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Jugend

Das Geheimnis der Graffiti und der Schließfächer

Kindertag

(DBT/Melde)

609 Schülerinnen und Schüler sind am Montag, 14. Februar 2011, zum Kindertag in den Deutschen Bundestag nach Berlin gekommen. In 24 Schulklassen erkundeten die Sechs- bis Zwölfjährigen das Reichstagsgebäude. Beim zweiten von insgesamt sechs Kindertagen in diesem Jahr warfen die jungen Besucher in speziellen Führungen einen Blick hinter die Kulissen des Parlaments. Was die Schülerinnen und Schüler bisher aus dem Fernsehen kennen, beeindruckt aus der Nähe allein durch die Größe. Das Volumen des Reichstagsgebäudes entspricht 600 Einfamilienhäusern, der Plenarsaal ist 1.200 Quadratmeter groß.

Die Reise durch den Bundestag ist aber gleichzeitig auch eine Reise durch die Welt der Kunst. 28 Kunstwerke gibt es für die rund drei Millionen Besucher zu bestaunen, die jedes Jahr kommen. Auch die vierte Klasse der City Grundschule aus Berlin-Mitte zählt hierzu und rätselt zunächst über die merkwürdigen Kohlezeichen an den Wänden. Mit ihrer Vermutung, griechische Soldaten hätten sich 1945 nach dem Ende des Zweiten Weltkrieegs hier verewigt, liegen sie allerdings knapp daneben.

Russen-Graffiti als Teil der Kunstsammlung

Gabriele Schnurrenberger, Besucherführerin des Besucherdienstes des Bundestages, löst das Rätsel schließlich auf und erklärt die Hintergründe der „Graffiti“ der russischen Soldaten, die 1945 das Reichstagsgebäude erstürmt und sich hier mit schwarzer und blauer Kreide verewigt haben. Ohne dies damals zu beabsichtigen, haben sie sich damit ebenfalls zum Teil der heutigen Kunstsammlung des Parlamentsgebäudes gemacht.

Doch auch moderne Kunst gibt es zu entdecken: Die Installation der amerikanischen Künstlerin Jenny Holzer sorgt für einen nachhaltigen Eindruck bei den Kindern: Auf einer Stele in der Nordeingangshalle laufen digitale Leuchtschriftbänder mit 442 ausgewählten Reden von Reichstags- und Bundestagsabgeordneten aus der Zeit von 1871 bis 1992 von unten nach oben ab.

4.870 Schließfachattrapen

Im Untergeschoss beeindruckt das Archiv der Deutschen Abgeordneten mit seinen 4.870 Schließfachattrappen die Kinder. Die Namen aller Abgeordneten zwischen 1919 und 1999 sind dort auf Namensschildern verewigt. In einem Demokratieschnellkurs erfahren die Junior-Besucher ganz nebenbei etwas über das deutsche Wahlrecht: Alle Deutschen ab 18 Jahren dürfen wählen - auch Leute im Gefängnis, wie einem Jungen auf Nachfrage bestätigt wird.

In welch historischem Ambiente sich die Kinder auf ihrer Besichtigungstour bewegen, wird ihnen spätestens im ehemaligen Abgeordnetenrestaurant deutlich, das heute als Mahnmal für die verfolgten und ermordeten Weimarer Reichstagsabgeordneten dient.

Phönix aus der Asche

Dort dominiert das fünfteilige Fotogemälde der Künstlerin Katharina Sieverding den Raum. Mit dem Hintergrundmotiv der lodernden Sonnenkorona weckt es Assoziationen sowohl an den Reichstagsbrand und den von den Nationalsozialisten ausgelösten Weltenbrand als auch an die geläuterte Wiedergeburt des demokratischen Deutschlands als „Phönix aus der Asche“.

Das bedrückte Schweigen der Kinder weicht aber spätestens auf der Besuchertribüne des Plenarsaals einem Frage-Stakkato. Dürfen die Fraktionschefs in der ersten Reihe des Plenums mit den dort installierten Telefonen auch ihre Freundin anrufen? Warum ist der Bundesadler silbern und nicht angemalt? Und was soll die Bezeichnung „fette Henne“? Wann hat das aufgehört mit den fliegenden Hühnern? Warum in aller Welt sind denn Laserpointer verboten?

Besucherführerin Angela Merkel

Und zum Abschluss der Tour, bevor es hochgeht auf die Besucherkuppel, fragt ein Mädchen verstört, ob die Bundeskanzlerin denn auch eine Erlaubnis für Kinderführungen habe, und zeigt auf die Tribüne gegenüber.

Dort lauscht eine andere Kindergruppe den Worten einer Dame, die ihre Haare ähnlich wie die Kanzlerin trägt. Offenbar hat Angela Merkel ein Double im Besucherdienst. (jmb)

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