„Recycling- und Kreislaufwirtschaft stärken“
Eine weitere Stärkung der in Deutschland bereits gut entwickelten Recycling- und Kreislaufwirtschaft und eine Reduzierung des Materialverbrauchs in der Industrie fordert der Parlamentarische Beirat für nachhaltige Entwicklung. Bei einer Anhörung unter dem Titel „Elektroschrott – Rohstoff der Zukunft“ warnte der Vorsitzende Andreas Jung (CDU/CSU) am Mittwoch, 26. September 2012, vor den „konkreten ökologischen und sozialen Konsequenzen“ der Computerproduktion. Der Sachverständige Olaf Tschimpke betonte, in einem rohstoffarmen Land wie der Bundesrepublik sei das Recycling von Elektromüll auch industriepolitisch wichtig.
„Schwellenländer unterstützen“
Der Vizevorsitzende des Rates für nachhaltige Entwicklung, eines Beratungsgremiums der Regierung, rief dazu auf, Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien sowie afrikanische Staaten beim Aufbau einer Kreislaufwirtschaft zu unterstützen. Mit der Vorführung des Films „Behind the screen – Das Leben meines Computers“, der sich kritisch mit den sozialen und ökologischen Aspekten der Herstellung solche Geräte auseinandersetzt, sollte die Veranstaltung einen Beitrag dazu leisten, Bürger und Politik bei diesem Thema „aus der Gedankenlosigkeit zu reißen“, so Jung.
Der Streifen des Regisseurs Stefan Baumgartner und der Produzentin Sandra Heberling, der mit dem Filmpreis „Nachhaltigkeit“ des Bundestages ausgezeichnet worden ist, zeigt den Abbau und die Aufbereitung von Gold in Westafrika, die Elektronikfertigung in Tschechien und die Endlagerung ausrangierter Computer auf Müllhalden wiederum auf dem schwarzen Kontinent.
„Rückgabe mit zu viel Aufwand verbunden“
Am Beispiel konkret Betroffener demonstriert die Dokumentation, unter welch miserablen Bedingungen Einheimische in Afrika für wenig Geld nach Gold buddeln, wie niedrig die Löhne bei langen Arbeitszeiten in einer tschechischen Fabrik sind und wie umwelt- und gesundheitsschädlich die Deponierung von Elektroschrott aus Europa und Nordamerika in Afrika ist – und dies, obwohl eine „Basler Konvention“ als internationale Vereinbarung die Ausfuhr solchen Abfalls eigentlich verbietet. Regisseur Baumgartner: „Der Film gibt den Menschen hinter dem beliebten Elektronikprodukt ein Gesicht.“
Tschimpke kritisierte den hohen Materialverbrauch bei der Computerherstellung, der damit zu tun habe, dass bei diesen Geräten von vornherein eine nur begrenzte Lebensdauer konzipiert werde, dass die Produktzyklen immer kürzer würden und dass ein Neukauf oft preisgünstiger sei als eine Reparatur. Die Rückgabe ausgedienter Laptops, Rechner oder Handys sei mit zu viel Aufwand verbunden. Der Präsident des Naturschutzbundes: „Die IT-Branche leistet sich noch viel, was sich andere Sektoren nicht mehr leisten können.“
„Computer müssen reparaturfähiger werden“
Der Sachverständige appellierte an die Unternehmen, stärker ihrer „Produzentenverantwortung“ gerecht zu werden und den Herstellungsprozess unter ökologischen und sozialen Aspekten zu verbessern. Er plädierte dafür, die Verbraucherinformation auszubauen und finanzielle Anreize für die Rücknahme ausrangierter Geräte ins Auge zu fassen. In höherem Maße als bislang müssten Computer reparaturfähig werden.
Tschimpke forderte, künftig solle bei solchen Geräten eine Mindestquote für recycelbare Materialien festgelegt werden. Nötig sei, den illegalen Export von Elektroschrott aus der EU etwa in afrikanische Länder effizienter zu unterbinden. Die entsprechenden EU-Vorgaben müssten nun in die Praxis umgesetzt werden. Im Interesse einer Verminderung des Materialverbrauchs im Produktionsprozess brachte der Sachverständige die Idee ins Spiel, die Bürger zu animieren, bestimmte Geräte nicht zu kaufen, sondern lediglich bei Bedarf zu mieten. Sinnvoll könne dies beispielsweise bei Bohrmaschinen sein, die nur sehr selten genutzt würden. (kos/27.09.2012)