen Fotos, Skizzen, Dokumenten und Modellen sind nun auch Materialien wie die verwendeten blauen Spezialseile in der Ausstellung zu sehen.
Die Exponate dokumentieren den Weg von der Idee Christos und seiner 2009 verstorbenen Frau, den Reichstag komplett zu verhüllen, bis zur Umsetzung im Jahr 1995. 25 Jahre verhandelte das Künstlerehepaar mit zahlreichen Abgeordneten und insgesamt sechs Bundestagspräsidenten. Am 25. Februar 1994 stimmten in Bonn schließlich 292 Abgeordnete für den Antrag zur Umsetzung des Projekts, das dann vom 24. Juni bis 7. Juli 1995 stattfand.
Ergänzung von Materialien, Fotos und Beiträgen
Die bisherige Ausstellung aus rund 400 Exponaten umfasst nun auch Originalteile wie den graue Spezialstoff, der den Reichstag umhüllte. Große Schwarz-weiß-Fotografien im Turmeckzimmer der Präsidialebene umrahmen jetzt zudem ein besonders eindrucksvolles Stück der Ausstellung: das Modell des verhüllten Reichstages aus dem Jahr 1981, mit dem Christo jahrelang für seine Idee warb.
„Es ist wunderbar, dass diese Ausstellung gelungen ist“, sagte Prof. Dr. Rita Süssmuth, frühere Bundestagspräsidentin und Unterstützerin Christos. Sie hatte das Wirken des Künstlers und seiner Frau in Bonn und später in Berlin unterstützt. „Die Verhüllung war für mich ein Schlüsselerlebnis – Politik in einem erweiterten Zusammenhang.“
„Kein endgültiges Bild, sondern eine Reise“
Ermöglicht wurde die Ausstellung und Erweiterung durch den Unternehmer Lars Windhorst. Er hatte die Sammlung von Christo gekauft und sie dem Bundestag zur Verfügung gestellt. Eröffnet wurde die Dauerausstellung im November 2015. Die Exponate seien „nicht nur Kunst“, sondern ein „Symbol für das neue Berlin und das neue Deutschland“ gewesen, sagte Windhorst. „Besonders in komplexen Zeiten wie diesen sind dies wichtige Erinnerungen.“
Christo selbst erinnerte an den langen Weg, der bis zur Verhüllung des Reichstages notwendig gewesen war. „Wir haben 25 Jahre gebraucht, wurden dreimal abgelehnt, aber das Reichstagsprojekt wurde nicht vergessen.“ Es gehe nicht nur „um ein endgültiges Bild, sondern um “die Reise, die über Jahre andauerte„.
“Verhüllter Reichstag von Null bis zur Vollendung„
Die gesamte Ausstellung ist auf der Präsidialebene des Reichstagsgebäudes zu sehen. Besucher können die Christo-Exponate auf Wunsch an Wochenenden im Rahmen der Kunst- und Architekturführungen im Bundestag mit den Schwerpunkten im Reichstagsgebäude (Führungsbeginn 11.30 Uhr), Paul-Löbe-Haus (14 Uhr) oder Jakob-Kaiser-Haus (16 Uhr) besichtigen. Anmelden können sich Besucher über die Online-Anmeldung (https://visite.bundestag.de/BAPWeb/pages/createBookingRequest.jsf), aber auch per Fax (030/227-36436) oder per Post (Deutscher Bundestag, Besucherdienst, Platz der Republik 1, 11011 Berlin). Weitere Informationen zur Kunst im Bundestag gibt es unter https://www.bundestag.de/kunst. (lau/23.11.2016)