05.06.2024 Sport — Ausschuss — hib 382/2024

Olympia: DOSB will unter die TOP 10 in der Nationenwertung

Berlin: (hib/HAU) Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) strebt eine Platzierung unter den besten zehn Nationen in der Medaillenwertung bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris an. „Das ist nicht unrealistisch, auch wenn es ein harter Kampf werden wird“, sagte Olaf Tabor, Vorstand Leistungssport im DOSB und Chef der Mission der deutschen Olympiamannschaft am Mittwoch vor dem Sportausschuss. Entscheidend, so Tabor, sei es aber, dass die einzelnen Athletinnen und Athleten ihre eigenen Ziele erreichen, die ganz unterschiedlich sein könnten. „Wir haben erfahrene Top-Kräfte dabei, für die die Medaille das Ziel ist. Wir haben aber auch junge Kräfte dabei, die ihren Höhepunkt vielleicht erst in vier oder in acht Jahren erreichen, und für die es darum geht, Erfahrungen zu sammeln“, sagte Tabor.

Knapp sieben Wochen vor der Eröffnungsfeier seien noch 25 Prozent der Sportler in der Qualifikation, die in einigen Sportarten bis zum 23. Juni stattfände, sagte der deutsche Delegationsleiter. Das deutsche Team werde 420 bis 430 Athletinnen und Athleten umfassen - jeweils zur Hälfte Frauen und Männer. Stand heute gebe es 348 Qualifizierungen - sogenannte Quotenplätze, sagte Tabor. Lediglich hinter 25 Prozent der Plätze finde sich schon ein Name. Die anderen, die einen Quotenplatz errungen hätten, müssten sich noch durch eine nationale Qualifikation kämpfen.

Nach aktuellem Stand werde es bei 25 von 32 Sportarten deutsche Teilnehmer geben. Definitiv nicht besetzt seien die Sportarten Gewichtheben, Rugby und Wasserball. Sehr stark vertreten sind laut Tabor die Mannschaftssportarten. „Acht Teams werden auf jeden Fall für Deutschland an den Start gehen“. Eine „Restchance“ gebe es noch für die Volleyballerinnen.

Neue Maßstäbe, so der DOSB-Vertreter, würden mit dem „Deutschen Haus“ gesetzt. Das Rugbystadion Jean Bouin in direkter Nachbarschaft zum Prinzenpark und zum Stade Roland Garros werde das „Home of Team D“ beherbergen. Damit werde das Deutsche Haus nicht nur das erste Mal in einem Stadion umgesetzt, sondern auch erstmals um eine Fanzone erweitert. Bis zu 3.000 Menschen könnten im Innenraum des Stadions untergebracht werden und dort die deutsche Mannschaft feiern sowie die Wettkämpfe im Public Viewing verfolgen. In dem Stadion werde aber auch ein Athletikzentrum aufgebaut, in dem sportartübergreifend unter besten Voraussetzungen exklusiv trainiert werden könne und das ein Rückzugsraum für die deutschen Athletinnen und Athleten darstelle, sagte Tabor.

Die vor ihren vierten Olympischen Spielen stehende Moderne Fünfkämpferin Annika Zillekens schilderte vor den Abgeordneten ihre aktuelle Gemütslage, die sowohl Konzentration als auch Vorfreude umfasse. Erstmals werde sie bei ihrem letzten internationalen Wettkampf als Mutter an den Start gehen, sagte Zillekens und nutzte die Gelegenheit, auf Defizite bei der aktuellen Fördersystematik hinzuweisen, die keine Unterstützung für Eltern mit Kleinkindern vorsehe.

Hier brauche es mehr Unterstützung, befand auch Johannes Herber, Geschäftsführer von Athleten Deutschland. Damit Athletinnen und Athleten flächendeckend Zugang zu einer „Unterstützung auf Weltniveau“ haben, sei eine nachhaltige und auskömmliche Finanzierung der Olympiastützpunkte nötig, sagte Herber. Um besondere Bedarfe decken zu können, brauche es zudem die Möglichkeit einer Individualförderung.

Der Athletenvertreter nahm auch die Nominierungsverfahren der Verbände in den Blick. Weil für die Athletinnen und Athleten sehr viel auf dem Spiel stehe, müssten diese so integer wie möglich ablaufen. Die Nominierungskriterien müssten transparent, nachvollziehbar und überprüfbar sein. Sie dürften auch nicht kurz vor Ende des Qualifizierungszeitraums noch geändert werden, wodurch den Athletinnen und Athleten die Planungssicherheit genommen würde. Sollte es zu einem Dissens kommen, was punktuell auch der Fall sei, brauche es eine übergeordnete Streitbeilegungsstelle, sagte Herber.

Aus Sicht des DOSB-Vorstandes Tabor gibt es keine Unklarheiten bei den Kriterien. In keinem Fall habe es verspätete Veränderungen gegeben. Aufgestellt worden seien die Kriterien von den Verbänden, wobei die Athletenvertretungen eingebunden seien. Die Nominierung nehme schlussendlich der DOSB vor, der sich an diesen Kriterien orientiere.

Herber räumte ein, dass bei der Erarbeitung der Nominierungskriterien in den Verbänden die jeweiligen Athletenvertreter eingebunden sein sollten. Dies werde „unterschiedlich gut gehandhabt von den Verbänden“, sagte er. Deshalb sei es wichtig, „dass es Mindeststandards für diese Verfahren gibt“.

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