08.10.2025 | Parlament

Zum 9. Oktober: Erinnerung an den „Tag der Entscheidung“ 36 Jahre nach der Friedlichen Revolution

Auf dem Foto sind drei Frauen und ein Mann abgebildet, die auf einer Bühne in Sesseln sitzen. Eine Frau spricht ins Mikrofon. Sie sitzen mit dem Blick zur Kamera. Im Hintergrund steht ein Roll-Up mit der Aufschrift Robert-Havemann-Gesellschaft und hinten an der wand ist eine Leinwand. Darauf wird ein Bild projiziert, auf dem eine Demontration zu sehen ist, die vor einem Gebäude stattfindet.

Evelyn Zupke im Gespräch mit Moderatorin Charlott Hallier (Politikjournalistin im RTL-Hauptstadtstudio), Uwe Schwabe (Bürgerrechtler und DDR-Oppositioneller) und Luisa Bäde (Teil des Netzwerks Nachwendekinder) v.l.n.r. (© Team Zupke)

Die Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur nahm am Abend des 8. Oktober 2025 an der Veranstaltung der Robert-Havemann-Gesellschaft (RHG) „Widerstand erinnern - Demokratie verteidigen“ teil. 

Gemeinsam mit maßgeblichen Protagonisten der Friedlichen Revolution, zu denen auch Evelyn Zupke zählt, erinnerte man an den Mut der vielen Menschen, die sich in dieser Zeit gegen die SED-Diktatur stellten. Sie taten dies trotz Angst vor einer „chinesischen Lösung“, der blutigen Niederschlagung der chinesischen Demokratiebewegung durch die Kommunistische Diktatur im Juni 1989.

Im Mittelpunkt standen dabei die Ereignisse im Herbst 1989, die den Weg zum Mauerfall und zur Wiedervereinigung bereiteten. Am 7. und 8. Oktober schlug das DDR-Regime noch gewaltsam gegen Menschen los, die im ganzen Land friedlich für demokratische Reformen protestierten. Doch schon am 9. Oktober trotzten in Leipzig 70.000 (aktuelle Zahlen der Uni Leipzig sollen von 120.000 sprechen) Demonstrierende der Staatsmacht. Sie gingen mutig für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte auf die Straße. Das Regime griff trotz massiver Polizei- und Armeepräsenz nicht ein. Damit war klar, dass ein Wendepunkt erreicht war und das Regime nicht mehr in der Lage war, die Bevölkerung mit Gewalt einzuschüchtern und zu unterdrücken. Der 9. Oktober gilt daher heute als „Tag der Entscheidung“. Es war DER Wendepunkt, der der Friedlichen Revolution unwiderruflich Kraft verlieh, bis zum 4. November rund 1 Million Menschen in Berlin auf die Straße brachte und wenig später zum Fall der Mauer führte.

Das Bild zeigt einen Bildausschnitt von einem großen Briefumschlag. Darauf steht Ich zeige an und Berichte von Betroffenen zu den Ereignissen am 7. und 8. Oktober 1989 in Berlin.

Foto vom Umschlag der Gedächtnisprotokolle von den gewaltsamen Übergriffen am 7. und 8. Oktober 1989 in Berlin. (© Robert-Havemann-Gesellschaft)

Als Zeitzeugen verlasen Dr. Bernd Florath und Stefan Müller originale Gedächtnisprotokolle von den gewaltsamen Übergriffen am 7. und 8. Oktober 1989, von denen sie auch selbst betroffen waren. Aram Radomski berichtete, wie er am 9. Oktober 1989 von einem Kirchturm die Demonstration in Leipzig filmte, seine Aufnahmen nach Berlin und an die Redaktion „Kontraste“ in West-Berlin schmuggelte und seine Bilder der friedlichen Demonstration um die Welt gingen. Evelyn Zupke unterstrich bei der Veranstaltung, dass in der Erinnerungskultur die Opferperspektive gestärkt werden müsse, da diese zu häufig vergessen werde. Und sie mahnte eindringlich: „Es braucht dabei auch, dass die Geschichte des Widerstandes in der DDR von Anfang an erzählt wird. Diese wichtige Arbeit wird ein künftiges Forum für Opposition und Widerstand leisten“, so Evelyn Zupke. 

Die gesamte Veranstaltung wurde aufgezeichnet und ist online auf der Homepage der RHG abrufbar.

Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Demokratie braucht Räume“. Die nächste öffentliche Veranstaltung wird am 13. November 2025 um 18:30 Uhr ebenfalls „ im Haus 22 auf dem Campus stattfinden: “Aufbruch für die Menschenrechte – Internationale Stimmen des Protests„ im Haus 22 auf dem Campus.