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Parlament

La-Ola-Welle im Plenarsaal geht gar nicht

Grundschulklasse im Reichstagsgebäude

Grundschulklasse im Reichstagsgebäude (© DBT/Melde)

Den Effekt kennt Laura Marijke Tchorz schon. „Im Andachtsraum“, so erzählt die Besucherführerin im Deutschen Bundestag, „kehrt immer sehr schnell Ruhe ein.“ Das war auch am Montag, 16. September 2013, nicht anders, als die Fünftklässler der Humboldthain-Grundschule aus Berlin-Wedding im Rahmen des Kindertages im Bundestag den vom Künstler Georg Uecker gestalteten Raum betraten. Die Kinder ließen sich auf den Stühlen in dem auf Wunsch Ueckers fensterlos wirkenden Raum nieder und lauschten den Informationen der Besucherführerin.

Für Gläubige und Nichtgläubige

Laura Marijke Tchorz sprach von Religionsfreiheit und davon, dass in diesem Raum Angehörige aller Religionen, aber auch Nichtgläubige Ruhe finden könnten. „Wer christlichen Glaubens ist, kann hier ein Kreuz aufstellen“, sagt sie. Für Moslems gebe es Gebetsteppiche und eingearbeitet Stufen, die den Weg nach Mekka weisen. Das einzige – etwas verborgen liegende – Fenster im Raum gehe in Richtung Jerusalem – wichtig für die Angehörigen jüdischen Glaubens.

„Den Raum würden ob der Ruhe einige Grundschullehrer gerne mitnehmen“, sagt die Besucherführerin und erntet zustimmende Blicke vom Klassenlehrer der 5c, Reinhard Bruschke, und der Sozialarbeiterin der Ganztagsschule, Tülay Bayman.

Schülerparlament an der Humboldthain-Grundschule

Dabei erweisen sich die 21 Schüler, die aus zehn unterschiedlichen Nationen stammen, auch außerhalb des Andachtsraums keineswegs als tobender Haufen, sondern als interessierte und zugleich auch informierte Reichstagsbesucher. Die im Bundestag sitzenden Parteien kennen sie ebenso wie Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck.

Dass sich die Elfjährigen mit dem Parlamentarismus schon ganz gut auskennen, hat wohl auch damit zu tun, dass es an der Humboldthain-Grundschule ein Schülerparlament gibt, sagt die Sozialarbeiterin Tülay Bayman.

„Lustig und interessant ist das hier“

Mit Blick auf die Gestaltung des Andachtsraums im Reichstagsgebäude, der den Kindern offenkundig gefallen hat, ruft sie die Schüler auch gleich mal zu einer parlamentarischen Initiative auf. „Ihr könnt doch über eure Vertreter im Schülerparlament erreichen, dass auch die Parlamentsräume in der Schule umgestaltet werden“, schlägt sie vor.

Die Elfjährigen zeigen sich nicht nur von diesem Vorschlag, sondern auch von der Führung durch den Sitz des höchsten deutschen Parlaments angetan. Lustig und interessant sei das hier, stellt einer der wissbegierigsten, ein Junge mit brasilianischen und englischen Wurzeln, fest. Als er später im Plenarsaal von der Besucherführerin hört, dass auch angemeldete Gäste die Plenardebatten im Bundestag auf den Zuschauerbänken verfolgen können, findet er das super.

Eistüte für den Luftaustausch

Problematisch könnte allerdings eine Einschränkung sein, auf die Laura Marijke Tchorz aufmerksam macht. „Die Besucher dürfen hier sitzen und atmen. Mehr nicht“, sagt sie. Klatschen oder Buhrufe seien ebenso wie La-Ola-Wellen, aber auch das Einschlafen, nicht erlaubt. „Das wird schwer“, sagt Klassenlehrer Reinhard Bruschke, und die Kinder nicken wissend.

Doch am Kindertag sind natürlich Fragen erwünscht, und so erläutert die Besucherführerin, dass die „Eistüte“ unterhalb der Kuppel für den Luftaustausch da ist, die Stenografen vor dem Rednerpult mindestens 400 Silben pro Minute in Kurzschrift notieren können und die großen Fernseher an den Wänden nicht für Bundesliga-Übertragungen gedacht sind, sondern die Besucher über die Tagesordnung der Plenarsitzung informieren sollen.

Kuppelreinigung dauert eine Woche

Die typische „Hausfrauenfrage“, wie lange es denn dauert, bis die 3.000 Quadratmeter Glas an der Kuppel gereinigt sind, beantwortetet Laura Marijke Tchorz ebenfalls. Eine Woche lang seien die Reinigungskräfte damit beschäftigt, sagt sie und fügt hinzu: „Ihr habt Glück – die letzte Reinigung ist gar nicht lange her.“

Einem klaren Blick auf Berlin stand also dem abschließenden Gang auf die Kuppel nichts im Wege. Per Audio-Guide erklärten dabei Bernd das Brot und seine Mitstreiter Chili das Schaf und Briegel der Busch den Kindern, was es wo von der Reichstagskuppel aus zu sehen gibt. (hau/16.09.2013)