10.09.2019 | Parlament

Rede von Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble bei der Blumenniederlegung an der Gedenkplakette am Reichstagsgebäude zur Würdigung des Beitrags Ungarns zur Maueröffnung

[Es gilt das gesprochene Wort]

Anrede

„Es gibt keinen Frieden ohne Freiheit!“ Das stand 1982 auf einem Flugblatt der ungarischen Opposition in Budapest. Die Geschichte Ungarns ist voller Beispiele für die Freiheitsliebe der Nation. Ihr verdanken auch wir Deutschen einen besonders glücklichen Moment in der Geschichte. 

Vor 30 Jahren riss Ungarn den Eisernen Vorhang auf und öffnete Zehntausenden Flüchtlingen aus der DDR das Tor zur Freiheit – und das, obwohl 80.000 sowjetische Soldaten noch im Land stationiert waren. Die Situation war unberechenbar.

Geschichte wird von Menschen gemacht, von Menschen, die Mut beweisen – deshalb freue ich mich auch besonders, Herrn Árpád Bella und Herrn László Nagy hier zu begrüßen: Herr Bella hat als Grenzoffizier an der ungarisch-österreichischen Grenze die DDR-Bürger Richtung Westen passieren lassen. Herr Nagy zählt zu den Organisatoren des Paneuropäischen Picknicks in Sopron. Kaum mehr als zwei Monate später fiel die Berliner Mauer. 

Wir vergessen den Mut und die Großherzigkeit des ungarischen Volkes im Sommer 1989 nicht! 

Diese Gedenkplakette am Gebäude des deutschen Parlaments erinnert an den entscheidenden Beitrag Ungarns zur deutschen Einheit und zur Einheit Europas – in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Fragment der Mauer aus der Danziger Werft. 

Beides erinnert daran, dass wir einander brauchen, dass wir nur gemeinsam die Zukunft Europas in der globalisierten Welt gestalten können. Auf der Grundlage gemeinsamer Werte, die uns verbinden.

Marginalspalte