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Parlament

Kyrillische Buchstaben und eine Eistüte im Saal

Kinder warten auf die Führung durch den Bundestag

(DBT/Melde)

Ein letztes Mal vor der parlamentarischen Sommerpause erfüllte am Montag, 13. Mai 2013, Kinderlärm die Gänge des Reichstagsgebäudes. 39 Schulklassen besuchten im Rahmen des Kindertages den Bundestag. Sie staunten über kyrillische Schriftzeichen an den Wänden, kletterten durch die Reste des historischen Tunnels unter dem Gebäude und ließen sich erklären, warum der Sitzungssaal manchmal ein wenig unterbesetzt wirkt und wofür die „Eistüte“ mitten im Saal benötigt wird. Zu guter Letzt erläuterte ihnen Bernd das Brot per Audio-Guide in der Kuppel des Gebäudes, was man von dort aus so alles sehen kann…

Jahreszahlen und Namen von Soldaten

Zu den Teilnehmern zählte auch die Klasse 6b der Otfried-Preußler-Schule in Großbeeren (Brandenburg). Ihnen erzählte Karin Felix, eine Besucherführerin des Bundestages, dass es vor allem Sir Norman Foster, der für den Umbau des Reichstagsgebäudes beauftragten Architekt, gewesen, sei, der sich dafür eingesetzt hatte, die aus dem Jahr 1945 stammenden Inschriften der sowjetischen Soldaten herauszustellen, statt sie hinter Gipswänden zu verstecken.

Jeder einzelne Buchstabe, so erläuterte die Besucherführerin, sei dazu abgedeckt worden, bevor die verschmutzten und verrußten Wände mit Druckluft gereinigt wurde. Zu den Inschriften zählen sowohl Orte als auch Jahreszahlen und die Namen von Soldaten der Roten Armee, die im Mai 1945 das Gebäude eingenommen hatten.

„Inschriften dokumentieren Geschichte“

Karin Felix weist die Schüler auf den Namen Nosow hin, zu dem sie eine interessante Begebenheit zu erzählen weiß. Als nämlich bei einer Führung für eine Gruppe von Frauen aus der Ukraine, die zu Kriegszeiten im KZ Ravensbrück interniert waren, eine Frau sagte, dass ihr damaliger Freund namens Nosow zu den Soldaten gehört hat, die 1945 Berlin eingenommen haben, kann Karin Felix ihr dessen Schriftzeichen zeigen.

„Die Dame war beeindruckt und musste sich erst einmal setzen“, sagt sie. Nachdem sich die betagte Ukrainerin gesammelt hatte, erzählte sie davon, dass sie nach dem Krieg ihren Freund, der schon als 16-Jähriger in den Krieg ziehen musste, geheiratet hat und die beiden auch Kinder kommen haben. „Die Inschriften dokumentieren Geschichte, auch wenn wir diese Zeit nie wieder haben wollen“, sagt die Besucherführerin.

Fachexperten in den Ausschüssen

Mit den 12- bis 13-Jährigen geht sie dann zu dem Rest des alten Heizungstunnels unter dem Reichstagsgebäude. Dieser Tunnel habe den Reichstag mit dem Gebäude verbunden, in dem zur Zeit des Reichstagsbrandes 1933 Reichstagspräsident Hermann Göring gesessen habe, sagt sie. Keineswegs abwegig sei es, dass seine SA-Schergen durch diesen Tunnel gegangen sind, um den Brand zu legen.

Als die Schüler dann auf der Tribüne des Plenarsaals sitzen, stellt sich natürlich die unvermeidliche Frage nach dem nur schwach besetzten Saal während der Plenardebatten. Karin Felix macht deutlich, dass die „eigentliche Arbeit in den Ausschüssen abläuft“. Dort würden sich die jeweiligen Fachexperten zusammenfinden und sich auch mal „Rat von draußen“ holen.

Eistüte beseitigt verbrauchte Luft

Wenn im Plenum später die Ergebnisse dieser Arbeit diskutiert werden, sind oftmals auch wieder nur die Fachpolitiker dabei. „Oder habt ihr schon einmal erlebt, dass der Mathelehrer nach seinem Unterricht sitzen bleibt und zuhört, was euch in der nächsten Stunde der Deutschlehrer erzählt“, verwendet sie ein Beispiel, dass auch für die Schüler schlüssig ist.

Nachdem auch noch geklärt ist, dass die Spiegel in der Kuppel das Tageslicht in den Sitzungssaal transportieren sollen, wird die Frage nach der Eistüte beantwortet. Ein ausgeklügeltes System zum Abtransport verbrauchter Luft sei das, erläutert die Besucherführerin. Die Schüler nicken verständig. Auch sie scheinen zu wissen, dass es während hitziger Debatten schon mal zu dicker Luft kommen kann. (hau/13.05.2013)

 

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