DOSB will Bundesmilliarde für den Sport, „und zwar jährlich“
Berlin: (hib/HAU) Unterstützung bei der Olympiabewerbung, eine Bundesmilliarde für den Sport, „und zwar jährlich“, und die Stärkung des Ehrenamtes: So lauten einige der Forderungen, die Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), und Hans-Jörg Michels, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), am Mittwoch vor dem Sportausschuss erhoben haben. Der ebenfalls zu der Sitzung geladene Geschäftsführer von Athleten Deutschland, Johannes Herber, forderte indes klare Ziele, eine klare Führung und klare Prinzipien, nach denen gehandelt werden könne.
„Wir wollen die Spiele wieder nach Deutschland holen“, machte DOSB-Präsident Weikert deutlich. „Olympia begeistert und vereint die Menschen auf der ganzen Welt“. Eine erfolgreiche Bewerbung für die olympischen und die paralympischen Spiele sei ein Katalysator für einen gesellschaftlichen Wandel „zu mehr Bewegung, mehr Zusammenhalt, mehr Zuversicht“, sagte er und forderte Rückendeckung durch die Bundespolitik.
Weikert betonte zudem die Bedeutung der Bundesmilliarde, die der Sport jährlich brauche. Viele Sportstätten seien marode, veraltet und nicht barrierefrei. „Mit der Bundesmilliarde und dem geplanten Sondervermögen haben Sie die einmalige Chance, eine echte Modernisierungsinitiative zu starten“, sagte der DOSB-Präsident an die Abgeordneten gewandt. Zugleich rief er dazu auf, die Spitzensportreform gemeinsam mit dem organisierten Sport ins Ziel zu bringen. Zudem brauche es eine Stärkung des Ehrenamtes. Der Koalitionsvertrag, so lobte er, sei gefüllt mit vielen konkreten Erleichterungen für Vereine. „Setzen Sie diese zeitnah um und nutzen Sie parallel den Zukunftspakt Ehrenamt, um Maßnahmen zur Anerkennung und Sichtbarkeit von Engagierten zu entwickeln“, forderte Weikert.
Eine strukturierte Neuausrichtung im Spitzensport müsse nicht nur im olympischen, sondern auch im paralympischen Sport stattfinden, mahnte DBS-Präsident Michels an. „Der Behindertensport braucht die gleichrangige Förderung wie der olympische Sport“, betonte er. Eine Verstetigung der Bundesmittel sowie eine zügige Entscheidungsfindung seien aus Sicht des DBS zu begrüßen. Die Bundesmilliarde sei das richtige Signal. Sie müsse aber richtig verteilt und dauerhaft abgesichert werden. Beim Einsatz der Mittel müsse auch immer an die Barrierefreiheit gedacht werden.
Die Olympiabewerbung sei zu begrüßen, machte Michels deutlich. Damit könne ein deutlicher Schub für die inklusive Sportentwicklung verbunden sein, wenn paralympische Belange „von Anfang an gleichberechtigt mitgedacht werden“.
Auf Nachfrage der Abgeordneten erläuterte DOSB-Präsident Weikert den zeitlichen Ablauf der Bewerbung, die voraussichtlich erst im September 2026 durch eine außerordentliche DOSB-Mitgliederversammlung finalisiert werden könne. Dann müsse sich der DOSB auf einen der vier Kandidaten Berlin, Hamburg, München oder Rhein/Ruhr geeinigt haben. Einem schnelleren Prozess stünde das Bürgervotum in Hamburg entgegen. Derzeit erfolge die sportfachliche Prüfung der Bewerbungen durch den DOSB, sagte er.
Nach prioritären Forderungen an die Politik befragt, nannte Weikert die Stärkung des Ehrenamtes. Tue man nichts an der Basis, passiere auch nichts. „Wir müssen das Ehrenamt mehr alimentieren, sonst brechen uns die Spitzenleute weg, die unten gut trainiert und betreut werden müssen“, sagte er. DBS-Präsident Michels nannte als wesentliche Aufgabe, mehr Kinder und Jugendliche in den Sport zu bringen, „insbesondere in den paralympischen Sport“. 55 Prozent der behinderten Menschen in Deutschland hätten keinen Zugang zum Sport. Daran zu arbeiten, sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Athletenvertreter Herber forderte, eine Debatte über die Ziele der Sportförderung zu führen. Zwar wünschten sich alle einen erfolgreichen Spitzensport, doch gebe es keine Einigkeit darüber, „was unter erfolgreich zu verstehen ist“, sagte der Geschäftsführer von Athleten Deutschland. „Wer Medaillen bei Olympia will, muss sich auf Sportarten konzentrieren, die Medaillen liefern“, so Herber. Wer die Vielfalt erhalten wolle, müsse breit fördern. Wolle man die Bürger leichter in Bewegung bringen, müssten aus seiner Sicht leicht zugängliche Sportarten bekannter gemacht und deren Infrastruktur ausgebaut werden. Gehe es darum, Identifikation und Zusammengehörigkeit zu stiften, könne man sich auf ein paar publikumswirksame Ballsportarten beschränken.
„Wir wollen aktuell alles, bekommen aber zu wenig“, lautete sein Fazit. Das Ergebnis seien mehr Zielkonflikte als Ziele. Folge davon seien wiederum „halbgare Entscheidungen, eine ineffiziente Mittelverwendung und Unzufriedenheit“.
Als Volksvertretung sei der Bundestag dafür prädestiniert, Entscheidungen für klare Ziele der Spitzensportförderung zu treffen, „weil diese Ziele am stärksten sind, wenn sie gesellschaftlich legitimiert sind“. Benötigt werde eine klare Führung. „Wer klare Ziele erreichen will, braucht jemanden, der die Verantwortung dafür übernimmt und sich nicht scheut, unpopuläre Entscheidungen zu treffen - ob bei der Mittelverteilung für Verbände oder bei der Neustrukturierung des Stützpunktsystems“, sagte Herber.