Parlament

Kersey sammelt „First-Hand-Erfahrung“ bei Alexander Ulrich

Ein Mann blickt stehend auf den Laptop, an dem eine junge Frau arbeitet.

Alexander Ulrich mit IPS-Stipendiatin Kersey Schott aus den USA (© DBT/photothek.net)

Alexander Ulrich (Die Linke) ist inzwischen ein alter Hase in Sachen IPS. Schon im neunten Jahr hintereinander gibt der Abgeordnete der Linksfraktion einem Teilnehmer oder einer Teilnehmerin am von Anfang März bis Ende Juli laufenden Programm des Internationalen Parlaments-Stipendiums (IPS) die Chance, das dreimonatige Praktikum in seinem Abgeordnetenbüro zu absolvieren.

Eine Bereicherung sei die Anwesenheit der jungen Leute jedes Mal, sagt er. „Ich habe schnell gemerkt, dass das keine zusätzliche Belastung, sondern gut für das Büro ist. Schließlich lernen meine Mitarbeiter und ich auch etwas, wenn wir mit Menschen aus den verschiedensten Ländern Kontakt haben.“

Schott: Super einzigartige Möglichkeit

In diesem Jahr ist es Kersey Schott aus den USA, die Ulrichs Büroteam verstärkt. Die 27-Jährige studiert seit 2015 European Studies an der Universität Leipzig – hat also schon Deutschlanderfahrung – und freut sich dennoch, im Deutschen Bundestag sein zu dürfen. Eine „super einzigartige Möglichkeit“ sei das, als Amerikanerin live zu erleben, wie der Bundestag funktioniert und wie die täglichen Abläufe in den Büros sind, schwärmt sie.

So eine „First-Hand-Erfahrung“ könne nicht jeder machen, betont die junge Frau. Besonders beeindruckt sie im Parlament, dass die Arbeit so vielfältig ist. „Man sitzt nicht die ganze Zeit im Büro, sondern ist stattdessen oft auf verschiedenen Terminen und natürlich auch in den Ausschüssen“, freut sie sich.

Guter Austausch bei Partnerschaftsprogrammen

Kersey Schott ist nicht nur die neunte IPS-Stipendiatin im Büro Ulrich, sondern auch die erste aus den USA. „Bislang hatte ich immer Stipendiaten aus verschiedenen Ländern“, sagt der Linken-Abgeordnete. Nun also die USA, zu denen Deutschland ja derzeit politisch gesehen nicht gerade die besten Beziehungen hat, oder? Auf Regierungsebene mag das so sein, bestätigt Alexander Ulrich, aber: „Man muss unterscheiden zwischen Kongress und Regierung.“ 

Bei den Partnerschaftsprogrammen IPS und PPP gebe es einen guten Austausch mit den amerikanischen Parlamentariern. Auch die amerikanische Seite wolle die Programme fortführen und plane keine Streichung der Gelder, sagt er. Aber auch beim Thema Handelsstreit gebe es im Senat und im Abgeordnetenhaus sehr viele, die diesen Streit gerne beilegen wollten. „Aber in den USA hat der Präsident eben stärkere Befugnisse als in Deutschland die Kanzlerin“, so Ulrich.

Bild Amerikas ist von Metropolen geprägt

Mit dem neuen US-Präsidenten Donald Trump hat auch Kersey Schott so ihre Schwierigkeiten. Nicht nur das Ausland, auch die Amerikaner seien immer wieder überrascht, „was es Tag für Tag Neues über Twitter oder andere Kanäle von Trump gibt“. Sie selbst, aber auch sehr viele ihrer Landsleute fänden es nicht gut, wie der Präsident Politik gestaltet, sagt sie.

Es sei derzeit nicht leicht, Amerika zu verstehen, findet auch der Linken-Abgeordnete. „Das gilt auch für uns Abgeordnete.“ Die Trump-Wahl habe doch alle überrascht. Seiner Ansicht nach hat das auch damit zu tun, „dass unser Bild Amerikas sehr stark von den Metropolen New York, San Francisco oder Los Angeles geprägt ist“. Die Staaten, in denen die Deindustrialisierung für Verwerfungen gesorgt hat, stünden nicht so im Blickpunkt. „Es gibt sie aber, und dort vor allem wurde Trump gewählt“, sagt Ulrich.

Deutsch als Fremdsprache in der Schule

Gewählt wurde er auch im Bundesstaat Ohio, aus dessen Hauptstadt Columbus Kersey Schott kommt. Ihr Nachname lässt deutsche Vorfahren vermuten. Ist dem so? Vor vielen Generationen habe ihre Familie deutsche Ursprünge gehabt, sagt sie. Insofern sei schon immer ein gewisses Interesse an Deutschland vorhanden gewesen. In der Schule habe sie dann Deutsch als Fremdsprache gewählt, während des Studiums ein Auslandssemester gemacht, „und so wurde das Interesse immer stärker geweckt“.

Noch ein paar Jahre würde die Amerikanerin gern Berufserfahrung in Deutschland sammeln. Aber dann soll es zurück nach Amerika gehen. „Die USA sind meine Heimat“, stellt sie klar. Wie genau ihre berufliche Zukunft aussehen soll, kann sie noch nicht sagen. Etwas in Sachen transatlantische Beziehungen oder auch einen Job im diplomatischen Dienst kann sich die 27-Jährige für die Zukunft vorstellen.

Ulrich: Berlin ist nicht Deutschland

Die Gegenwart heißt jedoch IPS in Berlin – und demnächst auch für eine Woche in Kaiserslautern, dem Wahlkreis von Alexander Ulrich, lediglich fünf Kilometer von der US-Airbase Ramstein entfernt. „Ich bin kein Freund vom Militär und Kriegen als Mittel der Politik und übe daher auch viel Kritik an der Rolle der US-Airbase Ramstein“, sagt der Linken-Abgeordnete. 

Dennoch wolle er versuchen, „dort mal einen Termin zu machen, damit Frau Schott sieht, wie es ihren amerikanischen Landsleuten in Deutschland geht“. Ulrich findet die Wahlkreisreisen im Rahmen des IPS-Praktikums sehr wichtig. „Die Stipendiaten sollen erkennen: Berlin ist eine tolle Stadt, aber Berlin ist nicht Deutschland.“ (hau/20.05.2018)

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