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Kultur und Geschichte

Sprachreise vom Chicken zum Hammel

Kinder bei der Führung

(DBT/Müller-Brandes)

Ein Hauch von internationalem Flair weht bei der Jahrespremiere des Kindertages am Montag, 10. Januar 2011, durch die Gänge des Bundestages, als sich Schülerinnen und Schüler der fünften bis achten Klasse der englischsprachigen Berlin Cosmopolitan School aus Berlin-Mitte in die Geheimnisse des Reichstagsgebäudes und dessen bewegte Geschichte einweihen lassen. Zwar sind englischsprachige Führungen möglich, aber da der Besuch dieser anglophilen Besuchergruppe sehr kurzfristig erfolgt ist, muss kurzerhand improvisiert werden. 

No problem - Katja Reissner löst ihre Aufgabe mit Bravour und in fließendem Englisch. Zweifellos hat sie es mit der buntesten der insgesamt 21 Schülergruppen zu tun, die zu insgesamt 525 Kindern und Jugendlichen im Laufe des Tages den Reichstag stürmen werden.

“It's like Los Angeles!”

Und so serviert Reissner den Kinder das kleine Einmaleins neuer deutscher Geschichte und Politik eben auf Englisch. Den Test ihres Grundwissens bestehen die Kids mühelos. “Did you know about the German reunification?“ - ”Yes!„, tönt es synchron. Angela Merkel muss hingegen vorgestellt werden. “She is the head of our government.„ Die Kinder gucken ein wenig ratlos, von einer Mrs. Merkel haben sie noch nichts gehört. Auch nicht vom großen Regierungsumzug nach der Wiedervereinigung, der auf den Fotografien an den Wänden dokumentiert ist.

Die Neu- und Umgestaltung des Berliner Regierungsviertels bekommen sie anhand eines detailgetreuen Modells erklärt - “To make Berlin fit for government„ -, auf dem die Anordnung der Gebäude wirklichkeitsnah nachgestellt ist. Ein amerikanischstämmiger Junge stellt eine etwas gewagte These auf. “It's like Los Angeles!„ Auch die Bedeutung des nachgebildeten Holocaustdenkmals, das die Kinder durch seine Größe beeindruckt, muss den Kindern erklärt werden und auch, warum sich dieser Platz nicht dafür eignet, Verstecken zu spielen, wie ein Mädchen begeistert vorschlägt.

Wie übersetzt man Fette Henne?

Sehr ruhig und konzentriert setzen die Kids ihre Reise fort und verstummen schließlich ganz, als sie auf den Stühlen des Andachtsraumes sitzen, in den sich Abgeordnete begeben, die einen Moment der Stille und Besinnung suchen. Das Bemühen, auf die verschiedenen kulturellen und religiösen Hintergründe der Parlamentarier Rücksicht zu nehmen, wird an einigen Beispielen spürbar. Versammeln sich hier etwa christliche Abgeordnete, so können sie das Holzkreuz, das lose auf dem Tisch liegt, aufstellen. Abgeordnete mit muslimischem Hintergrund steigen auf eine Stufe am Rande des Raumes und blicken automatisch in Richtung Osten - nach Mekka.

Am Eingang zum Plenarsaal wird es hingegen wieder weltlicher. Reissner zeigt auf den Bundesadler, dessen Entwurf noch aus Bonner Tagen stammt und an einen wohl genährten Greifvogel erinnert. “We call this the Fat Chicken!„ Die Kinder gucken fragend. Reissner auch. “Oder wie übersetzt man am besten Fette Henne?„, scheint sie sich selbst zu fragen.

“They have to do the Hammelsprung”

Ebenfalls nicht ganz einfach gestaltet sich die fremdsprachige Erklärung des parlamentarischen Abstimmungsverfahrens. “If they say yes to a law, it is finished. Otherwise they have to do the Hammelsprung.“ So ein Prozedere, bei dem die Abgeordneten den Saal verlassen und entsprechend ihrer Position zwischen „Ja“, „Nein“ und „Enthaltung“ durch den entsprechend gekennzeichneten Eingang wieder in den Saal hineingehen, muss bei diesen vielen Abgeordneten ganz schön lange dauern. Einer der Schüler will es ganz genau wissen und ist fassungslos über die Antwort: „622 Abgeordnete“, ruft er.

Auf der Besuchertribüne lässt sich anschließend genau verfolgen, wer genau wo sitzt. Die Kanzlerin, der Bundestagspräsident, die Vertreter von Kabinett und Bundesrat und die einzelnen Fraktionen. Wer diese Leute sind, ist im Schnellverfahren erklärt. „The parliament is elected every four years. People who vote must be older than 18. They can choose between different parties.

Moderator Bernd, das Brot

Allright, das ist einfach. Oder doch nicht? Jedenfalls gibt es zunächst keine weiteren Fragen. Ein Mädchen meldet sich schließlich doch. „Dürfen wir später da oben rauf?“, fragt sie und zeigt nach oben auf die Glaskuppel. Yes you can.Cool“, sagt sie und strahlt.

Gute Laune haben auch die Kids, die nach ihrer Tour aus dem Reichstagsgebäude kommen und sich noch immer über das neue Mitglied im Besucherdienst kaputt lachen. Seit Kurzem moderiert „Bernd, das Brot“ als Audio-Guide die Führungen für die ganz Kleinen. Das Drehbuch für das Hörspiel hat der Besucherdienst angepasst. Bisher allerdings nur auf Deutsch. (jmb)

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