Interview

Bernd Rützel: Junge Gene­ration und Ältere nicht gegeneinander ausspielen

Rund 190 Milliarden Euro, fast 40 Prozent der Ausgaben des Bundes, entfallen auf den Bereich Arbeit und Soziales. „Viele Menschen brauchen den Sozialstaat“, erklärt Bernd Rützel (SPD), amtierender Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit und Soziales des Deutschen Bundestages, den hohen Betrag. Zwei große Posten sind die Rente und die Grundsicherung. „Die Rente ist eine Lebensleistung, da muss man unterstützen und da darf man nicht kürzen“, sagt Rützel am Mittwoch, 22. Oktober 2025, im Interview mit dem Parlamentsfernsehen. 

Der Bundeszuschuss zur Rentenversicherung mit derzeit rund 122 Milliarden Euro, inklusive Grundsicherung im Alter gut 130 Milliarden Euro, ist in den vergangenen Jahren zwar gestiegen,  „aber der Anteil am gesamten Bundeshaushalt ist gleich geblieben“, betont Rützel. Mit Blick auf die letzten rund 20 Jahre sei der Anteil sogar leicht gesunken. „Es ist eine Mär, wenn man behauptet, dass alles immer teurer werde“, sagt der Ausschussvorsitzende. „Das ist alles stabil, das ist solide, und das können und müssen wir uns auch leisten.“

Rentenpaket im Parlament

Im Bundestag beraten und verhandelt wird demnächst die sogenannte Aktivrente, die den steuerfreien Hinzuverdienst von bis zu 2.000 Euro für Rentner regeln soll. Darüber hinaus wird im Ausschuss ein ganzes Paket mitsamt der Mütterrente, der betrieblichen Altersvorsorge, zur Frühstartrente und zum Rentenniveau angegangen. „Wobei die Aktivrente keine Rente ist“, stellt der Abgeordnete aus dem bayerischen Unterfranken klar. Denn diejenigen, die 67 Jahre alt sind und weiterarbeiten, sollen nun Geld steuerfrei hinzuverdienen können. Nun beginne die Arbeit der Parlamentarier, „die Entwürfe anzugucken, zu verbessern, zu optimieren und auch zu verändern“.

Der Sinn der Aktivrente sei, dass viele Menschen im Alter noch gebraucht werden, sagt. Deutschland sei ein alterndes Land und der demografische Faktor sei nicht gut. Daher müsse die Erwerbstätigkeit erhöht werden. Junge Leute müssen qualifiziert werden, die Erwerbstätigkeit von Frauen müsse erhöht und die Teilzeitquoten müssten aufgestockt werden. Das Renteneinstiegsalter bleibe bei 67 Jahren. „Und wer länger freiwillig arbeiten will, der kann das tun“, sagt Rützel. „Aber es muss niemand länger arbeiten.“ Keine Gruppe solle gegen eine andere ausgespielt werden: „Das ist es, was uns stark macht in Deutschland.“ (ste/22.10.2025)