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Parlament

„Elektromobilität ist ein Hoffnungsmarkt“

Bewegung

(© pa/AFP Creative)

Mit Alternativen zur Verkehrsentwicklung in Deutschland und Chancen der Elektromobilität hat sich der Parlamentarische Beirat für nachhaltige Entwicklung unter Vorsitz von Andreas Jung (CDU/CSU) am Mittwoch, 23. Februar 2011, in einer zweistündigen Anhörung zum Thema Mobilität befasst. Die Abgeordneten hatten fünf Sachverständige aus verschiedenen Fachgebieten geladen, um sich über mögliche politische Weichenstellungen für eine nachhaltige Verkehrsentwicklung beraten zu lassen. Dabei ging es den Parlamentariern um die Auwirkungen der demografischen Entwicklung auf den Verkehr und eine effiziente umweltgerechte Nutzung der verschiedenen Verkehrsträger. Die Verknüpfung des öffentlichen Personennahverkehrs mit Car-Sharing-Angeboten sowie eine zukunftsgewandte Parkraumbewirtschaftung spielten dabei eine wichtige Rolle.

Chancen für den ländlichen Raum

Großes Potenzial räumten die Experten der Entwicklung von Elektromobilität ein. Einig waren sie sich darin, dass Eletromobilität eine Möglichkeit biete, um nachhaltig auf Klimawandel und Ressourcenschutz reagieren zu können. Vor allem in ländlichen Räumen werde zukünftig verstärkt auf selbstorganisierten Verkehr gesetzt, sagte Prof. Dr. Matthias Gather vom Institut „Verkehr und Raum“ an der Fachhochschule Erfurt. Dafür böten sich auch Elektrofahrzeuge a

Gather verwies darauf, dass das heutige Mobilitätsverhalten der Menschen Ergebnis von selbst geschaffenen Strukturen sei. „Elektromobilität ist ein Hoffnungsmarkt“, sagte er. Gather merkte aber auch an, dass Elektromobilität nicht automatisch das Mobilitätsverhalten ändere.

„Mobilitätsbedürfnisse befriedigen“

 „Die Aufgabe von Verkehr ist die Befriedigung von Mobilitätsbedürfnissen“, sagte Gather. Es gehe in dieser Debatte nicht darum, Mobilität einzuschränken, sondern darum, eine Teilhabe daran und eine gerechte Verteilung der Lasten zu ermöglichen.

Die Frage sei: „Welche Verkehrssysteme können wir uns in Zukunft leisten?“ Er verwies darauf, dass die demografische Entwicklung in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich verlaufe. Deshalb würden neue Finanzierungskonzepte gebraucht. Verkehr dürfe auch im Sinne einer „Melkkuh“ belastet werden, wenn es gerecht geschehe, meinte Gather.

„Vernetzt, verknüpft und organisiert“

Auch der Soziologe Prof. Dr. Andreas Knie vom Innovationszentrum Mobilität und gesellschaftlicher Wandel am Wissenschaftszentrum für Sozialforschung Berlin betonte: „Wir müssen uns von fossilen Brennstoffen verabschieden.“

Elektromobilität spiele eine neue Rolle. Jetzt müsse zum ersten Mal systemisch gedacht werden, sagte Knie. Elektrofahrzeuge seien derzeit noch sehr teuer und nur effizient, wenn sie kollektiv genutzt würden.

Elektroautos dürften die Flotte aber nicht vermehren. Sie müssten in den Verkehrskreislauf integriert werden. „Vernetzt, verknüpft, organisiert - das ist der Charme der Elektromobilität“, sagte Knie.

„Politik muss für Standards sorgen“

Verschiedene Experten wiesen darauf hin, dass im Güterverkehr in der Zukunft starke Zuwächse zu erwarten seien. Der Personenverkehr mit Ausnahme des Flugverkehrs stagniere hingegen, sagte Dr. Wolfgang Schade vom Fraunhofer-Institut in Karlsruhe.

Eine Stellschraube für die Zukunft sei deshalb der Nahverkehr. Dieser muss nach Einschätzung von Schade besser mit verkehrsübergreifenden Konzepten wie Car-Sharing verknüpft werden. Schade verwies auf Städte, die das bereits erfolgreich praktizierten. Allerdings, so kritisierte er, gebe es keine einheitlichen Konzepte. Die Frage sei deshalb, ob und wie die Politik für Standards sorgen könne.

„Wir brauchen eine komplett neue Idee“

„Moderne Gesellschaften werden immer verkehrslastige Gesellschaften sein“, sagte Knie. Er kritisierte, dass es im derzeitigen Konzept des öffentlichen Personennahverkehrs „überhaupt keinen Anreiz für Innovation“ gebe. „Wir brauchen eine komplett neue Idee“, betonte Knie.

Die Kernfrage sei, wie Menschen dazu gebracht werden könnten, das eigene Auto stehen zu lassen. Viele Car-Sharing-Modelle seien derzeit ökonomisch nicht haltbar, sagte Knie und verwies darauf, dass es zu wenig Stellplätze gebe.

„Konzept der Parkraumbewirtschaftung erforderlich“

Als alternatives Beispiel nannte er Paris, wo Bürger rund 500 Euro zahlen müssten, um ihr Auto unterzustellen. Deshalb werde auch in Deutschland ein neues Konzept der Parkraumbewirtschaftung gebraucht

Auch Prof. Dr. Alexander Eisenkopf, Mobilitätsexperte an der Zeppelin Universität Friedrichshafen, sprach sich für mehr nutzerfinanzierte Konzepte beispielweise in Form einer Vignette im Straßenverkehr aus. Eine allgemeine Pkw-Maut hielt er allerdings nicht für zielführend.

„Mobilität muss intelligent organisiert werden“

Prof. Dr. Hermann Knoflacher vom Forschungsbereich für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik an der Technischen Universität Wien verwies darauf, dass das Auto auch wegen des vergleichsweise preiswerten Benzins so attraktiv sei. Er plädierte für eine neue Parkraumbewirtschaftung, die „auch Auswirkungen auf den Fließverkehr“ hat.

Wenn der Weg zum Parkplatz genauso weit wie zu einer Bushaltestelle sei, entstehe eine Hebelwirkung, sagte Knoflacher. In Wien beispielsweise sei die Zahl der Autos seit 2002 rückläufig, weil es einen guten öffentlichen Personennahverkehr und eine gute Struktur für Radfahrer gebe. Mobilität müsse im Kopf beginnen, sagte Knoflacher. „Sie muss intelligent organisiert werden.“ (sn)

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