Besuch

Robert Häusser

In einem Flur hängen großformatige Fotografien in schwarz/weiß.
In einem Flur hängen zwei Fotografien in schwarz/weiß.
In einem Flur hängt eine Fotografie in schwarz/weiß.

Bild 1 von 3

Fotogalerie C im 1. Obergeschoss Unter den Linden 50 (DBT/junophoto)

Bild 2 von 3

Fotogalerie C im 1. Obergeschoss Unter den Linden 50 (DBT/junophoto)

Bild 3 von 3

Fotogalerie C im 1. Obergeschoss Unter den Linden 50 (DBT/junophoto)

geboren 1924 in Stuttgart, gestorben 2013 in Mannheim

In memoriam – Die Berliner Mauer, 1960-1980/1995

Neun Silbergelatineabzüge

Fotogalerie C im 1. Obergeschoss UdL 50

Von den frühesten Arbeiten aus den 40er Jahren bis heute hat Robert Häusser für sein künstlerisches Œuvre in Schwarzweiß gearbeitet, meist in Einzelbildern, später in den 70er Jahren dann auch häufiger in mehrteiligen Großformaten. Das Werk steht in der Tradition der sogenannten direkten Photographie, gleichwohl nutzt es starke Kontraste und graphische Raumteilungen zur Bildung einer bildlichen Syntax und für den Bildaufbau. Die Arbeiten stehen aber fern von dem Graphismus einer rein formalistischen Photographie. Vielmehr ist bei Robert Häusser die Einebnung des dreidimensionalen Raums der Anschauung in das flächige Zeitbild als eine Bewegung der Abstraktion im Bild selbst notiert und die Vehemenz in Linien und Punktierungen, in Kontrasten und aufscheinenden Symmetrien verweist auf eine visuelle Dramaturgie der Übergänge. Robert Häussers Werk, so wohl komponiert und in Strenge bedacht es auf uns auch wirken mag, ist von einer tiefen Skepsis und durch die mit fast jedem Bild gestellten Frage geprägt, welchen Weg der Mensch nach dem Grauen des nicht einmal zu zwei Dritteln überwundenen 20. Jahrhunderts noch würde gehen können. Seine Arbeiten stehen fern von kanonisierten Kunstströmungen, und Blicke zur Photographie des Surrealismus, des Bauhauses oder der „subjektiven Photographie“ werden Häussers Werk dennoch nicht außerhalb des ihm eigenen, aufrechten und schwierigen Gangs fassen können. Wenn man das veröffentlichte Werk auch kaum als dokumentarisch bezeichnen möchte, so erscheinen die „Mauer-Bilder“ doch auch als Dokumente der 60er Jahre. „In memoriam – Die Berliner Mauer“ (1960-1980/1995) nennt er die Zusammenführung der neun Bilder, Aussichten auf die Mauer als einen versperrenden Übergang, der in der bildlichen Raumaufteilung einer unüberwindbaren Stufe gleicht. Das absurde Treppenhaus der Geschichte ist in Berlin in Stacheldraht und Mauerwerk gefasst. Ob in starker Frontalität, in angeschnittener Perspektive oder angedeuteten Fluchten, Robert Häussers Blick auf Berlin streckt die Mauer zum Inbegriff des Berliner Stadtbildes. Wird man diese Bilder einer dokumentarischen Photographie zuweisen können? Zweifellos sind sie historische Dokumente der Zeit, doch nicht die Photographie Robert Häussers, sondern als Zeichen deutscher Geschichte beansprucht das Sujet selbst diesen dokumentarischen Charakter. Die formale Rhythmisierung, das leitmotivische Element der neun Bilder liegt in den wiederkehrenden, manchmal stark kontrastierenden, hellen Flächen – ob Fassaden, Fenster, oder Schilder -, die in den einzelnen Photographien weitere Projektionsflächen öffnen. Zu Dokumenten, eben künstlerischen Dokumenten, werden diese „Mauerbilder“ erst, wenn sich der heutige Blick selbst an dem historischen Gehalt der Bilder messen lässt.  

Text: Hubertus v. Amelunxen (aus: DIE BEHAUSUNG DES MENSCHLICHEN. In: Photo- und Konzeptkunst am Baue: Unter den Linden 50. Ein Projekt für den Deutschen Bundestag, Heidelberg 2000)

Marginalspalte