Enquete-Kommission Afghanistan

Michael Müller leitet Enquete-Kommission zum Afghanistan­einsatz der Bundeswehr

Bärbel Bas und Michael Müller stehend nebeneinander.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und der Vorsitzende der Enquete-Kommission „Lehren aus Afghanistan für das künftige vernetzte Engagement Deutschlands“, Michael Müller (SPD). (© DBT/Janine Schmitz/photothek)

Die Enquete-Kommission „Lehren aus Afghanistan für das künftige vernetzte Engagement Deutschlands“ hat sich am Montag, 19. September 2022, in Anwesenheit von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas konstituiert. Zum Vorsitzenden wurde Michael Müller (SPD), der frühere Regierende Bürgermeister von Berlin, gewählt. Stellvertretende Vorsitzende ist Serap Güler (CDU/CSU)

Das Gremium soll den deutschen Beitrag zur internationalen Stabilisierungsmission in Afghanistan zwischen 2002 und 2021 bewerten und Empfehlungen für zukünftige Einsätze geben. 

Bas: Stärken und Schwächen des Einsatzes analysieren 

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas erinnerte an die Sitzung am 8. Juli, in der der Bundestag die Einsetzung der Enquete-Kommission beschlossen und einen umfassenden Arbeitsauftrag formuliert habe. Neben dem 1. Untersuchungsausschuss, der sich vor allem mit dem Ende der Afghanistan-Mission, den Umständen des Abzugs und der Evakuierung befasse, werde nun ein zweites Gremium geschaffen, das den Einsatz in seiner Gesamtheit in den Blick nehmen und Stärken und Schwächen analysieren werde, um daraus Lehren für die künftige deutsche Außen- und Sicherheitspolitik zu ziehen.

Die Einsetzung beider Gremien unterstreiche, dass der Bundestag seine Verantwortung gegenüber der Bundeswehr als Parlamentsarmee sehr ernst nehme. Die ehrliche Aufarbeitung der Afghanistan-Mission sei zudem eine Verpflichtung gegenüber allen, die an dem Einsatz beteiligt gewesen seien: Soldaten, Diplomaten, Entwicklungshelfern, Ortskräften.

Müller: Große Erwartungshaltung der Öffentlichkeit

Deutschland habe sich mehr als 20 Jahre in Afghanistan engagiert, sagte Michael Müller. Trotzdem habe der Bundeswehreinsatz und viele Milliarden Euro, die für humanitäre Hilfe und den Aufbau einer funktionierenden Zivilgesellschaft investiert worden seien, nicht zu einer dauerhaften Befriedung geführt. Aufgabe der Enquete-Kommission werde es deswegen sein, „die Deutsche Außen- und Sicherheitspolitik und insbesondere den ,Vernetzten Ansatz', ausgehend vom 20-jährigen Afghanistan-Einsatz, zu analysieren.“ Eine besondere Bedeutung komme dabei den stimmberechtigten und unabhängigen Sachverständigen zu. „Durch Ihre Expertise werden wissenschaftliche Betrachtungen und praktische Erfahrungen eine gewichtige Stimme in der Kommission haben.“

Die Enquete-Kommission „Lehren aus Afghanistan für das zukünftige vernetzte Engagement Deutschlands“ habe den Anspruch, „dazu beizutragen, dass sich begangene Fehler in Zukunft nicht wiederholen“, sagte Müller. In der Öffentlichkeit gebe es eine große Erwartungshaltung. International werde Deutschland in Zukunft sicherheitspolitisch noch stärker gefordert. Die Kommission habe nun „mindestens zwei sehr anspruchsvolle Jahre“ vor sich, um Ihrem Auftrag gerecht zu werden. 

Mitglieder aus den Fraktionen

Das 24 Mitglieder umfassende Gremium setzt sich je zur Hälfte aus Abgeordneten und berufenen Sachverständigen zusammen, die von den sechs im Bundestag vertretenen Fraktionen benannt wurden. SDP- und CDU/CSU-Fraktion stellen jeweils drei Abgeordnete, Bündnis 90/Die Grünen und FDP je zwei, die AfD und Die Linke je einen.

SPD: Michael Müller (Vorsitzender), Christoph Schmid, Derya Türk-Nachbaur; Stellvertreter: Prof. Dr. Lars Castellucci, Dr., Aydan Özoğuz, Nadja Sthamer

CDU/CSU: Peter Beyer, Serap Güler (stellvertretende Vorsitzende), Susanne Hierl; Stellvertreter: Michael Brand, Dr. Marlon Bröhr, Dr. Katja Leikert

Bündnis 90/Die Grünen: Schahina Gambir, Philip Krämer; Stellvertreterinnen: Deborah Düring, Merle Spellerberg

FDP: Knut Gerschau, Christian Sauter; Stellvertreter: Dr. Ann-Veruschka Jurisch, Frank Müller-Rosentritt

AfD: Jan Ralf Nolte; Stellvertreter: Joachim Wundrak

Die Linke: Andrej Hunko; Stellvertreterin: Heidi Reichinnek

Sachverständige Mitglieder 

Prof. Dr. Anna Geis, Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg, Institut für Internationale Politik, Hamburg

Prof. Dr. Dr. Hans-Joachim Gießmann, Direktor Emeritus der Berghof Stiftung, Schenefeld

Reiner Haunreiter, Oberst a. D., Lehrbeauftragter, Technische Hochschule Deggendorf

Dr. Michael Lüders, Präsident, Deutsch-Arabische Gesellschaft, Berlin

Prof. Dr. Carlo-Antonio Masala, Lehrstuhl für internationale Politik, Universität der Bundeswehr München, Neubiberg

Dr. Katja Mielke, International Centre for Conflict Studies (BICC), Bonn

Winfried Nachtwei, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D., Münster/Westfalen

Egon Ramms, General a. D., Meckenheim

Prof. Dr. Ursula Schröder, Wissenschaftliche Direktorin, Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH)

Oberst André Wüstner, Vorsitzender, Deutscher Bundeswehrverband e. V., Berlin

Jörg Vollmer, General a. D., Inspekteur des Heeres a. D., Commander Allied Joint Forces Command der NATO, Brunssum/Niederlande

Dr. Ellinor Zeino, Leiterin, Regionalbüro Südwestasien der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V., Abteilung Asien und Pazifik, Berlin

(ll/19.09.2022)

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