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Parlament

„Frau Merkel hat heute offenbar andere Termine“

Mit neugierigen Augen nahmen die Schülerinnen und Schüler das Parlamentsgebäude wahr.

Mit neugierigen Augen nahmen die Schülerinnen und Schüler das Parlamentsgebäude wahr. (DBT/Melde)

Die Sechstklässler der Hegemühlen-Grundschule in Strausberg (Brandenburg) staunen nicht schlecht. Das ist also die Tür zum Büro der Kanzlerin. Doch das Erstaunen wuchs noch. „Wer möchte, kann mal anklopfen. Vielleicht ist Angela Merkel ja da“, macht Aleksandra Ufnal, Besucherführerin des Bundestages, den jungen Gästen Mut. Erst ganz zaghaft, dann umso stärker pochen die 12-Jährigen an die große blaue Tür im Reichstagsgebäude. Geöffnet wird jedoch nicht. „Frau Merkel hat heute offenbar andere Termine“, sagt die Besucherführerin, und die Kinder nicken verständnisvoll. Um weiterzuerzählen: „Ich hab an die Tür der Kanzlerin geklopft“, reicht dieses kleine Erlebnis im Rahmen des Kindertages im Bundestag am Montag, 18. März 2013, aber allemal. Da ist es dann auch nicht so wichtig, dass der eigentliche Arbeitsplatz von Angela Merkel im gegenübergelegenen Kanzleramt ist, wie die Besucherführerin nicht vergisst zu erwähnen.

Wie der Lieblingsabgeordnete abgestimmt hat

Es gibt aber noch weit mehr zu sehen und zu hören. Etwa vor den Hammelsprung-Türen. Das Abstimmungsverfahren wird genutzt, wenn die Mehrheitsverhältnisse für den Sitzungsleiter nicht eindeutig zu erkennen sind, erklärt Aleksandra Ufnal. Alle Abgeordneten müssen dann den Plenarsaal verlassen und durch eine der drei mit Ja, Nein oder Enthaltung gekennzeichneten Türen gehen, wobei sie gezählt werden. „Damit nicht einfach jemand durch die hinteren Tür den Saal wieder verlässt, um sich noch einmal zählen zu lassen, werden diese Türen während der Abstimmung geschlossen“, fügt sie hinzu.

Zudem gibt es noch die namentlichen Abstimmungen, die bei besonders wichtigen Themen angewandt werden. Dass die Eurokrise so ein Thema ist, wissen die Schüler. Nicht aber, dass auch bei Bundeswehreinsätze im Ausland oftmals namentlich abgestimmt wird. „Dann kann sich später jeder im Internet ansehen, wie genau sein Lieblingsabgeordneter entschieden hat“, sagt die Besucherführerin.

„Als Abgeordneter hat man viel Macht“

Auf ihre Frage, wer von den Schülern den selber später vielleicht mal Abgeordneter werden will, herrscht zu Beginn Schweigen. Was genau die denn machen müssten, wird gefragt. Viele Unterlagen lesen, Gesetze beschließen und vor allem die Menschen überzeugen, lautet die Antwort. „Als Abgeordneter hat man viel Macht“, sagt Aleksandra Ufnal weiter. Als dann noch einer der Schüler „...und viel Geld“, hinzufügt, ändert sich das Stimmverhalten der Kinder. Der ein oder andere kann sich die Abgeordnetentätigkeit nun doch für sich vorstellen…

Eine der Aufgaben der Abgeordneten des Bundestages Anfang der 1990er-Jahre war es, zu entscheiden, ob bei dem Umbau des Gebäudes die Schriftzeichen der Soldaten der Roten Armee an den Wänden erhalten bleiben sollen. Die sowjetischen Soldaten hatten 1945 ihren Sieg über Deutschland auch im Reichstagsgebäude gefeiert. Und das tagelang, wie Aleksandra Ufnal sagt.

Alkohol aus der Schweizer Botschaft

Der Vermutung einer Schülerin, dass die Soldaten da wohl „die Sau rausgelassen haben“, will die Besucherführerin nicht widersprechen. Den dazu gehörenden Alkohol, so erzählt sie, haben die Soldaten im Keller der unweit vom Reichstagsgebäude gelegenen Schweizer Botschaft gefunden.

Die Bundestagsabgeordneten hätten nun aber entscheiden müssen, ob die „Graffitis“ der Sieger sichtbar bleiben sollen oder nicht. „Manche“, so Aleksandra Ufnal, „sind der Meinung gewesen, dass solche Schmierereien nichts an den Wänden des Deutschen Parlamentsgebäudes zu suchen haben.“ Durchgesetzt hat sich jedoch die Ansicht, dass diese „Zeugnisse der Geschichte“ erhalten bleiben müssten.

Digitale Leuchtschriftbänder

Aus Sicht der Sechstklässler eine richtige Entscheidung. „Das war eine gute Idee, weil es etwas Besonderes ist“, sagt eine Schülerin. Aleksandra Ufnal weiß dann noch zu erzählen, dass während einer ihrer Führungen ein alter Mann aus Russland nach seinem Namenszeichen gesucht hat, das er im Mai 1945 hinterlassen hatte. Sie zeigt auf das Schriftzeichen Sapunov. „Schließlich hat er es auch gefunden“, sagt sie.

Für die Schüler geht die Führung weiter in Richtung Plenarsaal. Vorbei an den Tastmodellen für blinde Besucher und an der von der amerikanischen Installationskünstlerin Jenny Holzer geschaffenen Schriftsäule. Dort laufen digitale Leuchtschriftbänder mit 442 ausgewählten Reden von Reichstags- und Bundestagsabgeordneten aus der Zeit von 1871 bis 1992 von unten nach oben ab.

„Eine feste Sitzordnung gibt es nicht“

Auf den Besuchertribünen des Plenarsaals schließlich lassen die Schüler ihre mitgebrachten Kameras heiß laufen. Die Besucherführerin erläutert derweil, welche Fraktion wo sitzt und dass nur ein frühes Erscheinen im Saal den Abgeordneten einen Platz mit Tisch sichert. „Eine feste Sitzordnung gibt es nicht“, sagt sie. Zum Abschluss geht es noch in die Kuppel des Reichstagsgebäudes. Oben angekommen kommt sogar ein bisschen die Sonne heraus und lässt den weiten Blick über die deutsche Hauptstadt zu.

Wer mit seiner Schulklasse ebenfalls diesen Blick genießen möchte und zudem viel Neues über die Geschichte des Parlamentarismus und natürlich des Gebäudes selbst erfahren möchte, kann das am Montag, 13. Mai 2013 wieder tun. Dann ist erneut Kindertag im Bundestag. (hau/18.03.2013)

 

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