Parlament

Parlamentarisierung von oben? Das Erfurter Unionsparlament 1850

alte Zeichnung mit Blick in die Erfurter Augustinerkirche im Jahr 1850

Blick in die Erfurter Augustinerkirche, wo 1850 das Unionsparlament tagte (© Quelle: Stadtmuseum Erfurt)

Das Erfurter Unionsparlament ist sicherlich die unbekannteste Volksvertretung in der deutschen Geschichte. Für diese Vergessenheit gibt es Gründe. Das Unionsparlament trat auf Betreiben des preußischen Königs zusammen – nur wenige Monate, nachdem er die Frankfurter Nationalversammlung brüskiert und auseinandergejagt und die Revolution von 1848/49 militärisch niedergeworfen hatte. Es war sein Versuch, durch Zugeständnisse die Situation zu beruhigen. Dabei ging es vor allem um die Schaffung eines deutschen Nationalstaats mit einer modernen Verfassung. Doch die Demokraten boykottierten das Projekt einer deutschen Union, es blieb ihnen zu weit hinter den Errungenschaften der Revolution zurück. Lediglich die Liberalen und Konservativen kamen nach Erfurt. Und es waren auch nicht alle deutschen Staaten vertreten. Bayern, Sachsen, Württemberg und Hannover entsandten keine Abgeordneten, weil sie die Dominanz Preußens in einer künftigen Union fürchteten. So tagte in Erfurt ein unvollständiges Parlament, beriet im März und April 1850 die Unionsverfassung und verabschiedete sie schließlich mit großer Mehrheit. Doch die deutsche Union wurde nie Wirklichkeit, weil die Widerstände gegen einen Nationalstaat unter preußischer Führung ohne Österreich wuchsen.