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Die Mädchen von Zimmer 28 L 410, Theresienstadt

Zeitzeuginnen werden Jugendlichen über ihr Leben im Mädchenheim L 410, Theresienstadt berichten

Zeitzeuginnen werden Jugendlichen über ihr Leben im „Mädchenheim L 410, Theresienstadt“ berichten (Jüdisches Museum Prag)

Jugendbegegnung anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar

24. Januar bis 15. Februar 2008

Eröffnung am 23. Januar 2008, 11.00 Uhr durch Bundestagspräsident Norbert Lammert

 

Seit 1996 kommen 80 Jugendliche und junge Erwachsene für eine Woche zu dieser Veranstaltung zusammen. Der Deutsche Bundestag würdigt mit der Einladung das besondere Engagement von Jugendlichen, die sich mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzen.

2008 lautet das Thema „Kinder als Opfer im Nationalsozialismus“. Die Teilnehmer besuchen das ehemalige Konzentrationslager Theresienstadt, sprechen mit Zeitzeugen und besuchen Ausstellungen. Am letzten Tag nehmen die Jugendlichen zusammen mit den Bundestagsabgeordneten an der offiziellen Gedenkstunde des Deutschen Bundestages im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes teil und diskutieren anschließend mit dem Bundestagspräsidenten und der Hauptrednerin Lenka Reinerová, der letzten noch lebenden Vertreterin der deutschsprachigen Literatur in Prag.

Die Ausstellungseröffnung „Die Mädchen von Zimmer 28“ ist ein wichtiger Programmpunkt der Jugendbegegnung, die Teilnehmer werden mit den anwesenden Zeitzeuginnen über Leben und Überleben in Theresienstadt sprechen.

Die Mädchen von Zimmer 28

Zwölf bis vierzehn Jahre alt waren die Mädchen, die von 1942 bis 1944 im „Mädchenheim L 410, Theresienstadt“ zusammen lebten; 30 Quadratmeter für 30 Mädchen, das war das „Zimmer 28“. Sie waren Ghetto-Häftlinge aus dem „Protektorat Böhmen und Mähren“, die nach dem Einrücken deutscher Truppen Schritt für Schritt ihrer Heimat, ihres Eigentums, ihrer Menschenrechte beraubt und schließlich ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurden. Dort, im „Zimmer 28“ trafen ihre Wege aufeinander …

Im Mikrokosmos „Zimmer 28“, dem Brenn- und Kristallisationspunkt des Projektes und der Ausstellung, spiegelt sich das Schicksal und der Alltag der Kinder im Ghetto Theresienstadt, ein Alltag, der den Kern der kommenden Tragödie bereits in sich birgt. Immer wieder wurden Kinder jäh aus ihren Reihen gerissen; sie mussten antreten zum Transport nach Osten. Neue Mädchen kamen, neue Freundschaften entstanden. Dann wurde auch diese Gemeinschaft durch Transport erschüttert.

Doch auch ein anderer Kern wird sichtbar: die Erziehung zur Menschlichkeit. Hier geht es um mehr als „eine Geschichte zum Holocaust“. Zuweilen erlebten die Mädchen das „Zimmer 28“ als eine Insel der Freundschaft und der Hoffnung. In der Obhut engagierter Betreuer lernten sie, spielten und sangen sie oder führten die Kinderoper „Brundibar“ auf. Sie wuchsen zu einer Gemeinschaft zusammen, die sich eine eigene Hymne und Flagge schuf und die eine Organisation gründete, den „Maagal“ - hebräisch für „Kreis“ und im übertragenen Sinne „Vollkommenheit“.

Mit der Ausstellung wollen die anwesenden Zeitzeuginnen, die in tiefer Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Mitgefühl und Toleranz verbunden sind, der im Holocaust ermordeten Freunde gedenken und das aufopferungsvolle Wirken vieler Erwachsener im Theresienstädter Ghetto würdigen.

ROOM 28 e.V.

Zehn Jahre sind vergangen, seitdem Prof. Yehuda Bauer am 27. Januar 1998 in seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag sagte: „Ihr könnt die Erinnerungsarbeit nicht ohne uns bewältigen.“ Die Worte wurden zu einem entscheidenden Impuls für das Projekt mit den „Mädchen von Zimmer 28“. Entstanden sind ein Theaterstück, ein Buch, eine Wanderausstellung, das deutsch-tschechische Projekt „Der letzte Akkord: Theresienstadt“. Und schließlich der Verein „Room 28 e.V.“.

Obgleich ein wachsender Freundeskreis der „Mädchen von Zimmer 28“ zur Gründung dieser Organisation führte, bündelt sie im Kern Ideelles. Denn die Geschichte dieser Frauen zeigt auf, was Kunst, Kultur und Erziehung zur Menschlichkeit in einer unmenschlichen Zeit vermögen und rückt damit ein universelles, ebenso aktuelles wie zeitloses Thema ins Zentrum. Und - von diesem Ort, dem Zimmer 28, L 410, Theresienstadt, geht, allem Unglück zum Trotz, ein positives kraftvolles Signal aus: die Aufforderung, die Bedeutung kultureller Leistungen und humanistischer Ideale zu reflektieren und Begriffe wie Menschlichkeit, Solidarität, Kunst und geistiger Widerstand mit Leben zu füllen.

Mit der Ausstellung im Deutschen Bundestag und der Einladung der Zeitzeuginnen aus Israel, USA, Österreich und Tschechien schließt sich auf wundersame Weise ein Kreis, der vor einem Jahrzehnt begann. Dafür danke ich, Hannelore Brenner-Wonschick, Autorin und Projektleiterin des Vereins „Room 28 e.V.“, dem Deutschen Bundestag sehr, sehr herzlich.

 

Der Eintritt ist frei.

Ausstellungsort:

Deutscher Bundestag
Westfoyer des Paul-Löbe-Hauses
Konrad-Adenauer-Straße 1
Berlin-Mitte.

Öffnungszeiten:

Montag: 8.00 bis 16.00 Uhr
Dienstag bis Donnerstag: 8.00 bis 17.00 Uhr
Freitag: 8.00 bis 14.00 Uhr

Telefon:

+49 (0)30 227 32 143

 

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