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Parlament

Schülerinnen und Schüler auf Entdeckungsreise

Kinder vor Plenum

(© DBT/Melde)

Eine vorweihnachtliche Ruhe weht durch die Korridore des Reichstagsgebäudes. Nur ab und zu unterbrochen von tapsenden Winterstiefeln, wenn die sporadisch auftauchenden Schulgruppen am Kindertag um die Ecke biegen. Die Ruhe am fünften Kindertag in diesem Jahr am Montag, 29. November 2010, an dem Schüler aus der ganzen Bundesrepublik im Reichstagsgebäude zu Besuch sind, ist aber nicht dem gerade zurückliegenden ersten Advent geschuldet, sondern den besorgten Eltern, die die Anmeldung für ihre Kinder teilweise noch kurz vor Beginn zurückgezogen haben. Die Meldungen der vergangenen Tage über einen möglichen Terroranschlag haben viele eingeschüchtert.

350 Schülerinnen und Schüler

Doch immerhin lassen sich rund 350 Schülerinnen und Schüler nicht beirren. Ihr Lohn: Für jede einzelne Führung bleibt etwas mehr Zeit als gewohnt. Auch die sechste Klasse der Bornholmer Grundschule aus dem Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg bereut ihren Schritt nicht. Rund 90 Minuten - oder anders ausgedrückt: zwei Schulstunden - nimmt sich Michael Kresin vom Besucherdienst für eine Reise durch den Bundestag und seine Geschichte.

Keinen Pieps geben die Kids von sich, als sie vor den „Graffitis“ der Soldaten der Roten Armee stehen, die sich nach der Erstürmung des Reichstagsgebäudes kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges hier mit Kohle- und Kreidestücken verewigt haben. Kresins sonore Erzählstimme tut sein Übriges, um die Kinder alles um sich herum vergessen zu lassen. „Wie sind die Soldaten denn so weit nach oben gekommen?“, staunt ein Mädchen aus der hinteren Reihe und zeigt auf eine kyrillische Inschrift knapp unter der Decke.

Aha! Die Bundeskanzlerin

Ein rätselhaftes Gebäude, dieser Bundestag. Jede Etage ist in einer anderen Farbe gehalten. Von Vorder-und Rückseite des Plenarsaals blicken zwei verschiedene Adler hinab. Einer davon hört auf den Namen „Fette Henne“ und wurde aus dem Bonner Bundestag mit nach Berlin umgesiedelt, der andere scheint zu lächeln. Vielleicht weil er etwas schlanker ist. „Ist bei der CDU eigentlich niemand zu Hause?“, fragen einige aus der Gruppe verwundert, weil auch die Fraktionsebene an diesem frostigen Morgen in winterlichen Schlaf gefallen zu sein scheint.

Und wo steckt eigentlich „Angelika Merkel“? Ihre einzige Spur findet sich im Plenarsaal, den die Kids von der Besuchertribüne aus mit ihren Fotohandys ins Visier nehmen: Ein Stuhl rechts außen in der Regierungsbank neben dem Podium des Bundestagspräsidenten scheint anders als die anderen: Die Lehne ist höher. Aha! Die Bundeskanzlerin...

Historische Ausstellung des Bundestages

Immer tiefer führt Kresin die Kinder, die nur ab und an ein vereinzeltes „Krass“ herausbringen, in das Labyrinth der Geschichte der Bundesrepublik und ihres Reichstagsgebäudes - hinein in den unterirdischen Gang, der das Reichstagsgebäude mit dem Jakob-Kaiser-Haus verbindet. Durch diesen Gang soll, so die Legende der Nazis, der angebliche Brandstifter des Reichstages van der Lubbe 1933 entwischt sein.

Doch an diesem Ort, der im geteilten Deutschland exakt unter der Mauer gelegen hatte, kundet die noch junge historische Ausstellung des Bundestages mit ihren Zeittafeln und Vitrinen und ihren historischen Reliquien nicht nur von dieser dunklen deutschen Epoche.

Ein paar Rätsel gelöst

Zu sehen ist auch das Foto eines erfreut dreinschauenden bärtigen Mannes, der einen überdimensionalen Schlüssel entgegennimmt: Wolfgang Thierse, der erste Bundestagspräsident, als der Bundestag 1999 nach dem Umzug aus Bonn im Reichstagsgebäude residierte, kennen die Kids. Er war es, der sie auf den heutigen Rundgang eingeladen hatte. Ein weiteres Indiz, dass der verlassen wirkende Planet Bundestag normalerweise bewohnt ist.

Leider findet das Wiedersehen mit dem amtierenden Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages heute nur auf dem Foto statt, wegen Terminen musste er das Treffen mit den Kids schweren Herzens absagen. Doch sein Mitarbeiter Severin Höhmann schlägt sich tapfer im Gewitter der Fragen, als er den Eleven im Saal B1 zum Abschluss erklären muss, wie viele Steuern Angelika Merkel nun genau bezahlt und was genau passiert, wenn Griechenland pleitegeht. Dann macht sich wieder Stille breit. Immerhin: Ein paar Rätsel sind gelöst. (jmb)