Adventszeit im Deutschen Bundestag
Es begab sich aber zu der Zeit, dass eine Tradition in den Bundestag einzog – und mit ihr auch Tannenbäume, Adventskränze, Friedenslichter und Weihnachtslieder. Seit 2002 empfangen die Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages in der Vorweihnachtszeit verschiedene Gäste, die nicht nur weihnachtliche Stimmung in das Parlament bringen, sondern auch Botschaften an die Abgeordneten überbringen.
Die Schülerinnen und Schüler der Naturpark-Schule in Neuenkirchen riefen beispielsweise dazu auf, Werte wie Respekt und Würde zur Grundlage aller Entscheidungen zu machen. Dafür überreichten sie am Montag, 25. November 2024, gemeinsam mit Vertretern des Naturparks Lüneburger Heide einen Weihnachtsbaum an Vizepräsidentin Petra Pau (Die Linke).
Der von den Schülerinnen und Schülern gestaltete Baumschmuck besteht aus nachhaltigem Material und ist mit Wörtern wie Menschenrechte, Freiheit oder Umwelt beschriftet. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Kolleginnen und Kollegen über den tollen Baum stolpern werden und auch zum Nachdenken angeregt werden“, sagte Pau in ihrer Dankesrede.
Licht in dunklen Zeiten
Weiße und rote Kerzen schmücken den Wichernkranz, der auch dieses Jahr wieder Weihnachtsstimmung ins Reichstagsgebäude bringt. Das Evangelische Werk für Diakonie und Entwicklung e. V. überreichte den Adventskranz am Donnerstag, 28. November 2024, an Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen). Musikalische Unterstützung gab es vom Kinder- und Jugendchor des Evangelischen Johannesstifts Berlin-Spandau.
Göring-Eckhardt erinnerte an die Idee des Wichernkranzes, an dessen Kerzen die noch verbliebenen Tage bis Heiligabend gezählt werden könnten. Adventsschmuck bedeute für sie immer „eine Unterbrechung, ein Anhalten“ aus dem Alltag. „Das Schönste, das uns passieren kann, ist, dass die Dinge, die im Alltag unter die Räder geraten oder im Schatten stehen, im Advent mit Licht versorgt werden.“ Dabei ginge es auch um Nächstenliebe und insbesondere jene Menschen, die unter den vielen derzeitigen Krisen leiden würden. „Es geht darum, Licht in diese Welt zu bringen.“
Forderung nach sozialem Zusammenhalt
Bei Früchtepunsch und Weihnachtsgebäck nahm Vizepräsidentin Petra Pau am Freitag, 29. November 2024, im Paul-Löbe-Haus, dem „Maschinenraum des Bundestages“, den alljährlichen Weihnachtsbaum von der Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V. entgegen. Der Baumschmuck aus Wellpappe, Fellwolle und Holz wurde in liebevoller Kleinstarbeit von Schülerinnen und Schülern der Berufsschule der Hermann-Keßler-Schule hergestellt. Jeder einzelne Stern sei „ein Unikat, genau wie wir Menschen auch“, erklärten die Schülerinnen und Schüler bei der Übergabe des Baumes.
Pau bedankte sich sowohl für den „schön geschmückten Baum“ als auch für die musikalische Begleitung durch die Inklusionsband „Musch't du habba“ der Lebenshilfe Dillingen e. V. „Wer Inklusion infrage stellt, dem treten wir überall und jederzeit entschlossen entgegen“, sagte Pau in ihrer Dankesrede. Es sei Aufgabe der Politik, Bedingungen zu schaffen, sodass auch Menschen mit Behinderungen ein selbstbestimmtes Leben führen könnten.
Sie appellierte daher auch noch einmal an alle Abgeordneten, den Antrag zur intensiven Aufarbeitung der NS-Euthanasie noch vor der vorgezogenen Neuwahl am 23. Februar 2025 zu verabschieden. Der von den Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen, SPD und CDU/CSU eingebrachte Antrag sieht vor, dass die Opfer der NS-Euthanasie sowie die Opfer der Zwangssterilisation als Verfolgte des NS-Regimes anerkannt werden. Dieser Beschluss sei wichtig, „trotz allem Wahlkampfnebel“.
Symbol der Hoffnung: Friedenslicht aus Bethlehem
Eine wehrhafte Demokratie – das hat sich Yvonne Magwas (CDU/CSU) am Dienstag, 17. Dezember 2024, gewünscht. Bevor der Ring deutscher Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände e.V. der Vizepräsidentin das Friedenslicht aus Bethlehem übergeben hat, baten sie um ein paar geschriebene Worte für ihre „Zeitkapsel“. „Die Idee ist, dass die Politiker und Polititkerinnen Ideen und Wünsche aufschreiben, die sie in Zukunft umsetzen wollen. In ein paar Jahren wird die Zeitkapsel dann geöffnet und es wird geschaut, was in der Zwischenzeit passiert ist“, erklärte eine der Pfadfinderinnen.
Im Anschluss überreichten die Pfadfinderinnen und Pfadfinder der Vizepräsidentin das Friedenslicht. Dieser Weihnachtsbrauch, der bereits seit einigen Jahren auch im Deutschen Bundestag gefeiert wird, erinnert an die Botschaft vom Weihnachtsfrieden. Dafür wird jedes Jahr vor Weihnachten ein Licht in der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem entzündet und bis Heiligabend rund um die Welt weitergegeben. Aufgrund des Krieges in Gaza, wurde das Licht dieses Jahr in Steyr, Bethlehems Partnerstadt in Oberösterreich, entzündet.
Lucia und das schwedische Lichterfest
Zum krönenden Abschluss der weihnachtlichen Feierlichkeiten empfing der Deutsche Bundestag Besuch aus Schweden. 35 Sängerinnen und Sänger des Stockholmer Musikgymnasiums kamen am Dienstag, 17. Dezember 2024, ins Paul-Löbe-Haus und feierten gemeinsam mit Vizepräsidentin Yvonne Magwas, der schwedischen Botschafterin sowie weiteren Abgeordneten das Luciafest.
Magwas bedankte sich beim Chor und der schwedischen Botschaft dafür, dass die Tradition des Luciafestes auch in diesem Jahr im Bundestag fortgeführt werden konnte und betonte: „Es geht um das Fest der Barmherzigkeit. Es geht darum, die Menschen zu unterstützen, denen es nicht so gut geht.“
Das Luciafest ist ein jahrhundertealter Brauch aus Skandinavien. Jedes Jahr am 13. Dezember wird der heiligen Lucia gedacht. Der Gedenktag markierte lange Zeit den Tag der Wintersonnenwende. Die schwedische Botschafterin in Deutschland Veronika Wand-Danielsson erklärte: „Lucia bringt das Licht zurück. Es ist das Fest des Lichts, der Wärme. Es soll Vertrauen in die Zukunft spenden und unser Herz für unsere Mitmenschen weiten.“ (mtt/17.12.2024)