Besuch der ehemaligen Stasi-Untersuchungshaftanstalt Rostock
Die SED-Opferbeauftragte besuchte am 16. Oktober die Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Stasi-Untersuchungshaftanstalt Rostock (DuG). Die Gedenkstätte wird seit 2021 von der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern getragen und steht unter der Leitung von Dr. Steffi Brüning.

Das Gebäudeareal rund um das Gefängnis wurde vom Ministerium für Staatssicherheit genutzt. (© Team Zupke)
Der historische Gebäudekomplex wurde in den 1950er-Jahren mitten in Rostock errichtet und diente bis 1989 als Untersuchungshaftanstalt des Rostocker Bezirksamts für Staatssicherheit. Von 1999 bis 2017 war die DuG Teil des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes (BStU) in Kooperation mit der Universität Rostock und dem Land Mecklenburg-Vorpommern. Die bauliche Struktur ist weitgehend erhalten geblieben und gibt Einblick in die räumlichen Bedingungen, unter denen Untersuchungshaft in der DDR stattfand – von engen Zellen über Verhörräume bis hin zu isolierten Innenhöfen.
Das Untersuchungsgefängnis verfügte über ca. 50 Zellen verteilt auf drei Etagen, in denen bis 1989 rund 4.900 Frauen und Männer aus überwiegend politischen Gründen von der Staatssicherheit inhaftiert wurden. Eine Dauerausstellung zeigt anhand einzelner Schicksale die Haftbedingungen sowie die Auswirkungen politischer Verfolgung auf und vermittelt zudem fundiertes Wissen über Funktion und Arbeitsweise der Stasi.
Besonders bewegt war die Bundesbeauftragte von den Berichten der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und den eindrücklichen persönlichen Gegenständen, die in den ehemaligen Haftzellen den von Repression geprägten Haftalltag beschreiben. Auch dokumentiert die Ausstellung die Friedliche Revolution in Mecklenburg-Vorpommern, die besonders jüngere Menschen anspreche, erklärte die Gedenkstättenleiterin. Nicht selten erkennen sie auf den Fotos Bekannte, Freunde und Verwandte. Das mache Geschichte für sie greifbar, sagte Brüning begeistert.

Die Bundesbeauftragte schaut sich die Ausstellung zur Friedlichen Revolution in Rostock an. (© Team Zupke)
Die SED-Opferbeauftragte resümiert: „Gedenkstätten leisten wichtige historische Bildungsarbeit. Gleichzeitig sind sie Plattform für einen gesellschaftlichen Dialog über Demokratie, Freiheit und Menschenrechte. Das trägt ganz wesentlich dazu bei, die Bedeutung von Rechtsstaatlichkeit, Meinungsfreiheit und individueller Verantwortung im kollektiven Bewusstsein zu verankern.“
Die DuG bietet regelmäßig Führungen, Seminartage und thematische Veranstaltungen an – insbesondere für Schulklassen, Jugendgruppen und Studierende. Auch interessierte Einzelbesucherinnen und -besucher können an öffentlichen Rundgängen teilnehmen. Wechsel- und Sonderausstellungen ergänzen das Bildungsangebot, so auch die aktuelle Sonderausstellung „Über die Ostsee in die Freiheit“.