Auf ein Wort mit Abgeordneten der Kinderkommission
Fast jede Antwort sitzt. „Wer ist denn die Bundeskanzlerin?“- „Angelika Merkel.“ „Und was macht sie hier im Bundestag?“ - „Gesetze.“ „Wofür oder wogegen?“- „Nicht bei Rot über die Ampel gehen, keinen Diebstahl begehen, niemanden verprügeln.“ Auch wenn bei manchen (Namens-)Details noch Luft nach oben ist, ist Swen Schulz mit dem Wissen seiner jungen Zuhörer zufrieden. Der SPD-Abgeordnete begleitet die Klasse 6a von der 28. Grundschule aus Berlin-Spandau an der Pulvermühle bei ihrer Entdeckungsreise durch den Bundestag.
Auf diese haben sich anlässlich des vierten - und erneut ausgebuchten - Kindertages 2010 im Bundestag am Montag, 13. September, zwischen 8 und 13 Uhr ebenfalls insgesamt 1.175 Schülerinnen und Schüler in 47 Gruppen aus der ganzen Republik gemacht, um die Geheimnisse des Reichstagsgebäudes zu ergründen.
Im Visier der Fotohandys
Schritt für Schritt versucht Schulz seinen Schützlingen die Grundregeln der Demokratie näher zu bringen. „Wie bei euch der Klassensprecher, so werden die Abgeordneten auch geheim gewählt“, sagt er, und die Elf- bis Zwölfjährigen lauschen ihm mit offenen Mündern.
Ihr Weg führt die Juniorexpedition aus Spandau auch in den Plenarsaal, der Hauptattraktion ihrer Tour. Meist fotografierter Star dort ist „die fette Henne“, die die Kids mit ihren Fotohandys immer wieder ins Visier nehmen.
2.500 Kilogramm schweres Wappentier
Das deutsche Wappentier, so lernen sie, verdankt seine heutige Form einer Initiative aus dem Jahr 1953 durch den früheren Bundeskanzler Konrad Adenauer, der einen Künstler einen Adler eigens für den Bundestag entwerfen ließ. Im Gegensatz zum viel schlankeren Exemplar, mit dem sich die Bundesregierung schmückt, bringt die „fette Henne“ des Bundestages ein gesundes Kampfgewicht mit - und das im wörtlichen Sinne: 2.500 Kilogramm wiegt der 8,50 mal 6,80 Meter große Aluminiumvogel, der über dem Plenarsaal zu flattern scheint.
Beeindruckt sind die Kinder aber auch von den beiden neuen überdimensionalen Teletext-Großbildschirmen, die in den kommenden Sitzungswochen nach der Sommerpause neu zum Einsatz kommen sollen.
Informationen von der Kinderkommission
Nicht ganz ohne Stolz erklärt wenig später Katja Dörner (Bündnis 90/Die Grünen) den Kindern: „Dieser Saal ist mein Arbeitsplatz.“ Dörner wechselt sich an diesem Tag mit ihren Kolleginnen von der Kinderkommission Diana Golze (Die Linke) und Nicole Bracht-Bendt (FDP) ab und bildet mit ihrer Info-Veranstaltung für die Kids auf der Plenarsaalebene den Abschluss ihres Besichtigungsprogramms.
Stets löst sich dabei eine wahre Fragelawine. „Wie viel verdienen Sie?“ oder „Wie alt muss ich sein, um in den Bundestag zu kommen?“ zählen dabei zum Standard. Dörner ist es offenkundig wichtig, dass niemand mit einer ungeklärten Frage ihren Raum verlässt. Zugleich bemüht sie sich aber ebenfalls darum, falsche Bilder - nicht nur in den Köpfen der Kleinen - zu korrigieren.
„Sonst wird man nicht wiedergewählt“
Es stimme zwar, dass ein Bundestagsabgeordneter verhältnismäßig gut verdiene, räumt sie ein. Aber es gebe auch eine Kehrseite. „Heute hat mein Arbeitstag um halb neun angefangen, und mein letzter Termin findet am Abend um 22.30 Uhr statt.“
Die Kids beginnen zu ahnen: Man muss im Bundestag unter Beweis stellen, dass man etwas kann. Sonst wird man nicht wiedergewählt. Dementsprechend verabschiedet sich Dörner: „Nun muss ich leider los. Mein Abgeordnetenleben geht wieder weiter.“
„Kinderpolitik ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken“
Die Kinderkommission, kurz KiKo, zur Wahrnehmung der Belange der Kinder gibt es seit 1988. Sie ist ein Unterausschuss des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und hat das Anliegen, Kinderpolitik stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.
Dafür prüft die KiKo, welche Auswirkungen Gesetze und Vorschriften für Kinder und Jugendliche haben und definiert die Rahmenbedingungen für das Leben der Kinder auf Grundlage der UN-Kinderrechtskonvention. Die Kinderkommission besteht aus je einem Mitglied jeder Fraktion sowie einem Stellvertreter. Der Vorsitz wechselt turnusmäßig. (jmb)